Der neue Chef Der neue Chef: Der "Kümmerer" hält an russischer Tradition fest

Aschersleben - „Ich mag Menschen.“ Wenn Alexej Vojak das sagt, klingt es nicht wie eine Floskel. Der kommissarisch eingesetzte Einrichtungsleiter des Seniorenwohnparks Aschersleben in der Askanierstraße meint bescheiden, er könne „gar nichts anderes als Pflege“. Auch wenn er nun - als Chef - weniger direkten Kontakt zu den Bewohnern des Pflegeheims hat, so kennt er die Branche aus der Perspektive des „Kümmerers“ doch sehr gut.
Mit 17 fing er als Pflegehelfer an, absolvierte eine Ausbildung zur Pflegefachkraft, war Wohnbereichsleiter und Pflegedienstleiter. Weil er meinte, ihm fehle noch Erfahrung im ambulanten Bereich, arbeitete er vier Jahre lang bei einem ambulanten Pflegedienst, ehe es ihn zu seinem alten Arbeitgeber, der Emvia Living als Betreiber zahlreicher Altenpflegeheime, zurückzog.
Soziale Ader mit in die Wiege gelegt
Die soziale Ader, so vermutet er, sei ihm wohl in die Wiege gelegt worden. Die Mutter ist Krankenschwester, der Vater Chirurg. Die russische Familie mit deutschen Wurzeln lebt seit 1998 in der Nähe von Halle. Es liege in der russischen Tradition, so erklärt Alexej Vojak, die eigenen Eltern und Großeltern zuhause zu pflegen.
Deshalb sei der enge Kontakt zu alten Menschen für ihn schon immer eine Selbstverständlichkeit gewesen. Doch er weiß auch, dass es die heutige Arbeitswelt schwer macht, seine Angehörigen immer bei sich zu behalten.
„Damals war ich der einzige ringsrum, der deutsch sprechen konnte“
Deshalb sei es so wichtig, Altenheime zu betreiben, die zu einem neuen Zuhause werden können. Und was die soziale Ader betrifft: Schon mit 13 half er anderen Aussiedlern bei Behördengängen, beim Übersetzen amtlicher Schreiben und bei Alltagsdingen. „Damals war ich der einzige ringsrum, der deutsch sprechen konnte“, sagt er lächelnd.
Heute ist er 34 Jahre alt, lebt mit seiner Frau und seiner 17-jährigen Tochter in Halle und fährt nach eigenem Bekunden täglich mit großer Freude an seinen neuen Arbeitsort. Die erfolgreiche Initiativbewerbung in Aschersleben bezeichnet er als „beste Entscheidung“. Dies liege nicht nur an dem attraktiven Gebäude, sondern vor allem an den Mitarbeitern, die ihn mit der gleichen Wärme aufgenommen hätten, die sie auch für die Bewohner aufbringen.
„Es freut mich, wenn Mitarbeiter mit Ideen kommen“
Sein Vorgänger Andreas Francke, der sich im Krankenstand befindet, habe die Qualität des Hauses entscheidend geprägt. Und Qualität mache sich in erster Linie an den Mitarbeitern fest, die sich momentan um 205 Bewohner kümmern. Wenn 90 Prozent der Mitarbeiter zum Stammpersonal gehören und einige schon seit 30 Jahren dabei sind, wertet er das als gutes Zeichen für ein angenehmes Klima im Haus.
Daran möchte er anknüpfen und ist fest davon überzeugt, dass ein Chef nur so gut sein kann wie sein Team. Stellvertretend nennt er Cornelia Krömer, Nicole Uhlmann, Frank Gerrulat, Mario Breckau und Nadine Matern. Er möchte transparent arbeiten und bezeichnet diese Fähigkeit als eine seiner Stärken. „Es freut mich, wenn Mitarbeiter mit Ideen kommen und so zeigen, dass sie mitdenken und etwas verbessern wollen“, sagt er. Ständige Weiterbildung seiner Leute liegt ihm am Herzen und er möchte „eine so hohe Qualität entwickeln, dass Menschen schon mit 30 sagen, da will ich später mal hin.“ (mz)