1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Diese Frau erforscht Herkunft von Exponaten im Museum Aschersleben

EIL

Freimaurerloge „Zu den drei Kleeblättern“ Diese Frau erforscht Herkunft von Exponaten im Museum Aschersleben

Christiane Grathwohl-Scheffel recherchiert in Mitgliederverzeichnissen und untersucht Ritualgegenstände, Kleidung und Abzeichen.

Von Kerstin Beier 09.07.2021, 10:00
Christiane Grathwohl-Scheffel forscht derzeit im Museum Aschersleben.
Christiane Grathwohl-Scheffel forscht derzeit im Museum Aschersleben. (Foto: Frank Gehrmann)

Aschersleben/MZ - Am Museum in Aschersleben wird geforscht - zumindest erst einmal für einige Monate. Seit März ist die Freiburgerin Christiane Grathwohl-Scheffel sehr häufig im Museum am Markt anzutreffen. Denn im Auftrag des Deutschen Zentrums für Kulturgutverluste untersucht sie die Herkunft von etwa 90 Exponaten, die im Zusammenhang mit der Geschichte der Freimaurerloge „Zu den drei Kleeblättern“ stehen.

Zu den Exponaten gehören Mitgliederverzeichnisse, Ritualgegenstände, Kleidung und Abzeichen, sogenannte Bijous. „Es geht um die Trennung von Museums- und Logenbeständen“, erklärt die 61-Jährige das geförderte Projekt. Als freischaffende Kunsthistorikerin hatte sie sich auf die Ausschreibung beworben, weil sie das Thema spannend fand. „Ich empfinde es als sehr bereichernd, wenn ich mich in ein Gebiet, in dem Fall in die Logengeschichte, neu einarbeiten kann“, sagt sie.

Auch wenn die Provenienzforschung ein vergleichsweise neues Gebiet ist, kann die Frau mit den wilden roten Locken auf viel Erfahrung bauen. Schon im Studium habe sie sich für Sammlungsforschung interessiert, später war sie unter anderem mit Herkunftserkundung an den Städtischen Museen in ihrer Heimatstadt Freiburg/Breisgau betraut.

1935 wurden Freimaurerlogen verboten, die DDR setzte das Verbot fort

1935 sind alle Freimaurerlogen verboten worden, anders als im Westen der Republik blieb es in der DDR dabei. Erst 1993 ist die Johannisloge in Aschersleben neu gegründet und das Logenhaus rückübertragen worden. Doch bereits seit 1955 befindet sich das Museum unter dem Dach jenes Gebäudes, „damit hat sich einiges überschnitten. Beide Seiten sind interessiert daran, die Eigentumsverhältnisse der Dinge zu klären“, sagt Grathewohl-Scheffel.

Die Recherche gleicht zuweilen einer Detektivarbeit, die sich nicht ausschließlich im Museum erledigen lässt. Die Baden-Württembergerin muss reisen, um erfolgreich zu sein. So war sie mehrfach in Berlin im Geheimen Staatsarchiv, wo die Freimaurerakten gesammelt sind.

Das Studium von Biografien gehört dazu, und auch im Stadtarchiv habe sie viel Unterstützung erfahren. Als sehr erfreulich empfand sie auch die Hilfe des ehemaligen Museumsleiters Udo Schulz. „Zeitzeugen sind immer sehr hilfreich“, sagt sie und berichtet, dass sie mit ihm gemeinsam auf eingelagerte Fassadenteile gestoßen ist, die jeweils drei Kleeblätter zeigen.

Bis Ende August wird die Arbeit gefördert, und Christiane Grathwohl-Scheffel weiß, dass das nur ein Anfang sein kann. Ein wichtiger allerdings, „denn viele kleine und mittlere Museen kommen ja gar nicht zu dieser Arbeit.“ Eine Arbeit, die Klarheit bringt und die von einer neutralen, unparteiischen Person erledigt wird.

Erst 1993 wurde die Johannisloge in Aschersleben neu gegründet

Ihre Zeit in Aschersleben möchte sie nutzen, um die Stadt und das Bundesland besser kennenzulernen. Als Kunstliebhaberin und Frau eines Malers und Grafikers besucht sie gern Ausstellungen, ein Besuch in der Grafikstiftung Neo Rauch gehört immer dazu.

Das nächste Ziel ist das Kunstmuseum Moritzburg in Halle, und generell freut sie sich darauf, dass sich das Veranstaltungskarussell nun wieder zu drehen beginnt. Ihr Interesse an den ostdeutschen Bundesländern rührt noch aus Berliner Studientagen. Dort hat sie unmittelbar erlebt, wie die Schlagbäume hochgingen und die Mauer fiel.