Die Chefin Die Chefin: Angelika Fischer pflegt eine wichtige Maxime

Aschersleben - Angelika Fischer hat eine Maxime: Es darf nicht groß auffallen, wenn die Geschäftsführer mal nicht da sind. Was nichts anderes heißt, als die Kollegen in alle Entscheidungen einzubeziehen, die Hierarchien flach zu halten und dafür zu sorgen, dass sich alle verantwortlich fühlen.
Bei der Ascherslebener Computer GmbH, deren Geschäftsführerin sie ist, scheint das der Fall. Die Mitarbeiter sollen gern zur Arbeit kommen, „und ich überlege immer, wie wäre es auf der anderen Seite der Barrikade“, sagt sie. Vielleicht ist dieser Führungsstil der Grund dafür, dass es seit 30 Jahren in ihrem Betrieb praktisch keine Fluktuation gibt.
Keine Ahnung beim Rat des Kreises
Als sie und ihr Mann Hans-Jürgen die Firma am 16. März 1990 als GmbH gründeten, „wusste man beim Rat des Kreises kaum, was das ist“, erinnert sich die 66-Jährige. Zur Zwei-Mann-Firma stieß im Juli Henry Schmidt dazu, der seit Januar 2. Geschäftsführer ist und in dieser Funktion Gerd Siegmund abgelöst hat.
Inzwischen verdienen 15 Mitarbeiter ihr Geld bei der Ascherslebener Computer GmbH. Der Start gelang mit dem Vertrieb von Hard- und Software, ergänzt um Service und Reparatur. Die studierte Juristin und Quereinsteigerin in die Computerbranche hat damals „alles gemacht außer Computer“ - also Marketing, Lohnabrechnung, Präsentation und Schulung der Kunden.
Auf Entwicklung von Software spezialisiert
Ab Anfang 1992 hat sich das Unternehmen auf die Entwicklung von Software spezialisiert und ist damit bis heute erfolgreich. Der Beginn war die Bitte der Bußgeldstelle des Landkreises, ein spezielles Programm für die Erfassung und Abwicklung von Ordnungswidrigkeiten zu schreiben.
Daraus entwickelten die Programmierer später ein Programm für die Wittenberger Straßenverkehrsbehörde. Unter dem Namen ALVA (Allgemeine Verkehrsangelegenheiten) nutzen inzwischen alle Bundesländer außer Berlin dieses Programm, das ständig angepasst und weiterentwickelt wird. 700 Anwender von Landesverwaltungsämtern bis hin zu Baubetrieben arbeiten damit.
Der Kunde landet niemals in Nirwana
Weil die Kunden wenig Probleme damit haben, geht die Chefin davon aus, „dass die Software stabil und selbsterklärend ist.“ Und wenn Fragen kommen, „landet der Kunde bei uns nicht im Nirwana, sondern erreicht immer jemanden.“
ALVA soll das Standardprogramm bleiben, „aber bei 700 Anwendern kommen jeden Tag neue Wünsche“, sagt die Chefin, die sich demnächst aus dem operativen Geschäft zurückziehen will. Ihre Tochter Linda, die derzeit als Prokuristin dabei ist und ein Fernstudium absolviert, wird dann die Geschäfte führen.
Schritt in die Selbständigkeit nie bereut
Angelika Fischer hat den Schritt aus der Stadtverwaltung in die Selbstständigkeit nie bereut. Es seien stets die berühmten „kleinen Brötchen“ gewesen, die sie durch alle Zeiten getragen hätten.
„Wir hatten nie ein richtiges Tief, doch es braucht auch Geduld“, sagt die Geschäftsfrau, die von ihrer Tochter als tolerant, großzügig, ehrlich und bodenständig beschrieben wird. Trotz aller Liebe zu ihrer Arbeit und ihrem Betrieb gibt Angelika Fischer die Verantwortung gern in jüngere Hände.
Ihr Mann, der 1994 aus der Firma ausstieg, ist schon seit einigen Jahren im Ruhestand. Als Vorsitzende des Tennisclubs Blau-Weiß wird sie weiter aktiv bleiben, die zwei Familienhunde fordern Zeit und Zuwendung, und vielleicht gibt es dann auch wieder mehr Gelegenheit zum Wandern. Wanderkaiser ist die Familie bereits. (mz)