1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Geheimnisvolle exotische Schönheiten

Geheimnisvolle exotische Schönheiten

Von Susanne Thon 09.06.2008, 17:31

Aschersleben/MZ. - 9,83 Meter, 6,52 Meter, 8,23 Meter, 9,56 Meter und 5,60 Meter haben die größten Exemplare dieser Arten gemessen und bis zu 203 Kilogramm auf die Waage gebracht. "Noch nie aber wurde eine Schlange von über zehn Metern gefunden", weiß Doris Stutzbach die düsteren Legenden um die in Literatur und Kunst vorkommenden Reptilien - in der Antike als heilig verehrt, in der Bibel das Sinnbild des Teufels - abzuwiegeln.

Nicht die Superlative der Netz-, Felsen- und Dunkler Tigerpython, Anakonda und Abgottschlange, sehr wohl aber Artgenossen in kleinerer Ausführung haben sich am vergangenen Wochenende durchs Bestehornhaus geschlängelt. Und allein waren sie nicht. Mehr als 150 Tiere und Orchideen konnten in über 60 Terrarien und zehn Blumen-Ensembles begutachtet werden. Darunter Echsen, Vogelspinnen und Skorpione, eine glücksbringende "Weiße Schlange" und die buntesten Königsnattern, die "speziell für die Fensterbank gezüchtete" Gattung Phalenopsis oder Paphiopedilum, der sogenannte Frauen- oder Venusschuh. Etwas Geheimnisvolles, einen Hauch von exotischer Schönheit versprüht die Ausstellung "Reptilia-Orchidea".

Ein besonderes Exemplar ist die Calabria, die Schlange mit den zwei Köpfen, die vorn wie hinten gleich aussieht. "Das ist keine Missbildung", sagt Stutzbach. Für die Krieger des afrikanischen Kaluma-Stammes stehen diese für Weisheit, List und Kraft, erklärt sie. Nur einige Terrarien weiter windet sich eine Boa um Thomas Stutzbach - 2,40 Meter ist sie lang, 20 Kilogramm schwer. "Beißt sie, ist es, als fasse man in ein Nadelkissen", sagt der Terrarianer und verweist auf die nadelscharfen Zähne, die wie Widerhaken wirken, versucht man nur die Hand wegzuziehen.

Die Initiatoren der Thüringer Terrarianer-Interessengemeinschaft (TTIG) organisieren jährlich zehn bis zwölf solcherlei Schauen seit 1991- anfangs als reine Tierschau, bis 2000 die Orchideen dazugekommen sind - und verstehen diese als Info-Börse und Aufklärungsveranstaltung, die dazu diene, Wissen zu vermitteln und Vorurteile abzubauen. Hervorgegangen ist die TTIG aus dem ehemaligen Kulturbund. Und ein "Familienverband", dem neben ihrer sieben weitere Familien angehören. Da es sich bei den Tieren und Pflanzen allesamt um private Leihgaben handelt, "ist die Ausstellung nie wieder in genau der gleichen Zusammensetzung zu sehen". Was mit auf Reisen geht, hänge von vielen Faktoren wie der Paarungszeit und Häutung, dem Standortwechsel und Wetter, Letzteres könne "blankes Gift" für die Orchideen sein, ab.

"Der größte Fehler wird beim Gießen gemacht", gibt Gerd Horlbeck Tipps zur Pflege. "So viel gießen wie nötig, so wenig wie möglich", nennt er die Faustregel, die Orchideen zweimal wöchentlich und im Winter nur einmal pro Woche zu tauchen. Ob die Pflanze an dieser oder jener Stelle auch blühe, könne ausgekundschaftet werden. Mit einem Usambaraveilchen. "Blüht die Testpflanze, werden es auch die Fensterbankorchideen tun", so der Orchideenfreund.