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Gymnasium Stephaneum Gymnasium Stephaneum: Histörchen ranken sich um die Stephanischule

Von Kerstin Beier 15.03.2004, 17:52

Aschersleben/MZ. - Die Schule möchte diese Jubiläen zu einem Höhepunkt werden lassen und will deshalb in diesem Jahr ein Team bilden, das die Geburtstagsparty vorbereitet. Diesem Komitee werden auch ehemalige Schüler angehören. Dank einer ausführlichen und sorgsam geführten Schulchronik ist das Wissen über die Geschichte des Hauses, das 1907 als neue Stephanischule eingeweiht wurde und später den Namen "Waldemar Holtz" erhielt, recht groß.

Viele interessante Histörchen sind aus ihr herauszulesen. So zum Beispiel, dass die Baukosten 250 000 Mark betrugen. Das Tageblatt, das über den Umzug am 4. April 1907 berichtete, übermittelte den besonderen Dank an den Königlichen Kreisschulinspektor, "der amtlich die Gründe bestätigte, die einen Neubau nötig machten". Die Stephanischule gliche stets "einem armen Manne, der niemals neue Kleider gehabt, der nur die abgelegten Gewänder bevorzugterer Stände getragen". Ein Zeichensaal und eine Aula blieben damals noch unbewilligt, doch die neue Schule wurde hoch gelobt als eine, "die den Neid der anderen Schulen erwecken könne." Es folgten harte Zeiten. So riss die Mobilmachung 1914 arge Lücken in die Reihen der Lehrer, oft wurden mehrere Klassen zusammengelegt, die Knaben aus der Mittelschule kamen hinzu, weil diese als Soldatenquartier benötigt wurde. Kernsammlungen zum Gewinnen von Öl, Brennnesselsammlungen zur Fasergewinnung und Altgummisammlungen standen in den Kriegsjahren auf der Tagesordnung. Kohlenot zwang mehrfach zur Schließung aller Schulen in Aschersleben. Ebenfalls eine interessante, für den Betroffenen aber sicher nicht lustige Begebenheit am Rande: 1917 wurde Lehrer Kürschner seines Amtes vorläufig enthoben, weil über ihm eine Anklage wegen Ehebruchs schwebte.

Auch während des Zweiten Weltkrieges musste der Unterricht über längere Zeit ausfallen - meist wurden die Räume für andere Zwecke gebraucht. Viele Lehrer wurden aus politischen Gründen entlassen, Neulehrer eingestellt. Seit 1950 besuchen auch Mädchen die Schule am Apothekergraben. Zu dieser Zeit lernten hier 1 282 Kinder. 1950 wurde während einer Revision kritisiert, dass die "Ausgestaltung der Schule mit Spruchbändern und Losungen unzureichend" sei. 1957 wurde die Schule umbenannt und hieß bis 1991 nach ihrem ersten Rektor, Waldemar Holtz. Seit der Wende hat sich bereits einiges getan im nunmehrigen Haus II des Gymnasiums, wo die jüngeren Schüler lernen. Eine erste Grundsanierung von Dach, Fenstern, Fußböden und Aula erfolgte 1990, fünf Jahre später wurde der Schulhof umgestaltet. In jüngster Zeit wichen die alten Toiletten einer modernen Anlage.