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Haldenbrand an Kratzensteinscher Mühle Haldenbrand an Kratzensteinscher Mühle: Erbe aus DDR-Zeit kommt teuer

Von Hendrik Kranert 01.07.2003, 17:29

Quedlinburg/MZ. - Oberhalb der Straße nach Warnstedt kippte die einstige Dampfziegelei ihre Asche ab, weiß Mürb. Später wurde der etwa 2 500 Quadratmeter große Platz zwischen Tonkuhle und Altenburg als Braunkohle-Deponie genutzt. Gebrannt hat es dort schon zu DDR-Zeiten immer wieder, wissen Quedlinburger. Doch nach der Wende war zunächst Ruhe. Vor vier Wochen loderten die Flammen aufgrund der extremen Trockenheit wieder auf, am Wochenende war es so schlimm, dass die Quedlinburger Feuerwehr die Landstraße voll sperren musste, um Schlauchleitungen zum Mühlgraben zu verlegen, weiß Bernd Reuschel, Sachgebietsleiter Gefahrenabwehr bei der Stadtverwaltung: "Insgesamt musste die Wehr bislang acht Mal ausrücken." Der nahe Wald und ein Weizenfeld drohten Raub der Flammen zu werden (die MZ berichtete). Indes: Viel Wasser bringt nur wenig, wissen Mürb und Reuschel. Denn die Glutnester in der vermutlich ein bis 1,50 Meter dicken Kohlenschicht lassen sich nicht einfach löschen. Im Gegenteil, das Wasser kann bei Kontakt mit dem extrem heißen Material zu chemischen Reaktionen und Verpuffungen führen, das Feuer weiter anheizen. Ungewöhnlich ist das nicht: Im Ruhrgebiet gibt es Halden, die seit Jahrzehnten brennen, wie auch Kohlenflöze in China und England.

Ein Gutachten soll nun bis Anfang kommender Woche klären, inwieweit die Umwelt durch den Haldenbrand gefährdet und wie dem Feuer bei zu kommen ist. Die Halde befindet sich im Landschaftsschutzgebiet und grenzt an das Quedlinburger Trinkwasserschutzgebiet. "Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten", sagt Reuschel: "Entweder das gesamte Material abtragen und als Sondermüll entsorgen oder versiegeln." Die letztere scheint die wahrscheinlichere Variante, "denn Abtragen wäre finanzieller Wahnsinn für den Eigentümer", meint auch Marion Meier vom Umweltamt des Landkreises nach einem Vororttermin Dienstagvormittag. Teuer genug wird es ohnehin. "Ich weiß nicht, wie wir das finanzieren sollen", sagt Reinhard Mürb. Besonders bitter für ihn und die anderen Kratzenstein-Erben: Zu DDR-Zeiten enteignet, blieben der Familie nur "Schrott-Grundstücke". Und ein Teil davon wurde auch noch als Deponie von anderen missbraucht.

"Die Verursacher sind weg, aber wir müssen die Leichen entsorgen", meint Mürb. Als Eigentümer der Flächen ist er für die Gefahrenabwehr zuständig.