Gegen Einsamkeit im Alter Grundschule Pfeilergraben Aschersleben: Was Schüler von Senioren aus St. Elisabeth lernen können

Aschersleben - Karin Werner erinnert sich gern an ihren Garten. Große Apfelbäume standen dort. Und die Ernte der Äpfel haben sie und ihr Mann gern gemeinsam erledigt. „Es sind schöne Erinnerungen. Ich kann mich auch noch an den Duft der Äpfel erinnern“, sagt Karin Werner.
Heute geht das alles gesundheitlich nicht mehr. Nach einem Schlaganfall ist die 74-Jährige halbseitig gelähmt und lebt im Seniorenwohnpark St. Elisabeth. Umso schöner ist es für die Seniorin einmal wieder in den Erinnerungen zu schwelgen und von ihrem schönen Garten zu berichten.
Nic und Fiona hören zu, was die 74-jährige Karin Werner berichtet
Mit den beiden achtjährigen Schülern Nic Kiontke und Fiona Sophie Ernst hat Karin Werner aufmerksame Zuhörer um sich geschart. Frau Werner und fünf weitere Senioren des Seniorenwohnparks St. Elisabeth treffen sich nämlich eine Woche lang täglich mit der Klasse 3a der Grundschule Pfeilergraben.
Unter dem Motto „Miteinander leben - voneinander lernen“ haben Schule und Seniorenheim ein Projekt geschlossen in dem Alt und Jung zusammenarbeiten. Die Stiftung der Salzlandsparkasse unterstützt das Projekt mit 2.500 Euro.
„In unserem gemeinsamen Projekt wollen wir herausfinden, wie Alt und Jung voneinander lernen können und wir wollen zeigen, dass Hilfsbereitschaft ein wichtiger Eckpfeiler unseres Miteinanders ist. Auch das Thema Einsamkeit im Alter beschäftigt uns“, sagt Lehrerin Angela Müller, die - ebenso wie Schulleiterin Simone Brandt - ganz Feuer und Flamme für das Projekt ist.
Es geht beim Projekt „Miteinander leben - voneinander lernen“ um Hilfsbereitschaft und um Einsamkeit im Alter
Inhaltlich ist die Projektwoche prall gefüllt: Unter anderem erstellen die Kinder und Senioren gemeinsam einen Trickfilm. Bei der technischen und inhaltlichen Umsetzung hat die Gruppe Unterstützung von Filmemacher Falk Schuster aus Halle. Der Profi weiß, wie aus einfachen Mitteln kleine Filme entstehen. „Erstmal haben wir aber die Themen gesetzt“, erklärt Lehrerin Angela Müller.
In fünf Gruppen erarbeiten Kinder und Senioren Drehbücher für die etwa 30 Sekunden langen Filme. Neben Themen wie „Omas Abwasch“ oder „Arztpraxis“ ist eben auch die Gartengeschichte von Karin Werner Thema eines kurzen Filmes.
Unter dem Titel „Oma in Not“ erarbeiten Karin Werner, Nic Kiontke, Fiona Sophie Ernst und andere Schüler nach und nach die Szenen für den Film. Dafür werden einzelne Bilder mit beweglichen Elementen gebastelt. Am Ende wird jede Szene einzeln fotografiert und wie bei einem Mäusekino hintereinander abgespielt. Dabei hilft Falk Schuster, der auch das technische Know-how mitbringt.
Kinder und Senioren erarbeiten kurze Trickfilme und Fotoreihen
Neben den Trickfilmen entsteht in der Projektwoche noch eine Fotoreihe, die von Angela Müller geleitet wird. Kinder und Senioren zeigen, wie früher und heute gearbeitet, gespielt und gelebt wurde. „Zum Beispiel wird eine Seniorin eine Schiefertafel hochhalten, neben ihr zeigt eine Schülerin ihren Schnellhefter. Beides verbinden wir in einem Foto“, erklärt Angela Müller.
Alle Projektergebnisse wollen Schule und Seniorenheim am Ende in einer Ausstellung präsentieren. „So können auch die Eltern sehen, was wir gemacht haben“, sagt Müller. Doch bis die Ergebnisse ausstellungsreif sind, wird es noch etwas dauern. Denn auch nach der Projektwoche wollen Schule und Seniorenheim in Kontakt bleiben. „Es soll keine Eintagsfliege sein“, sagt Schulleiterin Simone Brandt.
Darüber freuen sich nicht nur die Senioren, sondern auch Altenpflegerin Mandy Nadale-Sokolowski: „Ich merke, wie gut es den Senioren tut, hier jeden Tag in die Grundschule zu kommen. Anfangs waren alle skeptisch, ob das nicht zu anstrengend ist. Aber ganz im Gegenteil: Jetzt sind alle total glücklich dabei zu sein.“
„Ich merke, wie gut es den Senioren tut, hier jeden Tag in die Grundschule zu kommen", berichtet eine Altenpflegerin
Neben den vielen Projektthemen bleibt auch Raum für Gespräche. Zum Beispiel beim gemeinsamen Frühstück, das die Kinder für die Senioren vorbereiten. „Gegessen wird dann gemeinsam“, sagt Angela Müller. Das gefällt auch Karin Werner: „Ich hatte vorher Angst. Ich wusste ja nicht, wie die Schüler mich mit meinen körperlichen Einschränkungen aufnehmen. Aber die Angst war nicht begründet“, sagt die Rentnerin. (mz)
