1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Ein gelungenes Beispiel zur Aufwertung des Stadtbildes

Neuer Blickfang in Aschersleben Ein gelungenes Beispiel zur Aufwertung des Stadtbildes

Hauseigentümer Martin Dalkowski stellt eine selbst geschaffene Installation aus Holz vor die Ascherslebener Buschmühle.

Von Kurt Grosskreutz 20.05.2021, 14:00
Die Holzinstallation von Martin Dalkowski zieht Blick und Interesse auf sich.
Die Holzinstallation von Martin Dalkowski zieht Blick und Interesse auf sich. Foto: Kurt Großkreutz

Aschersleben/MZ - Wer in diesen Tagen an der Buschmühle im Ascherslebener Südosten vorbei kommt, bleibt neugierig stehen und grübelt, was sich hier verändert hat. Es sind kunstvoll gestaltete Holzskulpturen und ein aufgerichtetes Mühlenrad, welche vor dem Haus „Im Busch 49“ angebracht sind und seit kurzem dem historischen Gebäude eine besondere Note verleihen. Gleichzeitig erzählen sie den interessierten Passanten etwas über das Gebäude. Wir erfahren, dass die Mühle 1559 erstmals erwähnt wurde und sie bis 1890 in Betrieb war.

Also Grund genug, um zu erfragen, wer hinter dieser gelungenen Aktion steckt. Denn oft muss man sich über Schmierereien und Sachbeschädigungen ärgern, die dem Erscheinungsbild unserer Stadt nicht gut tun. Hier also ein gelungenes Beispiel privater Initiative, um das Straßenbild aufzuwerten und gleichzeitig eine willkommene Einladung zum Verweilen und Betrachten von Kunst und Gebäude.

Spaß an der Arbeit mit Holz

Die Tür der Buschmühle wird nach dem Klingeln an der Haustür von Martin Dalkowski geöffnet. Er stellt sich nicht nur als Hauseigentümer, sondern auch als Schöpfer der dreiteiligen Holzarbeiten vor seinem Haus vor. Schnell findet man zu dem sympathischen Mann Kontakt, der sich aber nicht als Künstler, sondern als vielseitig interessierter Handwerker versteht. Er ist zwar hauptberuflich Bauberater für Altbausanierung und Abwasserreinigung, doch neben der Geologie des Mansfelder Landes macht ihm auch die Arbeit mit dem Werkstoff Holz immer wieder Spaß.

Die Koniferen waren Schuld

Da die Koniferen vor der Buschmühle stark gelitten hatten, musste Martin Dalkowski sich etwas einfallen lassen. Dabei sind ihm einige alte Holzbohlen in den Sinn gekommen, die lange auf dem Boden schlummerten. Er machte sich im Winter an die Arbeit und ließ seiner Phantasie freien Lauf. Herausgekommen sind nach 14 Tagen Hobby-Arbeit in seiner Werkstatt drei Holzkreationen. Diese sind als Zierde vollauf gelungen und wurden durch Neuanpflanzungen sowie ein Mühlrad ergänzt.

Martin Dalkowski stammt aus Lutherstadt Eisleben, zog aber 1973 nach dem Studium und seiner ersten Arbeitsstelle im Leichtmetallwerk Nachterstedt in die Ascherslebener Buschmühle. Das desolate Gebäude war Eigentum der Kommunalen Wohnungsverwaltung. 1976 machten sich die Mieter der Buschmühle in Eigeninitiative an die Renovierung des Hauses, denn es herrschten noch Wohnbedingungen - kein Bad, keine Toilette in Haus - wie im 19. Jahrhundert. Die Stadt finanzierte die Arbeiten, doch Material musste selbst beschafft werden, und Handwerker gab es sowieso nicht. Doch nach vielen Arbeitseinsätzen wurden passable Verhältnisse geschaffen, um sich „Im Busch 49“ wohl zu fühlen.

