DDR-Raritäten DDR-Raritäten: Paket Kaffee aus dem Westen und ein halbes Jahr warten
ASCHERSLEBEN/MZ. - Täglich ist der DDR-Oldie von Familie Kallas noch im Einsatz. Und dabei haben die Ascherslebener die Auswahl. Musik entweder vom Radio, Schallplatte oder Kassettengerät zu hören.
Die alte Stereoanlage - eine S 3000 - war zu DDR-Zeiten ein beliebtes Gerät, dass man in Einzelteilen zu kaufen bekam. "Und das war das eigentliche Problem. Schließlich muss man zu den Geräten auch noch einen passenden Verstärker und Boxen besitzen. Doch das alles gab es natürlich nicht in einem Geschäft", erzählt Jürgen Kallas.
Die Anlage sei in den 80er Jahren, sehr begehrt gewesen und habe schon etwas westlichen Standard gehabt. Wenn auch nicht preiswert - die gesamte Anlage kostete um die 1 000 DDR-Mark - konnte man entweder seine Beziehungen spielen lassen oder alle möglichen Rundfunkgeschäfte danach abklappern. Radio und Verstärker habe er im Ascherslebener RFT-Geschäft, dass damals seinen Sitz auf dem Markt hatte, gekauft. Ein Telefonat in den Hettstedter Fachhandel ergab, dass dort die begehrten Boxen zu haben seien. Blieb nur noch der Plattenspieler. "Und den hat hat mir jemand aus Weimar mitgebracht", kann er sich noch gut erinnern.
Endlich alles zusammen, konnte die Familie nun bequem ihre Musik auswählen. "Wir haben heute noch viele Kassetten von damals. Viele haben wir selber aufgenommen. Viele sind auch mit Kinderliedern bestückt", erzählt er weiter. Auch bei den Schallplatten gibt es eine schöne Sammlung. Alle 14 Tage habe er dafür bei Musik-Winkler in Aschersleben angestanden um die Musik der Westkünstler, die auf Amiga-Platten gepresst wurden, zu bekommen. Michael Jackson, Kenny Rogers oder Shakin' Stevens zum Beispiel. "Auch Kinderschallplatten haben wir viele. Die hören die Enkel heute noch gern", erzählt Jürgen Kallas.
Die Anlage hat heute ihren festen Platz in der neuen Schrankwand der Familie bekommen. Da passe das leicht zu bedienende Stück gut rein. Nicht einmal ist ein Teil der Anlage in den ganzen Jahren kaputt gegangen. "Auf die Stereoanlage ist Verlass. Warum sollte man sie dann austauschen?" fragt er.
Die Stereoanlage ist nicht der einzige "DDR-Oldie" im Hause Kallas. Dort ist auch noch ein orangefarbender RG 28 zu finden. "Wir hatten das Rührgerät schon mit in den Garten genommen. Und von dort wieder geholt, weil das Westteil den Geist aufgegeben hat", erzählt er weiter und ergänzt, dass das Rührgerät in der Breiten Straße bei "Quenzel" zu haben war.
Nicht aus dem Haushalt wegzudenken ist auch die alte DDR-Schlagbohrmaschine. "Sie hat mich ein Paket Kaffee aus dem Westen und ein halbes Jahr Wartezeit gekostet", erinnert er sich lachend. Sämtliche Löcher werden mit dem zuverlässigen Gerät heute noch gebohrt. Als Zusatzgerät kann der Ascherslebener auch noch einen Lochkreissägenaufsatz vorweisen. "Dieser Aufsatz hat 16.20 Mark gekostet. Wobei die Bohrmaschine damals richtig teuer war. Ich glaube sie hat fast 500 Mark gekostet", so Jürgen Kallas.