Porträt Der leidenschaftliche Sänger aus Klein Schierstedt
Peter Blail singt nicht nur selbst, sondern fördert auch bei Laien die Freude an der Musik.

Klein Schierstedt/MZ - Beim Jubiläumskonzert des Klein-Schierstedter Frauenchores vor wenigen Tagen waren die Sängerinnen in Rot die Hauptpersonen - ganz klar. Und doch: Ohne Peter Blail würde es den Frauenchor nicht geben.
Seit 20 Jahren bittet der 61-Jährige einmal wöchentlich zur Probe ins Dorfgemeinschaftshaus. Und die Frauen versäumen möglichst keine der Übrungsstunden. Weil sie spüren, wie sie unter seiner Leitung besser werden. Einige Chormitglieder sagen scherzhaft, er habe aus dem anfangs vielstimmigen Ensemble ein dreistimmiges gemacht.
Leitung von fünf Ensembles
Peter Blail leitet neben dem Klein- Schierstedter Frauenchor noch vier weitere Ensembles, darunter den Zöllner-Chor in Bernburg. In Bernburg ist der ausgebildete Opernsänger auch zu Hause. Wer mit ihm spricht, der hört zuweilen noch die sächsische Mundart heraus. Den heute freischaffenden Sänger zog es nach der Schule erwartungsgemäß zu Kunst und Kultur. Denn er stammt aus einem christlichen und musikalischen Elternhaus. „Gesungen habe ich schon immer“, sagt er, und auch das Interesse für klassische Musik reicht bis in die Kindheit und Jugend zurück, wo er regelmäßig in der umfänglichen Plattensammlung seiner Tante stöberte.
An der Musikhochschule in Leipzig studierte er Gesang und war anschließend an verschiedenen Theatern engagiert - unter anderem in Annaberg, Altenburg, Wittenberg und Bernburg. Nachdem die kleineren Theater ihre Ensembles verloren hatten, wurde es schwieriger und er beschloss, freischaffend zu arbeiten und sich stärker der Kirchenmusik zu widmen.
„Man muss täglich üben“
Die Corona-Pandemie mit ihren strengen Eindämmungsverordnungen nahm ihm nicht nur alle Auftrittsmöglichkeiten, sondern unterband auch jegliche Chorarbeit. Sänger und Sängerinnen waren buchstäblich die letzten, die ihre Arbeit wieder aufnehmen konnten. „Für mich war das wie ein vorgezogenes Rentendasein“, beschreibt es Peter Blail. Es sei anstrengend gewesen, immer zu planen, um dann alles wieder zu verschieben. „Bis heute erfolgen alle Auftritte nur auf Zuruf“, so der Bariton. Zu dessen Herzensprojekten gehört die jährliche Opernaufführung in der Kirche Dröbel, in die er seine Chöre einbezieht und die er gemeinsam mit professionellen Sängern als Solisten inszeniert. Er selbst verkörperte dabei den Wassergeist aus „Undine“, Dulcamera aus „Der Liebestrank“, den Grafen von Luna aus dem „Troubadour“ und viele mehr. Zu Paraderollen zählt er den Figaro aus „Der Barbier von Sevilla“ und den Rigoletto. Für ihn wie für jeden Sänger gilt: Ohne Training geht nichts. „Man muss täglich üben“, sagt er. „Eine so lange Ruhephase von acht Monaten hatten wir vorher noch nie.“ Das merken auch die Chöre. „Aber wir kriegen die Stimmen schon wieder hoch“, sagt Blail.