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Der Fachmann klärt auf Der Fachmann klärt auf: Wie wird ein Obstbaum richtig beschnitten?

Von marion pocklitz 23.04.2015, 15:05
Markus Lohmann erklärt einen Baumschnitt. Dieser Kurs soll unter anderem auf den Leerstand in Kleingartenanlagen aufmerksam machen.
Markus Lohmann erklärt einen Baumschnitt. Dieser Kurs soll unter anderem auf den Leerstand in Kleingartenanlagen aufmerksam machen. gehrmann Lizenz

Aschersleben - Leittrieb, Konkurrenztrieb, Stammaustrieb, Stockaustrieb, Blattaustrieb - da kann einem Hobbygärtner schon mal der Kopf schwirren. Denn genau die Unterschiede dieser Triebe sind wichtig, wenn der Baum im Frühjahr, Herbst oder nach der Ernte geschnitten werden soll. An welchen Trieb und damit an welchen Ast soll die Baumschere nun wirklich angesetzt werden?

Ein Fachmann, der sich durch den Dschungel dieser Fachbegriffe leicht hangelt, ist der Leiter der Mitteldeutschen Baumschulen, Markus Lohmann. Und so ist der alte Apfelbaum, der in der Ascherslebener Gartensparte „Eintracht“ steht, auch nicht wirklich eine Herausforderung für den Fachmann. Für die Hobbygärtner allerdings schon, die zu diesem ungewöhnlichen Baumschnittkurs, den die Kreisvolkshochschule gemeinsam mit dem Regionalverband der Kleingärtner organisiert hat, gekommen sind.

„Wenn man den Baum so betrachtet, weiß man gar nicht, wo man anfangen soll“, schüttelt Waltraut Specht den Kopf. Der alte Apfelbaum, der etwa drei Meter hoch ist, ist stark verzweigt. Die Äste, egal, ob dick oder dünn, zeigen in alle Himmelsrichtungen, kreuzen sich und scheinen verknorpelt. „Der braucht wohl einen extremen Verjüngungsschnitt. Doch wenn man zu viel davon abschneidet, dann trägt er womöglich gar keine Früchte mehr“, vermutet die Hobbygärtnerin, die extra aus Staßfurt angereist ist.

Häufigerer Baumschnitt nötig

Bevor es jedoch zum praktischen Teil des Verschnittes an dem Obstbaum kommt, erklärt Markus Lohmann theoretisch erst einmal, wie der Pflanz- und Aufbauschnitt eines Obstbaumes funktioniert. Dabei sollte die Krone immer im Verhältnis der Wurzel stehen. Die Äste sollten pyramidenförmig angeordnet sein und auch auf die richtige Saftwaage sei zu achten! Für die Sorte sei die Unterlage entscheidend! Und Obstbäume, die sich wie Spitzensportler verhalten, müssten öfter die Baumschere zu spüren bekommen. „Wird der Baum an der falschen Stelle geschnitten, ist das wie ein Doping“, schmunzelt Markus Lohmann. Waltraud Specht verrät dann, dass sie mal gehört habe, dass ein Baum so viel Luft zwischen den Ästen haben sollte, dass man eine Mütze hindurchwerfen könne.

Manche Sorten brauchen besondere Pflege

Und sie scheint mit dieser Variante recht zu haben, denn mittlerweile hat Markus Lohmann den Baum kräftig ausgeästet. Auch ein Fußball hätte nun genug Platz für einen Durchflug. Dann kommt die Frage, ob man sich denn nicht lieber einen kleinen Säulenobstbaum in den Garten stellt? „Hier muss jeder selber entscheiden. So eine Sorte braucht besonders viel Pflege“, weiß der Fachmann.

Mike Herzog, der stellvertretende Vorsitzende der Kleingartensparte, betrachtet die Aktion mit vollem Interesse. „Ich finde nicht nur den Kurs heute toll, sondern auch, das er in unserer Kleingartensparte stattfindet. Denn wir haben hier 94 Gärten, davon stehen 40 leer“, sagt er. Für das Gärtnern sollte in Zukunft wieder mehr Interesse aufgebracht werden und das könne man mit solchen Kursen wecken. So richtet er seinen Dank an die Vorsitzende des Regionalverbandes der Kleingärtner, Edith Nowak, die die Idee für diesen Kurs hatte.

Auch Waltraud Specht ist nach anderthalb Stunden in dem Garten noch voller Begeisterung und wünscht sich viele solcher Lehrgänge. „Dafür würde ich immer wieder nach Aschersleben fahren“, erklärt sie. (mz)