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Grundschule Pfeilergraben Grundschule Pfeilergraben: Vom Mathetest direkt an den Ball

Von Karl Ebert 18.05.2017, 05:55

Aschersleben - Dieser Auftritt war eigentlich bis ins kleinste Detail professionell vorbereitet. Die Mannschaft der Grundschule Pfeilergraben, die das Turnier um den Energy M-Cup der Stadtwerke spielen sollte, stand seit langem namentlich fest. Die schuleigenen Cheerleader ACD Cheerdancer in gelben Shirts, schwarzen Röcken und mit goldigen Pompons hatten verschiedenste Anfeuerungsrufe seit Wochen eingeübt.

Und auch Schulleiterin Simone Brandt hatte sich den Tag lange als Pflichttermin in ihren Kalender eingetragen.

Verlorenes Spiel wegen zu alter Spieler

Aber erstens kommt es anders. Und zweitens als man denkt. Zunächst wird der beste Spieler krank. Dann merkt der Sportlehrer einer konkurrierenden Schule, dass bei Pfeilergraben zwei Spieler bereits vor dem Stichtag 1. Juni 2006 geboren und somit zu alt sind. Und genau aus diesem Grund geht der Auftakt des Turniers gründlich in die Hose.

Denn das eigentlich mit 1:0 gegen die Grundschule Mehringen gewonnene Gruppenspiel wertet das Kampfgericht am „Grünen Tisch“ wegen dem Einsatz von zu alten Spielern mit 0:3 verloren.

Doch die Pfeilergraben wären nicht die Pfeilergraben, wenn sie darauf nicht die passende Antwort hätten.

Während sich Schulleiterin Brandt in ihr Auto setzte, einmal durch ganz Aschersleben düste und zwei Ersatzspieler unmittelbar nach absolviertem Mathetest vom Klassenzimmer auf den Fußballplatz holte, gewannen Cedric, Anton und Kollegen ihr zweites Spiel gegen Nachterstedt sogar mit einem Spieler weniger 3:0.

„Die Spielkleidung war vorhanden, Turnschuhe haben die meisten ohnehin dabei oder gleich an“, sagte Schulleiterin Brandt. „Bei uns auf dem Schulgelände wird jeden Tag Fußball gespielt. Da hätte ich auch noch andere Spieler finden können.“

frank gehrmann

Auch die Jungen der Luisenschule hatten ihre weiblichen Fans zum Turnier mitgebracht.

Es geht um den Spaß für die Kinder

Doch wie konnte dieser Fauxpas passieren? Simone Brandt ist genervt. Und macht sich Luft. „Wir haben auch mitbekommen, dass ein Spieler einer anderen Mannschaft bereits zwölf Jahre alt ist. Aber wir behalten das für uns. Schließlich geht es um den Spaß der Kinder“, sagte sie.

Marco Elzemann hat zumindest eine Erklärung für das Missgeschick. „In der Ausschreibung standen sowohl der Stichtag als auch, dass das ein Turnier für Schüler der dritten und vierten Klassen ist. Und ich habe mich auf die Auswahl der Sportlehrer verlassen“, sagte er.

Elzemann ist eigentlich Trainer der E-Junioren von Lok Aschersleben, führt aber die Jungen der Grundschule Pfeilergraben bereits zum dritten Mal als Coach durch das Turnier um den Energy M-Cup.

Und das mit Erfolg wie man sieht, denn die Mannschaft hat ihren Titel aus dem Vorjahr verteidigt: Mit einem dieses Mal regulären 4:0-Finalsieg gegen die Grundschule Mehringen. Allerdings kommt dieser Erfolg nicht ganz von ungefähr. Denn fast alle Spieler der Pfeilergraben kicken auch in ihrer Freizeit beim SV Lok, kennen sich also aus Training und Spiel und hatten Heimvorteil.

Kampf um Preise und Finale in Merseburg

Dennoch kämpften sie auf dem Kunstrasenplatz ihres Vereins bei strahlendem Sonnenschein und für das Fußballspielen fast schon zu hohen Temperaturen nicht nur um die Finalteilnahme am 20. Juni in Merseburg, sondern auch um lukrative Preise, die da reichten von einer USB-Powerbank über einen XXL-Schwimmring, ein Schnorchel-Set zum Tauchen im Urlaub bis hin zu Strandvolleybällen und natürlich einem Fußball für die gesamte Mannschaft.

Apropos Finale! Da war doch was? Genau. Im Vorjahr konnten die Jungen vom Pfeilergraben als Regionalsieger nicht am Landesfinale in Weißenfels teilnehmen. Viele der Spieler waren mit ihren Klassen in der letzten Schulwoche auf Abschlussfahrt und so bekam Trainer Elzemann für dieses Turnier keine Mannschaft zusammen.

Termin für die Endrunde in der Kritik

Und auch dieses Mal steht das Problem wieder. „Wir werden alles versuchen“, sagt Schulleiterin Brandt zwar. Aber auch sie kritisiert den Termin der Endrunde. „Vielleicht sollten die Veranstalter im Vorfeld mal mit den Schulen reden und einen besseren Termin finden. Denn die letzte Woche im Unterrichtsjahr wird von vielen zur Klassenfahrt genutzt. Und wer gute Angebote buchen will, muss das bereits ein Jahr vorher tun.“

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Der Energy m-Cup der Stadtwerke wurde in Aschersleben bereits zum 14. Mal ausgetragen. „Begonnen haben wir mit den Turnieren im Ballhaus. Danach wurde dort eine Tribüne eingezogen. Da haben die Abmaße für Kleinfeldfußball nicht mehr ausgereicht. Aber wir haben dann mit dem SV Lok einen tollen und sehr rührigen Partner gefunden“, sagte Brigitte Klopstein von den Stadtwerken Aschersleben.

Insgesamt finden in Sachsen-Anhalt acht Vorrundenturniere mit maximal acht Mannschaften statt. Weil sich aber 79 Schulen angemeldet hatten, musste in einigen Fällen sogar das Los über die Teilnahme entscheiden. Die acht Sieger qualifizieren sich für das Finale, das am 20. Juni in Merseburg steigen wird. (mz)