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Harzklub-Zweigverein Stecklenberg Harzklub-Zweigverein Stecklenberg: Sieben Buchen für Ortsgründer

Von Detlef Anders 13.11.2002, 16:40

Stecklenberg/MZ. - "Fischers Buche" wurde der Baum, der aus sieben Bäumen zusammengewachsen war, seit Generationen genannt. Seit wann der Baum diesen Namen hatte, ist nicht genau bekannt.

"Die Bezeichnung geht auf den Amtmann Leberecht Fischer zurück, der das Friedrichsdorf in Suderode und Friedrichsbrunn gegründet und in Stecklenberg Leute angesiedelt hat", erklärte Georg Baars, der Vorsitzende des Stecklenberger Harzklub-Zweivereins, am Wochenende. Mitglieder des Vereins hatten sieben junge Buchen gepflanzt, aus denen wieder eine mehrschäftige "Fischers Buche" wachsen soll. Anfang Februar war aus der alten, ebenfalls siebenschäftigen Buche ein Schaft herausgebrochen und der Forst hatte daraufhin den Baum gefällt, bedauerte er.

Leberecht Christian Fischer hatte das Stecklenberger Amt 1756 im Brauhaus von seinem Vater Andreas Martin Fischer übernommen, der es 1732 - wie damals nicht unüblich - ersteigert hatte. Wie Ortschronist Dieter Steffen berichtete, hat sich Leberecht Fischer für etliches verdient gemacht. "Er war derjenige, der unseren Ort zu verantworten hat." In seiner Amtszeit wurde aus dem "Vorwerk unterm Steckelberg" mit 23 Familien ein Ort. 24 Kolonisten siedelte Amtmann Fischer an. "Er hat vom Staat eine Summe Geld bekommen und Häuser samt Nebengelass gebaut", schilderte Dieter Steffen. Diese Wohnstellen verkaufte Fischer an die Siedler und im Gegenzug bekam er Vergünstigungen, wie freie Jagd.

Als der preußische König 1772 1 000 Ausländer im Land ansiedeln wollte, hatte sich Leberecht Fischer bereit erklärt, 100 Leute anzusiedeln. Für 35 Kolonisten wollte er das Friedrichdsdorf im heutigen Bad Suderode bauen, 50 Kolonisten sollten am ungetreuen Brunnen, dem heutigen Friedrichsbrunn, Häuser erhalten und 15 Kolonisten wollte er in Stecklenberg ansiedeln. Dieter Steffen schreibt seinem Ortsgründer dabei frühkapitalistische Methoden im untergehenden Feudalismus zu. Statt Eichenbalken wurden Buchenäste in den Dachstühlen verwendet, die bald zum Einsturz mancher Bauten und zu Aufruhr bei den Kolonisten führten. Der "brave Mann" und "treue Vasall", als den der König den arbeitseifrigen Amtmann kannte und den er deshalb mit Titeln wie Kriegsrat, Domänenrat, Kammerrat und Forstrat überhäufte, fiel daraufhin in Ungnade. 1784 musste Leberecht Fischer seinen Hut nehmen. Dieter Steffen weiß, dass der ehemalige Amtmann sein Gut, den "Lindenhof" in Neinstedt, daraufhin verließ und auf ein Rittergut in Norddeutschland zog, wo er nach Fehlinvestitionen in Meliorationsprojekte verarmt im Jahr 1792 starb.

Aber Dieter Steffen berichtet auch, dass Fischer zum Erhalt der Neinstedter Katharinen-Kirche beitrug und beim Aufbau des Eisenhüttenwerkes in Thale eine große Rolle spielte. Als Forstrat versorgte er die Blechhütte mit dem zum Heizen der Öfen nötigen Holz, genauer der Holzkohle. Im Jahre 1780 wurde Fischer sogar zum Hüttendirektor ernannt.