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Filmtheater Filmtheater: Ende der Zwangspause

Von Stephan Neef 27.11.2001, 16:06

Thale/MZ. - Für den ehrwürdigen Leinwand-Tempel beginnt nach langer Zwangspause nicht nur eine neue Spielzeit, sondern auch eine völlig neue Ära.

Denn die langjährige Betreibergesellschaft hat ihre - erst am 7. November in der MZ angekündigte - Absicht, "in Thale einen Schluss-Strich zu ziehen", überraschend schnell wahr gemacht. "Das Haus ist verkauft", teilte Uta Füssinger, Geschäftsführerin der Mata Hari Videotheken GmbH Hilden (Nordrhein-Westfalen), der MZ mit. Füssinger amtierte nach der umstrittenen Entlassung von Theaterleiterin Reina Dannenberg auch als "alleinige Geschäftsführerin" der Central-Theater Lichtspielbetrieb GmbH, an der Mata Hari zu 51 Prozent beteiligt war. Die restlichen Anteile hielt Reina Dannenberg, die diesen Eigentümer-Wechsel "befürwortet und ihren Teil dazu beigetragen hat", sagte Karin A. Wandelt der MZ. Die Unternehmerin, langjährige Geschäftsführerin der Pro Invest GmbH, hatte die einstige Kino-Chefin während des jahrelangen Rechtsstreits mit den Mata Hari-Managern geschäftlich vertreten und beraten - sie hat auch den Neustart des Kinos "eingefädelt", indem sie einen investitionswilligen Kauf-Interessenten fand.

Die im bayerischen Marktheidenfeld beheimatete Main-Bode KG, die laut Wandelt "Immobilien verwaltet, die an Main oder Bode liegen", erwarb das Haus. Er wolle damit erreichen, "dass in Thale wieder ein Kino betrieben werden kann", gestand Komplementär Manfred Endrich der MZ. Der fränkische Unternehmer, der seit Juli 1994 bereits mit der Firma Tekon Thale an der Bode vertreten ist, versteht die Kino-Investition als persönlichen "Beitrag für das kulturelle Leben in dieser Stadt". Allerdings müssten auch "die technischen Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit die Pächter das Kino vernünftig betreiben können und die gewohnte Atmosphäre wieder in das Haus einkehrt". Und da wolle er auch Bürgermeister Thomas Balcerowski "bei seinem Wort nehmen", der die Bereitstellung von Sanierungsmitteln für die Rekonstruktion des Saaldaches in Aussicht stellte.

Der Anfang ist gemacht: Am Montag begann die "notdürftige Dachreparatur", im nächsten Jahr wird es komplett erneuert, kündigt Pächterin Sylvia Grötzsch an. Die Visionsbar hat bereits den vom Vorgänger zugemauerten Thekenbereich zurückerhalten, an dem es künftig "Bier vom Hahn" gibt, ergänzt Lebensgefährte Manfred Walther. Der gebürtige Harzburger ist seit 34 Jahren im Kino-Geschäft und für den technischen Bereich zuständig, der völlig neu aufgebaut werden musste. Die gesamte Vorführtechnik samt Tonanlage hatte die Mata Hari GmbH ausgelagert. Statt Miete oder Rückkauf entschieden sich die neuen Betreiber für den Erwerb nagelneuer Maschinen, Boxen und Verstärker. Doch Montage und Probebetrieb brauchen ihre Zeit. Und so beginnt die erste Vorstellung mit einwöchiger Verspätung - und ohne Harry Potter. Obwohl Grötzsch/Walther den britischen Zauberlehrling engagieren konnten, tritt er vorerst nur in ihrem Berliner "Provinz-Kino" auf. In dem 136 Zuschauer fassenden Haus in Reinickendorf arbeiten die beiden seit 1993, im Januar 2001 haben sie es gepachtet.

Doch auch in Thale gibt es mit dem Robert-Redford-Thriller "Die letzte Festung" einen Bundesstart und mit "Der kleine Eisbär" einen Kinderfilm-Hit, den die Kindergärten - auf Einladung des Bürgermeisters - sogar in einer Sondervorstellung besichtigen können.