MZ-Serie Vögel in unserer Region Die Schlafbaum-Truppe

Früher gab es zahlreiche Waldohreulen in der Region rund um Aschersleben und im Seeland. Heute kommen sie nur noch vereinzelt vor.

19.04.2021, 12:00

Aschersleben/Seeland - Uwe Nielitz kann sich noch ganz genau erinnern. Die Bäume - vor allem alte Tannen - waren über und über mit Eulen bedeckt. „Teilweise bis in einen dreistelligen Bereich hinein“, nennt er die Anzahl der Waldohreulen, die im Winter vor allem in Güsten und Auf der Alten Burg in Aschersleben sogenannte Schlafplatzgemeinschaften gegründet haben. „Meistens hat man unten das Gewölle entdeckt. Und wenn man dann hochgeschaut hat, hat man sie - an den Stamm gedrückt - gesehen“, beschreibt Nielitz diesen eindrucksvollen Anblick, den es heute nicht mehr gibt. „Denn der Bestand an Waldohreulen ist drastisch eingebrochen.“

Eulenarten, sagt der Naturschutzbeauftragte, gibt es im Salzlandkreis noch einige: von der größten, dem Uhu, über den Waldkauz, im Harzbereich dann auch den Raufußkauz bis hin zum Sperlingskauz, der nur noch starengroß ist. „In den Gemeinden und Kirchen kann man auch die Schleiereule finden und überall, wo es Wäldchen oder Parks gibt, auch die Waldohreule“, zählt der Ascherslebener Ornithologe auf.

Steinkauz in der Region ausgestorben

Einen Vertreter dieser nachtaktiven Jäger sucht man indes vergebens: „Leider muss man sagen, dass in den letzten Jahren eine Eulenart ausgestorben ist, und das ist der Steinkauz“, bedauert Nielitz, der das hübsche Tier früher regelmäßig im Bereich der Seeländereien und in den Auen von Selke und Bode ausgemacht hat. „Aber durch Veränderungen in der Landschaft gibt es diese Art hier leider nicht mehr.“

Auch die Waldohreule hat drastische Bestandseinbußen zu verzeichnen. „Früher hatten wir dutzende Paare entlang der Eine. Auf der Burg oben.“ Die gewaltigen Schlafplatzgemeinschaften hätten das stets deutlich gemacht.

Die Waldohreulen seien unter ihresgleichen etwas Besonderes, erzählt der Ascherslebener davon, dass sie - anders als die anderen Eulen - nicht etwa in Höhlen brüten oder in Gebäuden, alten Scheunen und gewaltigen Kirchtürmen, wie die Schleiereule. „Die Waldohreule ist die einzige, die in offenen Nestern brütet.“ Und dann nicht einmal in eigenen. „Sie nutzt alte Krähennester oder die Horste von Mäusebussarden.“ Dort legt sie ihre Eier rein, meist vier bis sechs, die sie etwas über drei Wochen bebrütet. Und wenn genug Mäuse als Nahrung da sind, dann werden die Kleinen in der Regel auch alle groß.

Woran es dann liegt, dass die Waldohreule trotzdem so drastisch in ihrem Bestand abgenommen hat?

Nielitz vermutet als Ursache dafür Veränderungen in der Landwirtschaft - „sie kommt schlecht an Mäuse ran, die unter einer dichten Vegetationsdecke nicht erreichbar sind“ - und den Waschbären. „Junge Waldohreulen haben nämlich die Eigenschaft, dass sie nachts, wenn die Alten kommen, zu fiepen beginnen“, weiß der Ornithologe. „Und das ist für den nachtaktiven Waschbär ein Zeichen, dass es da was zu Fressen gibt.“ Und wenn der Räuber einmal ein solches Nest entdeckt hat, dann lässt er auch nicht davon ab, bis ihm die jungen Eulen zum Opfer gefallen sind. „Noch gibt es ein paar Brutpaare in der näheren Umgebung von Aschersleben. Allerdings sind die wirklich sehr, sehr selten geworden“, bedauert der Naturschutzbeauftragte.

Und auch die Schleiereule habe es schwer. Vereinzelt würde sie in der Hoymer Vogelkirche brüten. Oder in alten Scheunen auf den Dörfern. „Früher gab es sie auch im Bereich der Ascherslebener Stephanikirche, aber offenbar sind da irgendwelche Löcher zugemacht worden, so dass keine mehr hineinkommt.“

Der Ascherslebener Uwe Nielitz ist Naturschutzbeauftragter im Salzlandkreis und leidenschaftlicher Fotograf. In einer losen Serie zeigen wir seine schönsten Natur-Schnappschüsse aus der Region.