Umfassende Renovierung dauerte 5 Jahre

Die Stadt bot schließlich das immer noch marode Mühlengebäude 1995 zum Verkauf an, worauf Familie Dalkowski das Gebäude erwarb. Man stürzte sich in die umfassende Renovierung des denkmalgeschützten Hauses, welche etwa bis 2000 andauerte. Nun gibt es hier für Familie Dalkowski und fünf weitere Mietparteien moderne Wohnbedingungen in einem geschichtsträchtigen Haus am grünen Stadtrand.

Das historisches Foto zeigt die  Buschmühle  im Jahr 1900.
Das historisches Foto zeigt die Buschmühle im Jahr 1900.
(Repro: Frank Gehrmann)

Aus der Mühlengeschichte

Martin Dalkowski hat nicht nur aus verstaubten Büchern, sondern auch beim Renovieren und vor allem bei Erdarbeiten viel über die Liegenschaft erfahren und ergraben. Was wir heute als Buschmühle bezeichnen, hat mit dem eigentlichen Mahl- und Walkbetrieb nur bedingt zu tun. Vielmehr handelt es sich um ein repräsentatives Wohn- und Werkstattgebäude, das 160 Jahre alt ist.

Die Mühlenanlage wurde erstmals 1559 erwähnt und vermutlich nach 1531 erbaut. Also zu einer Zeit, als die Reformation die Menschen nicht nur in Mitteldeutschland bewegte. Die Mühle wurde zuerst als „Stieblersche Mühle bei St. Paul“ bezeichnet. Es liegt nahe, dass sie als Ersatz für die in der Nähe gelegene „Sperlingsmühle“ erbaut wurde. An die Existenz der Sperlingsmühle erinnert heute nur noch die Flurbezeichnung „Sperlingswinkel“. Die Verortung „… bei St. Paul“ weist auf eine Kapelle hin, die in der Nähe der „Speckseite“ stand.

Seit 1631 ist die Bezeichnung „Buschmühle“ bekannt. Der Name ist auf den Flurnamen zurückzuführen, der sich bis heute erhalten hat. In den folgenden Jahrhunderten werden Ascherslebener Müllerfamilien wie Herz, Saling oder Böhme als Besitzer genannt. Auch technisch gab es immer wieder Veränderungen am Mühlenstandort im Einetal.

Wiederaufbau nach Brand

Neben dem Betrieb als Mahlmühle nutzte man die Anlage auch als Walkmühle. Schließlich zog mit dem Antrieb durch eine Dampfmaschine auch die neue Zeit ein. Nach einem Brand machte sich der Wiederaufbau großer Teile der Mühle und des Wohn- und Werkstattbereiches erforderlich. So baute der Besitzer Friedrich Gieseler 1861 das Wohnhaus, wie wir es heute noch vorfinden, wieder auf.

1880 ist Andreas Gröper Eigentümer der Buschmühle. Er ist einer der zwölf Ascherslebener Mühlenbesitzer in dieser Zeit. Die Buschmühle hatte, wie in den folgenden Jahren, noch die Postanschrift „Im Busch 2“. 1910 hatte die Rentnerin Elisabeth Thiele letztmalig die Buschmühle in Privateigentum, denn 1911 wird sie erstmals im Adressbuch als Stadtbesitz aufgeführt.

Von den eigentlichen Anlagen des Mahlens und Walkens ist nichts Sichtbares erhalten geblieben. Auch die Anbindung an den heute noch vorhandenen Mühlgraben ist verschüttet und eingeebnet. Im Gegensatz zu den vielen verschwundenen oder ruinösen Mühlen von Aschersleben an Eine und Wipper, ist die Buschmühle zwar kein funktionstüchtiges technisches Denkmal, aber in einem sehenswerten baulichen Zustand und bietet einigen Bewohnern ein besonderes Zuhause in lauschiger Atmosphäre. Sicher erfreuen sich viele Spaziergänger, Radfahrer und Geschichtsinteressierte auch in Zukunft an diesem Gebäude. (mz)