Ein Aschersleber bei Big Brother Ein Aschersleber bei Big Brother: Racheprofi Thomas Wiele erlebt Einzugsdesaster

Aschersleben - Drei klare Erkenntnisse hat der Fernsehabend gebracht. Erstens: Big Brother hat begonnen. Zweitens: Nach der dreistündigen, von Jochen Bendel moderierten Livesendung auf dem Sender Sixx am Dienstag wissen wir, was uns in den letzten vier Big-Brother-losen Jahren gefehlt hat: nämlich nichts dergleichen. Und drittens: Man hätte Sinnvolleres tun können in der Zeit. Die Flocken in der Cornflakes-Packung zählen oder so.
Aber da wir nun mal schon reingezappt haben: Für Thomas Wiele aus Aschersleben hat das Experiment Big Brother anders begonnen als erwartet. Und zwar im 15 Quadratmeter großen Strafbereich. Der Ossi aus der Kleinstadt sitzt, während seine zwölf Konkurrenten aus Berlin, Köln, Hamburg, Nürnberg und Wien Sektschlürfend das Luxusleben im 235 Quadratmeter großen Wohnbereich genießen, im Käfig.
Großes Kino. Nun muss man dazusagen: Eine besonders gute Figur hat der 32-Jährige Inhaber einer Rache-Agentur nicht abgegeben, geriet schon bei der Frage nach seinen Stärken (wie wär’s denn spontan mit: sich zu rächen?!) prompt ins Stottern. Aber nicht nur deshalb dürfte sich Konkurrent Kevin, 26, letztlich für die 33 Jahre alte Sophia als Teampartnerin und Bett-Teilerin entschieden - und damit Wieles Schicksal im Strafbereich besiegelt haben. Der das aus dem ersten Impuls heraus nur mit den Worten „Ist das eine Scheiße, ey“ annahm.
Natürlich, man könnte ihn bedauern. 15 abgeschottete Quadratmeter bieten wohl kaum genug Raum zur Selbstdarstellung, von der Formate wie Big Brother nun mal leben. Außerdem muss der Arme mit Pritsche und Schlafsack Vorlieb nehmen und kann mit den anderen Kandidaten allenfalls Belanglosigkeiten durch die Gitterstäbe austauschen… Und das ist bei der bereits angedeuteten Qualität der zu erwartenden Dialoge doch nun wahrlich keine Bestrafung! Im Gegenteil: Die Einzelhaft – das Himmelreich im TV-Knast.
Der geneigte Zuschauer ist ja inzwischen einiges gewöhnt von vermeintlichen Reality-Formaten. Big Brother aber schießt den Vogel ab. Was waren das noch für Zeiten, in denen die TV-WG ein stinknormaler Container war? Als die Bewohner Leute von nebenan waren. Mit gängigen Berufen. Und nicht perfekt gecastete, alle Klischees bedienende Z-Prominente mit Titten, Tattoos und Piercings, die auf ein bisschen Publicity aus sind. Und als es abgesehen von Nominierungen und Wochenaufgaben – ja, und Lästereien, aber die gehören nun mal dazu – keine weiteren Schikanen, oder sagen wir: Inszenierungsstrategien wie die Zweierteambildung, gab?
Wobei, die könnte ja schon im Laufe der Woche gesprengt werden. Denn Sixx wäre nicht Sixx hätte der Sender nicht noch eine Überraschung für die Teilnehmer parat: Weil 13 Bewohner einer zu viel sind, wurden direkt mal alle nominiert. Keine falsche Vorfreude: Gehen wird wohl nur einer. Und zwar zur nächsten Livesendung am kommenden Dienstag.
Bis dahin können die Fernsehzuschauer abstimmen, wer im Haus bleibt. Und damit auch, ob Wiele noch die Chance bekommt, Selbiges von innen kennenzulernen. Sein Tauchlehrer und Kumpel André Könnecke würde es ihm nach dem Einzugsdesaster jedenfalls wünschen und ist sich sicher, dass Thomas die Zeit im Strafbereich packen werde.
Als er seine Tauchprüfung abgelegt hat, habe er den ganzen Tag in voller Montur im kalten Regen gestanden. „Das hat er ohne Murren weggesteckt“, sagt Könnecke. Allerdings dürften ihn Knastessen und Nikotinentzug an seine Grenzen bringen. (mz)
