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Der große Wurf Der aus Aschersleben stammende Mark Illing zeigt im Grauen Hof eine Werkschau mit über 80 Bildern

Was den Maler mit dem Kunst- und Kulturverein verbindet.

Von Detlef Anders 01.11.2021, 10:00
Marc Illing zeigt bei seiner Werkschau Bilder aus den Serien „First Aid“ (links) und „Daughters“ im Kunstquartier Grauer Hof.
Marc Illing zeigt bei seiner Werkschau Bilder aus den Serien „First Aid“ (links) und „Daughters“ im Kunstquartier Grauer Hof. Fotos: Detlef Anders

Aschersleben/MZ - „Die Ausstellung ist ein großer Wurf“, findet Dieter Weidenbach, ein Künstler aus Weimar. Sowohl für die Stadt Aschersleben, als auch für Marc Illing, der mit mehr als 80 seiner Werke seit Sonnabend im Kunstquartier Grauer Hof eine ganz große Werkschau zeigt.

Für viele in Aschersleben ist es ein Wiedersehen mit einem Jugendfreund und Mitschüler. Für Ernst Karl vom Böckel, den Vorsitzenden des Aschersleber Kunst- und Kulturvereins (Akku) ist es auch das Wiedersehen mit einem Gleichgesinnten. Marc Illing hatte Anfang der 90er als Schüler beim Umbau des Grauen Hofes geholfen, sogar im Vereinsvorstand des Akku einige Jahre mitgearbeitet und Kunstaktionen mitgestaltet. „Er ist ein Kind des Grauen Hofes“, freut sich vom Böckel darüber, dass Marc Illing nun hier ausstellt.

Porträtserie in Blau mit Bildern von 48 Persönlichkeiten

Nach dem Abi in Aschersleben hatte Illing an der Bauhausuniversität in Weimar ein Studium der Architektur und Freien Kunst aufgenommen und blieb in Weimar, wo er als freier Künstler heute sein Atelier hat und mit seiner Familie lebt. „Marc Illing gehört einer Generation von Malern an, deren Impuls aus dem Aufleben realistischer Tradition der Weltanschauung kommt“, sagt vom Böckel zur Eröffnung. Er sieht Marc Illing als „eindringlichen Beobachter des Zeitgeschehens, eher still und unaufgeregt, die Aussagen knapp, aber eindeutig“.

Illings Porträtserie in Blau mit Bildern von 48 Persönlichkeiten, die Weimar in der Zeit des Übergangs in die Moderne prägten, war bereits ein Höhepunkt seiner Ausstellung im Weimarer Stadtmuseum. Der 46-Jährige hatte aber auch schon Ausstellungen im deutschen Pavillon in Venedig, in Berlin, München und Paris.

Marc Illing sammelt markante Fotos, deren Motive durch das Malen an Tiefe gewinnen. Die Fotoserie von israelischen Soldatinnen in einer Pause nutzt Illing für eine eigene Darstellung in der Serie „Daughters“. „In der Ruhe liegt die Katastrophe für mich“, beschreibt Dieter Weidenbach seine Emotion beim Betrachten. Er spüre das Warten auf den Alarmton, den Griff zu den Waffen, das Werfen auf den Boden. „Man kriegt Gänsehaut, wenn man sich drauf einlässt.“

 Marc Illing (re.) und  Dieter Weidenbach reden vor der Porträtserie aus Weimar.
Marc Illing (re.) und Dieter Weidenbach reden vor der Porträtserie aus Weimar.
Foto: Anders

Einige Fotos aus einer Sportillustrierten zu den Olympischen Spielen 1936 nutzte Illing für eigene Bilder im monochromen Ton. Für die großformatigen Bilder der Serie „First Aid“ haben ihn Dias der Zivilverteidigung inspiriert. Das Bild „Beach Boys“, deren Vorlage 2003 ein Titelbild der Süddeutschen Zeitung war, zeigt einen General mit Zigarre und amerikanische GIs in Siegerpose im zerstörten irakischen Präsidentenpalast. Gegenübergestellt ist dem ein Bild aus dem Deutsch-Französischen Krieg, das preußische Soldaten in einem nicht zerstörten französischen Palast zeigt.

Eine unheimliche eruptive Kraft

„Die Darstellung bekommt durch die Malerei eine ganz neue Dimension, eine Nähe zu den Agierenden“, lobt Weidenbach, der Illings Arbeit seit 20 Jahren verfolgt. Illing wirke zurückhaltend. „Der innere Vulkan eines Malers ist bei ihm nicht nach außen getragen. Aber was er dann produziert, das hat eine unheimliche eruptive Kraft“, findet der Künstlerkollege. Er sei jedes Mal aus Neue verblüfft, wenn er vor einer von Illings Serien steht. „Das hat mich immer wieder erfasst und umgehauen.“ Durch die Fotografie werde so etwas nicht erreicht. Hier bekomme es eine höhere Ebene und damit eine Aussage, lobt Weidenbach.

Kleinere Grafiken sind im Kino des Grauen Hofs zu sehen. Die im Café hängenden Bilder zeigen Kühe. „Die Bilder mag ich sehr“, gesteht Illing. Gleich zwei großformatige Leinwände beansprucht der „Stier“, der damit schon den Raum füllt. „Ich freue mich, dass die Ausstellung hängt und das Licht gut ist“, sagt er Minuten vor der Eröffnung. Immerhin habe der Aufbau seiner Werkschau zwei Monate gedauert.

Illings Ausstellung wird zunächst bis Dezember zu sehen sein, wenn sie gut ankommt vielleicht auch noch länger, sagt Ernst Karl vom Böckel. Der zur Werkschau geplante Katalog liegt noch nicht vor, er soll etwas später vorgestellt werden. „Er hat einen Reifegrad erreicht, der uns in Erwartung künftiger Bildfindungen versetzt“, findet Dieter Weidenbach. Die Werkschau des Beobachters des Zeitgeschehens zeuge von einem „Talent mich nachhaltiger Strahlkraft“

Die Ausstellung ist von Montag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr geöffnet, Sonnabend und Sonntag nach Vereinbarung. Mehr unter www.grauer-hof.de