1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Flüchtlinge: Flüchtlinge: 50 Geflüchtete beziehen neues Heim in Aschersleben

Flüchtlinge Flüchtlinge: 50 Geflüchtete beziehen neues Heim in Aschersleben

Von Marko Jeschor 26.10.2015, 18:35
Das meiste Hab und Gut der Geflüchteten passt in ein paar Einkaufstüten. Trotz des kalten Wetters tragen viele in Ermanglung anderer Kleidung noch Sandalen und kurze Hosen.
Das meiste Hab und Gut der Geflüchteten passt in ein paar Einkaufstüten. Trotz des kalten Wetters tragen viele in Ermanglung anderer Kleidung noch Sandalen und kurze Hosen. Gehrmann Lizenz

Aschersleben - Da stehen sie also und wirken glücklich. Glücklich darüber, dass sie die Notunterkunft in Bernburg nach teilweise einigen Wochen verlassen haben, dass sie nicht mehr in Feldbetten zusammen mit Dutzenden anderen unter einem Turnhallendach nächtigen müssen, sondern in halbwegs soliden Betten, in halbwegs soliden Mehrbett-Zimmern. Ein bisschen mehr Privatsphäre, ein bisschen Luxus für ihre Verhältnisse.

Die ersten knapp 50 Flüchtlinge haben am frühen Montagnachmittag das zweite große Asylbewerberheim in der Froser Straße in Aschersleben bezogen. Es sind vor allem junge, syrische Männer, einige Afghanen und auch Inder. Etliche haben trotz der niedrigen Temperaturen nur kurze Hosen und Badelatschen an, ihre persönlichen Sachen transportieren sie in Einkaufstüten oder Sporttaschen.

Sandalen trotz Herbstwetter

Später sollten noch weitere Flüchtlinge ankommen. Die Kapazität mit rund 70 Plätzen ist damit bereits erreicht, wie der zuständige Landkreis auf MZ-Anfrage mitteilte. Insgesamt kamen am Montag im Salzlandkreis wohl rund 170 neue Flüchtlinge aus der Zentralen Aufnahmestelle in Halberstadt an, die meisten landeten zunächst wieder in der Notunterkunft in Bernburg, weil Wohnungen und auch Plätze in Gemeinschaftsunterkünften Mangelware sind.

Das „Empfangskomitee“ in Aschersleben bilden Mitarbeiter des Beruflichen Bildungs- und Rehabilitationszentrums (BBRZ) aus Aschersleben. Dessen Geschäftsführer Klaus-Dieter Graul begrüßt die Neuankömmlinge vor dem ehemaligen Berufsschulwohnheim. „My name is Dieter“, sagt er auf Englisch. Den Rest erklären der aus Syrien stammende Soziallotse Mohamad Alchich Omar und Seluan Al-Chakmackchi von der Ausländerbehörde des Landkreises in ihrer Muttersprache. Vorrangig geht es um die Hausordnung.

Bevor die Flüchtlinge ihre Zimmer beziehen, erhalten sie Bettwäsche, Handtücher, Geschirr und Besteck - alles das also, was das Asylbewerberleistungsgesetz vorgibt. In den Zimmern selbst stehen den Flüchtlingen Betten und Schränke zur Verfügung, teilweise stammt das Inventar aus dem ehemaligen Gefängnis in Dessau. Zudem gibt es einen Kühlschrank und einen Anschluss für einen Fernseher. „Es ist noch nicht alles perfekt. Aber mehr war in der Kürze der Zeit auch nicht zu machen“, sagt Graul.

Investitionen in Brandschutz

Vor einigen Wochen erst hatte der Kreistag entschieden, für rund 261.000 Euro in der Froser Straße die zweite Gemeinschaftsunterkunft einzurichten. Danach liefen sofort die Umbauarbeiten an. Vorrangig sei in den Brandschutz investiert worden, sagt Graul der MZ. Sein Unternehmen kümmerte sich bislang um benachteiligte Jugendliche im Salzlandkreis, jetzt eben auch um Flüchtlinge. Ein Sozialarbeiter und ein Hausmeister werden die Asylbewerber betreuen und eben auch bei Behördenangelegenheiten vermitteln. Für die Sicherheit ist laut dem BBRZ-Chef eine Firma aus Bernburg zuständig.

Vor Ort war auch die Polizei. Sie machte sich ein Bild von der Unterkunft, um im Ernstfall vorbereitet zu sein, wie ein Polizeisprecher sagte. Hintergrund ist, dass es in Gemeinschaftsunterkünften immer wieder auch zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Flüchtlingen kommt. Und auch das ist in diesen Tagen wohl eine Nachricht: Proteste oder Anschläge gegen das neue Asylbewerberheim gab es bislang keine. Die Anwohner des Stadtgebiets wurden in der Vorwoche über die Ankunft ihrer neuen Nachbarn informiert. (mz)

In diesem Zimmer werden drei Flüchtlinge schlafen. Die Betten und Schränke stammen aus der ehemaligen JVA Dessau.
In diesem Zimmer werden drei Flüchtlinge schlafen. Die Betten und Schränke stammen aus der ehemaligen JVA Dessau.
Gehrmann Lizenz