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Heimatforscher Heimatforscher: Hatte Frose einst eine Kaiserpfalz?

Von Anja Großmann 02.09.2002, 17:28

Frose/MZ. - "Wenn das, was ich hier zu beweisen versuche, einmal bestätigt wird, können viele so genannte Doktoren ihre Dissertationen wegschmeißen", meint Kurt Engmann aus Frose. Der Hobby-Historiker ist überzeugt, dass die Stephanuskirche in seinem Heimatort vor etwa tausend Jahren als Kaiserpfalz genutzt wurde. Sie soll sich von der alten Schule über das Volksgut bis hin zum Pfarrhaus erstreckt haben.

Deutsche Könige und Kaiser führten im Mittelalter die Regierungsgeschäfte von Pfalzen aus. So konnte ihr teilweise beachtlicher Hofstaat versorgt werden und der Herrscher zeigte seine Präsenz und Gerichtsbarkeit direkt vor Ort. Warum sollte aber gerade in Frose eine Kaiserpfalz existiert haben?

Papst Gregor I. hat im achten Jahrhundert den Beschluss erlassen, germanische Kultstätten mit christlicher Religion zu vereinbaren. Im Jahre 785 geriet auch Frose in das Missionsfeld des Christentums. Deshalb wurde der Thingplatz, der freie Sicht auf den Brocken, dem Hauptheiligtum des ansässigen Stammes, ermöglichte, mit der Stephanuskirche überbaut.

Hobby-Historiker Nach 834 hat vermutlich Ludwig der Deutsche einen Kanonikerstift in Frose gegründet, ließ ihn zur Pfalz ausbauen und nutzte ihn entsprechend. "In einem solchen Stift hatte weder der Bischof noch der Papst etwas zu sagen. Nur der weltliche Herrscher konnte über die Kanoniker und ihr Stift verfügen", erklärt Engmann. Der Sachbuchautor Manfred Höfer aus Bremerhaven unterstützt die Theorie und stellte Urkunden zur Verfügung, aus denen die Existenz einer Kaiserpfalz in Frose hervorgeht. Sowohl König Otto I., Kaiser Otto II., Kaiserin Adelheid als auch König Heinrich II. suchten die Pfalz, die sich auf sicherem Terrain befand, innerhalb von etwa 58 Jahren immer wieder auf. "Die Urkunden sind der Beweis für meine Vermutung", glaubt Engmann, der in Fachkreisen aber eher Kopfschütteln erntet.

Dennoch bleibt er dran am Thema, das sei er seinem verstorbenen Freund, Pastor Rudolph Joppen, schuldig, der schon vor langer Zeit bemerkte: "Irgendetwas stimmt mit Froses Geschichte nicht."