Guter Alter schaut in die Töpfe
HOYM/MZ. - Genau in die Mitte hat er sich platziert und dabei den besten Platz gesichert. Zwischen den Köchen Thomas Beier und Ronny Ochsendorf vom Hotel Wippertal aus Ilberstedt. Sie haben zu einem Kochkurs in das Hoymer Küchenstudio Albrecht eingeladen.
Und nicht nur Hobbyköche sind gekommen, um zu lernen, wie man ein Weihnachtsgericht zubereitet, sondern auch der Weihnachtsmann. Will er doch seinen Engeln, Wichteln und Feen eine Weihnachtsgans am ersten Weihnachtsfeiertag präsentieren. Sozusagen als Dankeschön für die Hilfe in der Adventszeit und natürlich am Heiligabend, wenn der Alte mit dem roten Mantel und weißen Rauschebart seinen anstrengendsten Arbeitstag hat. Das Problem ist, er kann nicht kochen. "Ich habe doch meine Engel in der Engelsküche. Und die verwöhnen mich", winkt er ab. Doch in diesem Jahr soll es eben mal anders sein. Also steht er unbeholfen in der Küche und schaut erst einmal den Profis über die Schultern.
So soll es als Erstes eine Waldpilzsuppe mit Kräutercroûtons geben. Koch Ronny Ochsendorf fängt an die Zwiebeln klein zu schneiden. "Bei meinen Engeln kullern da immer die dicken Tränen. Warum heulst du nicht?", will der Alte von ihm wissen. "Da gibt es mehrere Tricks. Am besten funktioniert es, wenn man das Schneidebrett vorher mit einer Zitrone abreibt. Dann kommen hundertprozentig keine Tränen", rät Thomas Beier. "Na, da wird es morgen für meine Engel gleich einen Koch-Kurs geben", legt der Alte fest, während die Zwiebeln in die Pfanne kommen und dort in der Butter glasig werden.
Dann werden die Pilze hinzugetan und das ganze wird mit der Brühe abgelöscht. "Ist das Brühe vom Huhn? Wo ist das Huhn eigentlich?", fragt der Weihnachtsmann. Natürlich ist es keine Hühnerbrühe. Aber woher soll er das wissen? Macht er doch sonst einen großen Bogen um die Küche seiner Engel. Die Suppe ist fertig und die Gäste lassen es sich schmecken. Auch der Weihnachtsmann bekommt einen Teller voll.
"Lecker" - ist der einzige Kommentar. Dann ist nichts mehr zu hören. Nur die Erklärungen der Profis, die bei der zweiten Vorspeise angekommen sind. "Geräucherte Gänsebrust auf Trüffelsalat" steht auf dem Plan. Die Gänsebrust musste schon einen Tag vorher gewürzt, eingelegt und auch geräuchert werden. So machen sich die Köche an das Zerpflücken des Salates. "Möchtest du uns nicht helfen Weihnachtsmann? Zieh mal die dicken Handschuhe aus und mach mit", bitten sie ihren "Lehrling". Doch der tut so, als höre er nicht zu. Streicht sich erst über den dicken Bauch, dann über den Rauschbart und erzählt den Gästen lieber eine andere Geschichte. Zum Beispiel, dass die Rentiere aus Parkplatzmangel auf dem Dach des Küchenstudios auf ihn warten.
So zerkleinern die Köche selbst den Salat und erklären die Herstellung von Trüffelöl, das unbedingt an dieses Gericht muss. "Ein Trüffel auf 100 Liter Olivenöl. Ein herrliches Aroma", findet Koch Thomas Beier und lässt seine Gäste mal an dem Öl riechen. Der Weihnachtsmann schließt genießerisch die Augen, während er den Duft tief in sich einsaugt. "Mmmmh. Toll", flüstert er andächtig. Und so schmeckt es dann ihm und den Gästen auch. Letztere stellen immer wieder Fragen zum Öl. "Nur ein Tropfen muss auf den Salat. Das reicht", so der Koch. Dass diese Zutat nun künftig auch in der Engelsküche zu finden sein wird, ist klar. Denn der gute Alte erklärt, dass er auf seinem Weg nach Himmelpfort, wo er noch einige Wunschzettel abholen muss, es für seine Köche besorgen wird.
Endlich ist nun die "Gefüllte Gänsebrust mit Pfifferlingen in schwarzer Johannisbeersoße" an der Reihe. Darauf hat er gewartet. Zum Gänsebraten und zur Gänsebrust hat er viele Frage aufgespart. Zum Beispiel, wo die Gänse für den Weihnachtsbraten herkommen. "Wir haben hier Pommerngänse", bekommt er als Antwort.
Als die Köche die richtige Zubereitung der Gänsebrust erklären, kommt der gute Alte aber dann doch ins Grübeln. "Die armen Gänse", findet er. Doch die Weihnachtsgans gehört nun mal zum Weihnachtsfest. Und als Koch Ronny Ochsendorf die Gänsebrüste dann aus der Alu-Folie wickelt - darin mussten sie eine Stunde im Ofen backen - liegt wieder ein herrlicher Duft im Raum. "Das ist der Weihnachtsduft", kommt der Weihnachtsmann wieder mal ins Schwärmen.
Doch die Handschuhe hat er immer noch nicht ausgezogen. Noch immer stehen die beiden Köche allein vor dem Herd. "Kannst du nun kochen oder willst du nur nicht", wollen die Profis von ihm wissen. Da hat es der Weihnachtsmann plötzlich sehr eilig. Redet von unruhigen Rentieren auf dem Dach, von der vielen Arbeit in der Wichtelei, vom Abholen der Weihnachtszettel und natürlich von dem Kochkurs, den er nun seinen Engeln geben will.
So verpasst er das Beste - die Nachspeise. "Karamellisierte Apfelstücken mit Mandel-Eis". "Die sind ganz lecker", lädt ihn Thomas Beier zu dieser Mahlzeit ein. "Ich hab sowieso noch mit fünf Kilogramm zu viel zu kämpfen", sagt er und winkt ab. Dann verabschiedet sich der gute Alte mit dem weißen Rauschebart von den Anwesenden. Doch zuvor gibt er noch ein Versprechen. "Ich komme wieder. Spätestens am Heiligabend. Mit vielen Geschenken", sagt er und ist verschwunden.