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Gewaltverbrechen in Quedlinburg Gewaltverbrechen in Quedlinburg: Türsteher stirbt nach Kopfschuss

Von Hendrik Kranert 25.10.2003, 08:54

Quedlinburg/MZ. - Maik F. hat von Anfangan keine Chance. Der 34-jährige Türsteherder Bar "Big Apple" in Quedlinburg hatte MichaelE. in dieser Nacht schon mehrfach an sichvorbei gelassen. E. ist Stammgast, kommt zweibis drei Mal im Monat. Maik F. verzichtetauf eine Kontrolle - und so bleibt ihm verborgen,das Michael E. einen Revolver bei sich hat.

Am Sonnabend gegen 2.30 Uhr hat E. (34) seinBier bezahlt, es sieht danach aus, als wolleder Gernröder mit dem Taxi nach Hause. Dannbetritt er noch einmal den Eingangsbereichder Bar, zieht wortlos eine Smith & Wesson,Kaliber 38 Magnum, aus der Hosentasche unddrückt ab. Zeugen sprechen von einer "Hinrichtung".Das Projektil trifft den aus Giersleben (LandkreisAschersleben-Staßfurt) stammenden Sicherheitsmannaus nur 20 bis 30 Zentimeter Entfernung indie Schläfe. Maik F. bricht zusammen. Er stirbtam Sonntag im Quedlinburger Klinikum.

Gästen der Bar gelingt es, Michael E. vorder Tür zu überwältigen und die Waffe zu entreißen.Bislang die einzige Tatsache, die die HalberstädterStaatsanwaltschaft bestätigen kann. Ansonstensind die Angaben widersprüchlich, das Motivist rätselhaft. Michael E. sei Inhaber einerElektrofirma gewesen, die Pleite ging, erzähltBar-Betreiber Hans-André Schilling. "Dannkam wohl der soziale Abstieg."

In Polizeikreisen wird nicht ausgeschlossen,dass E. Schulden hatte und von Gläubigernunter Druck gesetzt wurde. "Er ist offenbardurchgedreht, dass Maik F. sein Opfer wurde,war wohl eher Zufall", sagt ein Ermittler.Eine Version, die der Halberstädter OberstaatsanwaltHelmut Windweh am Sonntag noch nicht bestätigenwill.

Michael E. ist strafrechtlich bislang nichtin Erscheinung getreten. Die Waffe besaß erlegal, "er war Sportschütze und Inhaber einerWaffenbesitzkarte", sagt PolizeisprecherinNancy Schmieder. Am Sonnabendmorgen bringtE.s Ehefrau, als sie von dem Drama erfährt,noch ein Repetiergewehr und Munition zur Polizei.Eine Hausdurchsuchung fördert keine weiterenWaffen zutage. Gegen Michael E., der die Tatinzwischen gestanden hat, ist am Sonntag Haftbefehlwegen Totschlags erlassen worden. OberstaatsanwaltWindweh schließt nicht aus, dass dieser nochauf Mord ausgeweitet wird.