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Christian Henze und David Hartmann Christian Henze und David Hartmann: Zwei, die jetzt selbst anpacken wollen

Von Marko Jeschor 05.08.2017, 07:55
Christian Henze (r.) und David Hartmann wollen sich für den Einzelhandel engagieren.
Christian Henze (r.) und David Hartmann wollen sich für den Einzelhandel engagieren. Gehrmann

Aschersleben - Es ist seit Jahren das Sorgenkind Ascherslebens: der Einzelhandel. Trotz etlicher Aktionen haben es die Verantwortlichen von Stadt und Kaufmannsgilde bislang nicht geschafft, das allmähliche Aussterben der Geschäfte zu verhindern.

Jetzt gibt es eine weitere Initiative, um den Trend zu stoppen - von zwei Westdorfern, die viele wahrscheinlich nicht auf dem Schirm haben: Christian Henze und David Hartmann. Beide wollen mit „Aschersleben Concept“ vor allem als Mittler auftreten und so dazu beitragen, Lösungen für die Probleme zu finden, wie beide erklären.

Ständiges Gemeckere haben Christian Henze und David Hartmann satt

Grund für ihr Engagement: Sie sind stolz auf ihre Heimatstadt und haben das ständige Gemeckere gerade in den sogenannten sozialen Medien im Internet satt.

„Vielen fehlt einfach der Hintergrund zu Veranstaltungen wie Megawood oder dem Gildefest“, findet Henze. Er habe in seiner Zeit, als er im Event-Management arbeitete, gemerkt, dass „eine Sache erst gut wird, wenn sie etwas kostet“. Die Idee zum Engagement entstand bei mehreren gemeinsamen Grillabenden.

Logo ist bereits entworfen, nur Konzept fehlt noch

Ein Logo haben der 30-Jährige, hauptberuflich als Soldat tätig, sowie Hartmann, bei einem hiesigen Autohaus für das Marketing zuständig, bereits entworfen. Ein richtiges Konzept allerdings fehlt den beiden noch.

Sie wollen zunächst die Probleme und Hinweise sammeln sowie in Erfahrung bringen, wieso Dinge so sind, wie sie eben sind. „Unser Ziel wird Aufklärung sein“, heißt es dazu in einem Beitrag auf der Internetseite „Aschersleben Concept“, die seit nunmehr über zwei Wochen online ist.

Henze betont dabei, dass sie weder kommerzielle Interessen noch politische Ambitionen haben.

350 Nutzer haben die Seite abonniert

Die erste Resonanz auf die Initiative kann sich im Netz durchaus sehen lassen. Weit über 350 Nutzer haben die Seite „geklickt“ beziehungsweise abonniert, wobei Henze fast alle auch aus dem realen Leben mehr oder weniger kennt.

Viele unterstützen das Anliegen tatsächlich, andere wiederum sind skeptisch, weil der neue „Heilsbringer“, City-Manager Frank Fischer, in seiner kurzen Zeit im Amt noch gar nicht richtig loslegen konnte. Skeptisch sind einige aber auch, weil sich die Initiatoren anfangs nicht gleich zu erkennen gegeben haben.

Anhand anderer Kommentare wird unterdessen klar, was Henze und Hartmann meinen, wenn sie von Gemeckere und fehlenden Hintergrundinformationen sprechen.

Eine Nutzerin bezeichnet den Weihnachtsmarkt als Armutszeugnis, eine andere fordert einheitliche Öffnungszeiten, wiederum andere beklagen, dass das Gildefest nicht mehr in der Innenstadt stattfindet. Über die Gründe hatte die MZ mehrmals berichtet.

Auf der Suche nach Hilfe und Gesprächen

All diese Hinweise nehmen Henze und Hartmann derzeit jedenfalls dankbar auf für die Arbeit, die sie sich für die nächsten Wochen selbst vorgenommen haben: Sie wollen alle Händler persönlich kennenlernen und im September eine Stadtratssitzung besuchen, um mit verschiedenen Kommunalpolitikern ins Gespräch zu kommen.

Dabei wollen sie auch ausloten, inwiefern Podiumsdiskussionen Sinn machen, um die Bürger auch abseits der digitalen Welt auf ihrem Weg mitzunehmen.

Von einigen Ideen wird nur vage gesprochen

Am Ende, so hoffen beide, können vielleicht Ideen umgesetzt werden, von denen sie jetzt nur vage sprechen wollen. Die Rede ist von Veranstaltungen etwa auf dem Holzmarkt, die ein- oder zweimal im Monat stattfinden, und, das betonen sie, nichts mit dem Grünen Markt zu tun haben, der zuletzt mangels Resonanz floppte.

Oder davon, dass Händler mehr aus ihren Geschäften herauskommen sollen, um die Innenstadt zu beleben.

Einen solchen Vorschlag hatte der von der Kaufmannsgilde beauftragte Stadtplaner Wolfgang Christ vor zwei Monaten aber bereits als nicht zielführend bezeichnet.

Reaktionen auf die Initiative sind verhalten

Die Reaktionen auf die Initiative fallen indes verhalten aus. Stadtsprecherin Judith Kadow sagte auf MZ-Anfrage: Grundsätzlich sei jedes Engagement für den Einzelhandelsstandort Aschersleben begrüßenswert.

Da bislang aber nicht klar sei, wie dieses Engagement inhaltlich aussehen soll, bleibe abzuwarten, ob sich das Konzept in bestehende Konzepte einbinden lasse.

Martin Lampadius, Chef der Kaufmannsgilde: Es sei positiv, wenn sich junge Menschen engagieren. Sofern über das Projekt Fragen an die Kaufmannsgilde herangetragen werden, werde man die gern beantworten.

Ähnlich äußerte sich Stadtrat Marius Fischer (SPD), der auf der Facebook-Seite auch explizit genannt wird. Die Entwicklung einer lebendigen Innenstadt sei die größte Herausforderung der Gegenwart. „Dabei ist jedes Engagement herzlich willkommen.“ Zudem benötige man mehr Menschen, die „Aschersleben aus dem Dornröschenschlaf holen und die Schlagzahl wieder erhöhen“. (mz)