"Lieber mit Schere und Säge" Gartenverein Klopstockstraße Aschersleben: Profi-Gärtner Joachim Hoffmann erklärt den Beschnitt von Obstbäumen

Aschersleben - „O je, da habe ich bisher wohl doch einiges falsch gemacht“, sagt Martina Zobel. Die Ascherslebenerin hat in ihrem Garten zwar nur eine Aprikose und mehrere Büsche, doch die beschneidet sie regelmäßig selbst. Seit Sonnabend weiß sie: Es ist gar nicht so einfach, beim Obstbaumschnitt fachgerecht vorzugehen.
Martina Zobel gehört zu den etwa 50 Gartenfreunden, die das Angebot des Fachdienstes Natur und Umwelt beim Salzlandkreis sowie des Regionalverbandes der Kleingärtner gern angenommen haben und am Sonnabend in den Gartenverein „Klopstockstraße 1946 e.V.“ gekommen sind. Sie wollten von Gärtnermeister Joachim Hoffmann aus Nachterstedt erfahren, worauf bei der Pflege der Obstbäume zu achten ist.
Rund 50 Kleingärtner waren gekommen
Mit Hoffmann haben die Organisatoren einen Protagonisten gewinnen können, der nicht nur als Fachmann, sondern auch als überaus unterhaltsamer Wissensvermittler unterwegs ist. Demonstriert wird der richtige Schnitt an einem knorrigen Apfelbaum in einem brachliegenden Garten.
Das Gehölz musste offenbar lange auf eine entsprechende Pflege verzichten, und folglich gibt es hier auch einiges zu tun und zu zeigen. Um die Stimmung von vornherein aufzulockern, verbindet der Gärtnermeister die ersten Infos mit einem kleinen „Quiz“, für jede richtige Antwort gibt es eine der Gartenzeitungen, die er mitgebracht hat.
Steffen Amme vom Fachdienst des Salzlandkreises bietet sich in diesem Falle einmal als Helfer an und kommt kaum hinterher mit dem Verteilen der bunten Hefte. Wobei auch das Publikum durchaus Humor beweist. Bei der Frage, welche Kronenarten so bekannt sind, meint ein Mann in der Runde, er kenne auf jeden Fall die „Goldkrone“. Auch dafür gibt’s ein Belohnungsheft.
Welche Kronenarten sind bekannt? „Die Goldkrone“
Aber Spaß beiseite: Im Laufe der nächsten Stunde erfahren die Hobbygärtner, wie sie mit dem richtigen Schnitt eine Vergreisung des Baumes vermeiden, die langfristig zu kleineren Früchten und weniger Ertrag führt. Sie lernen, wie sie Totholz entfernen und warum es wichtig ist, die Krone auszuästen und damit genügend Licht und Luft auch an den unteren Teil des Baumes zu lassen.
Die bei vielen beliebten Astscheren kommen bei ihm nicht zum Einsatz. „Die quetschen mehr als sie schneiden, deshalb lieber mit Schere und Säge arbeiten“, sagt er und vergleicht die Gartenbäume mit Hochleistungssportlern. Wenn der Ertrag nicht reguliert wird, erschöpfe sich der Baum.
Bereitwillig, anschaulich und mit treffenden Vergleichen beantwortet Joachim Hoffmann jede Frage unter anderem auch zur richtigen Düngung, zur richtigen Pflege der „Wunden“ an Bäumen und zu Schädlingsbekämpfung. Bei letzterer favorisiert der Gärtner immer natürliche und biologische Mittel, um die Nützlinge zu schonen.
„Keine Fruchtmumien hängen lassen“, rät Hoffmann
Um Schädlingsbefall zu minimieren, sei zum Beispiel ein vollständiges Abernten wichtig. „Keine Fruchtmumien hängen lassen“, so der Fachmann. Ratsam sei es auch, Stamm und Äste mittels Drahtbürste vorsichtig von Flechten zu befreien, weil diese oft Spinnenmilben beherbergen.
Fachdienstleiter Steffen Amme ist überrascht von dem großen Zuspruch, den das Angebot erfährt. Silvio Sommer hat aus der Zeitung von der Veranstaltung erfahren und ist extra aus Belleben herübergekommen. „Bisher hab ich nach Gefühl geschnitten“, sagt er. „Nun hab ich was dazugelernt.“ (mz)
