Cybermobbing Cybermobbing: Theaterstück "Netboy" von Petra Wüllenweber klärt Schüler auf
Aschersleben - Mit Euphorie wird Marie Klassensprecherin. Dann trennen sich die Eltern. Trost findet Marie bei „Netboy“, einer Chatbekanntschaft im Internet. Dieser „Netboy“ bestimmt bald ihr Leben. Sie lässt sich zu einer Dummheit hinreißen und wird von „Netboy“ mit einem Foto der Dummheit erpresst. Sie gibt ihren Posten als Klassensprecherin ohne Begründung ab, bestiehlt ihre Mutter, verspielt Vertrauen und fast ihre Freunde. Als die Dummheit bekannt wird, wird sie ausgegrenzt und am Ende will sie sich umbringen.
Marie ist in dem Theaterstück „Netboy“ von Petra Wüllenweber das Opfer von Cybermobbing. Am Dienstag zeigte das Potsdamer Theater Poetenpack dieses einstündige Stück im Bestehornhaus Aschersleben zweimal vor Schulklassen aus der Region. „Cybermobbing ist ja auch ein Thema an Schulen“, sagte einer der Lehrer.
Bundeszentrale für politische Bildung fördert Theaterprojekt
Annalena Wenzel, Schülerin der Berufsbildenden Schule, kann sich vorstellen, wie sich Mobbing anfühlt, sagte sie anschließend. Ihre Klassenkameradin Janine Wittwer dagegen nicht. Eltern, die sich trennen, gibt es jedoch zur Genüge, meinte Vanessa Salemski. „Ich selbst wurde noch nie gemobbt“, sagte sie.
Aber vielleicht können sich die Schülerinnen ja nach dem Besuch des Theaterstückes ein wenig in solche Situationen hineinversetzen. Das Team des Poetenpacks wünscht sich, dass ihr Stück in den einzelnen Klassen nachbereitet wird, und dass die Schüler mehr nachdenken.
Ihr kleines Theater tourt mit dem Stück „Netboy“, das in der vergangenen Woche in Bernburg seine Poetenpack-Premiere hatte, derzeit durch Sachsen-Anhalt. Die Bundeszentrale für politische Bildung fördert das Theaterprojekt, berichtete Andrea Seitz, die im Stück Maries Mutter spielt.
Die Hauptrollen haben Barbara Fressner als Marie mit der großen Brille, Clara Schoellner als deren Freundin Sarah, die bei der Wahl zur Klassensprecherin ebenfalls kandidiert hatte, aber nur zwei Stimmen bekam, und Jörg Vogel als der schüchterne Olaf, in dem zwei Persönlichkeiten wie bei Dr. Jekyll und Mr. Hyde immer wieder miteinander zu kämpfen scheinen, der Sarah die Arbeit mit Photoshop zeigen und sie schließlich küssen will.
Einige Szenen kommen den Schülern vertraut vor
Eltern finden sich in diesem zwar nur vor Schülern gezeigten Stück ebenso wieder. Der Vater, der nur per Skype zu sehen ist, denkt nur an seinen Job und an die neue Freundin. Die Mutter will stets genau wissen, weshalb ihr Kind im Internet ist. Und als sie es nicht ist, ob da ein Freund ist. Manches Lachen im Saal deutet darauf hin, dass das einigen Schülern vertraut vorkam.
Die Bühnendeko war spärlich, doch dem Theater gelingt es, mit Hilfe eines von Kim Köstner animierten Videoeinspiels, Raum zu vermitteln, ob im Schulbus oder in der Schule vor dem Tribunal über den drohenden Schulverweis von Marie, der da wieder Mutter, Freundin und Freund zur Seite standen.
„Wir hoffen, dass sie es in der Schule möglich machen und darüber sprechen“, sagte Jörg Vogel. Obwohl einige Ascherslebener Schüler in der zweiten Aufführung vorzeitig das Theater verließen, bezeichneten die Potsdamer die Ascherslebener als aufmerksames Publikum. (mz)