Das Ehrenamt vom Vater geerbt
Aschersleben/MZ. - "Das Erbe des Vaters" trat Klaus Poeschel an, als nach der Wende bei Verkaufsverhandlungen für Teile der ehemaligen "Schweinewiese" in Aschersleben festgestellt wurde, dass laut Grundbuch die Flächen immer noch der Stiftung gehören, die Johann Daniel Ramdohr (1775 bis 1866) mit seinem testamentarisch hinterlassenen Vermögen möglich gemacht hatte. Das war die Wiederbelebung der Stiftung. Denn um im Grundbuch Eintragungen vornehmen zu können, musste ein geschäftsfähiges Kuratorium gebildet werden.
Es lag nahe, dass Klaus Poeschel in seines Vaters Fußtapfen trat, die Stadtverordnetenversammlung Aschersleben berief im April 1991 vier weitere angesehene Bürger der Stadt ins Kuratorium und Klaus Poeschel wurde zum Vorsitzenden gewählt. Das ist er bis heute. Und "er ist es gern", wie er erklärte, als er im Namen des Kuratoriums - ihm gehören Siegrid Tabbert, Christoph Symanowski, Klaus Horenburg und Michael Rother an - zur Jahreshauptversammlung mit der "MZ-Rose" geehrt wurde.
Seit 1991, so die Begründung "setzt er sich unermüdlich ein, das Vermögen der Stiftung zu mehren und es nach dem Willen des Stiftungsgründers Bedürftigen zukommen zu lassen". Unter Poeschels Leitung und mit Hilfe des Ascherslebeners Hans Römer, der in der Landkreisverwaltung arbeitete und als Kind selbst ein Stipendium der Stiftung erhalten hatte, gelang es dem Kuratorium, alle Acker-, Garten- und Gebäudeflächen in eigener Verantwortung zu übernehmen. Pachtverträge wurden abgeschlossen, so dass die Stiftung wieder ein festes Einkommen hatte. Ein großer Teil der Mittel wurde verwendet, um die drei Wohnhäuser der Stiftung in der Ramdohrstraße zu sanieren. Auch dank der Fördermittel, die Poeschel organisierte, und des Projektes, das im Kuratorium erarbeitet worden war, entstanden 18 moderne Wohnungen und eine kleine Sozialstation. Je Haus wurden drei Millionen Mark für die Rekonstruktion, die die Belange des Denkmalschutzes erfüllte, ausgegeben. "Wir finden immer Mieter für die schönen Wohnungen", ist der Stiftungsvorsitzende stolz.
Noch stolzer ist er, der wie die anderen Kuratoriumsmitglieder in der Stiftung ehrenamtlich wirkt, darauf, dass jährlich etwa 50 000 Euro als Spenden für die Kinder- und Jugendarbeit bereitgestellt werden können, zum Beispiel als Schulstipendium, für die Hospizarbeit, für die Streetworker in Aschersleben oder für das Café für Hilfsbedürftige. Die Stiftung unterstützt aber auch Kinder, damit sie die Kreismusikschule besuchen können. Klaus Poeschel fasst zusammen: "Die Stiftung will Bemühungen unterstützen, wo Eltern, Vereine oder Schulen ihren Kindern das notwendige Rüstzeug für eine gute Ausbildung mitgeben wollen und es finanziell nicht können, weil sie selbst unverschuldet in Not geraten sind oder weil, was die Vereine betrifft, diese sich nicht allein genügend finanzieren können." Im Sinne Ramdohrs weiter zu wirken kann sich der 59-Jährige schon noch einige Jahre vorstellen.