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Diakonie Halberstadt zieht sich aus Tagescafé zurück

Von Jochen Miche 29.06.2006, 18:57

Aschersleben/MZ. - Ab Montag übernimmt das Kirchspiel Aschersleben die Einrichtung (also die Gemeinden der Stephani-, Margarethen- und Johanniskirchen), berichtet Pfarrer Matthias Büdke von der Stephanigemeinde.

Seit der Gründung des Tagescafés im Dezember 2002 auf dem Stephanikirchhof 7 wurde es von Monika Steinkamp geleitet. Im August 2003 zog es in die Wilhelmstraße 34 um. Am Anfang kamen täglich etwa zehn Leute, dann stieg ihre Zahl von Jahr zu Jahr. Heute sind es pro Tag 40 bis 45 Menschen (bei 22 Sitzplätzen). Sie können hier außer an Wochenenden täglich frühstücken und mittags warm essen (80 Cent), Kaffee trinken (Pott 50 Cent) und Kuchen (30 Cent) essen. In einer Kleiderkammer gibt es sehr günstig Textilien. Geholfen wird auch beim Verfassen von Briefen an Behörden, durch Begleiten bei Arztterminen oder Behördengängen. Und man hilft sich gegenseitig mehr oder weniger. Frau Steinkamp lobt unter anderem Wolfgang Schiller. Der 72-jährige Dauergast richtet von seiner schmalen Rente zuweilen sogar anderen Bedürftigen eine Geburtstagsfeier aus. Frau Steinkamp: "Herr Schiller hat seine Wohnung verloren, aber nicht seine Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit."

Das Wichtigste aber, meint Pfarrer Büdke, sei die erlebte Gemeinschaft. Er sagt: "Hier können die Menschen Kontakte pflegen, drohender Vereinsamung entfliehen." Auf die Frage, wie es gelingt, für Essen so geringe Preise zu nehmen, verweist der Pfarrer auf "einen starken Partner: die Volksküche". Sie bietet es zu sehr günstigen Konditionen an. Darauf angesprochen, meinte der Geschäftsführer der Volksküche Aschersleben, Thomas Wagner: "Es ist wichtig, dass sich Menschen finden, die anderen Menschen helfen. Wir tun es gern."

Wird die Volksküche auch nach dem Partnerwechsel die Preise halten können? Wagner: "Es spricht nichts dagegen. Aber entscheidend ist nicht so sehr der Preis, sondern dass wir gemeinsam mit der Diakonie oder künftig mit dem Kirchspiel das Projekt weiterführen."

Neu wird allerdings der Name des Tagescafés sein. Es soll künftig "Oase - Ort der Begegnung" heißen. Das unterstreicht, dass Begegnung und Gemeinschaft im Mittelpunkt stehen.