"Mit der Lizenz zum Krabbeln" Die Lizenz zum Krabbeln: Wema-Berufsschüler aus Ascherseben bauen Insektenhotel

aschersleben - Es wird gebohrt, geschraubt, gesägt. Nichts Ungewöhnliches in der Ascherslebener Tischlerei der Berufsbildenden Schule Wema des Salzlandkreises. Doch hier betätigen sich keine angehenden Handwerker, sondern 27 Schüler der 11. Klasse des Beruflichen Gymnasiums mit der Fachrichtung „Gesundheit und Soziales“. In der Woche vor ihren Ferien hat sich die Klasse ein Insekten-Projekt vorgenommen. „Wir wollten die Bienenproblematik, die ja auch in den Medien verbreitet wird, aufgreifen“, erklärt Lehrerin Josephin Mühlbach.
Auf einer Grünfläche neben dem Lehrerparkplatz soll das Insektenhotel aufgestellt werden
Die Problematik hatten die Schüler zunächst anhand der sogenannten Krefelder Studie zum Insektensterben besprochen, ehe es an die Planung ging. Im Internet sei über Aufbaumöglichkeiten eines Insektenhotels recherchiert worden, berichtet die Lehrerin.
Schließlich wurden Entwürfe für die Holzkonstruktion und den Aufbau entwickelt und das benötigte Material organisiert. Als Platz dafür wurde eine bisher ungenutzte Grünfläche neben dem Lehrerparkplatz auserkoren und für den Aufbau des ersten von zwei Insektenhotels vorbereitet.
Hier werden Wildblumen ausgesät, die sich mit hoffentlich viel Regen zu einer Wildblumenwiese mit Nahrung für viele Insekten entwickeln. Ein zweites Insektenhotel wird auf einer Schulhoffläche aufgestellt, wo es nur einen der modernen Steingärten gibt.
Zweites Insektenhotel soll auf dem Schulhof aufgestellt werden
Am Ergebnis der Besiedelung sollen die Schüler später erkennen können, welche Fläche für Insekten einfach besser geeignet ist. Für Lehrer Christian Schmelzer, der sich mit Josephin Mühlbach um das Projekt kümmert, steht fest, dass mit solchen Steingärten Natur zerstört wird.
Anna-Lena Mischur ist mit dem Akkuschrauber beim Bohren von vier Millimeter großen Löchern in Äste schon geübt. „Das habe ich schon ganz oft gemacht“, sagt die Schülerin. Für Paula Falke daneben ist es das erste Mal, dass sie einen Akkuschrauber in die Hand nehmen kann und so lässt sie der Klassenkameradin den Vortritt.
„Es ist eine gute Sache“, sagt sie. „Aber wenn es nicht so warm wäre, wäre es angenehmer“, gesteht Paula Falke. In der Klasse gibt es keinen Leerlauf. Alle werkeln an Teilen für das Insektenhotel.
Schüler haben trotz der Hitze Spaß an der handwerklichen Arbeit
„Operation Insekten – mit der Lizenz zum Krabbeln“, haben sie schon auf ein Schild geschrieben. Man sieht ihnen den Spaß an der Arbeit trotz der Hitze an. Caspar Unger macht den Vorarbeiter. Er kennt sich mit Holzbearbeitung aus. „Ich habe schon einen Pflanztisch für meine Mutter gebaut. Ein Haus für meine Katze mache ich gerade“, erklärt er.
„Sie sind mit Leib und Seele dabei“, lobt Josephin Mühlbach. Ihre Schüler machen in ihrer beruflichen Fachrichtung in drei Jahren an der BBS ihr normales Abitur und erhalten eine zusätzliche pädagogische und psychologische Ausbildung sowie Unterricht zum Thema Gesundheit, erklärt sie die Besonderheit.
Das Grundgerüst des ersten Hotels aus Kantholz und Brettern ist einen Meter hoch und einen halben Meter breit. Ein zweites Insektenhotel wird aus Euro-Paletten gebaut, die die Lehrerin und Schüler mitgebracht haben. Hobelspäne, Moos, Ziegelsteine, Stroh und Schilf kommen als Rückzugsmöglichkeiten neben den mit vielen Löchern versehenen Holzstücken in die Fächer des regalartigen Gestells.
Nach den Ferien wollen die Schüler mit ihrer Lehrerin die Insekten, die sich angesiedelt haben, zählen und bestimmen. Auch die Wildblumen, die dann neben dem Lehrerparkplatz der Berufsschule wachsen, wollen sie bestimmen und im Boden pH-Wert und Stickstoffgehalt messen sowie die Zahl der Kleinstlebewesen ermitteln. Vielleicht kommt im nächsten Jahr ein weiteres Insektenhotel dazu.
(mz)
