Besuch aus Jerewan in Aschersleben Besuch aus Jerewan in Aschersleben: Ein quirliges Quartett ist unterwegs

Aschersleben - Die Zwillinge Lotte und Hanna Hippe aus Aschersleben sind glücklich. Sie haben schwesterlichen Zuwachs auf Zeit bekommen. Für eine Woche wohnen Lilith und Syuzanna bei ihnen. Und so wird aus dem aufgeweckten Duo ein quirliges Quartett. Sie hocken zusammen, lachen und tauschen sich aus. Lilith und Syuzanna - 16 und 17 Jahre alt - gehören zu einer Schülergruppe aus Armenien.
Sie und fünf weitere Jugendliche sowie zwei Lehrer aus der Hauptstadt Jerewan sind die ersten Austauschschüler im Rahmen der neuen Partnerschaft.
Axel Wieczorek war auf Stippvisite im 3.000 Kilometer entfernten Jerewan
Ermöglicht hat diese Partnerschaft zwischen der Heratsi Oberschule und dem Gymnasium Stephaneum Axel Wieczorek, stellvertretender Leiter des Stephaneums. „Ich wurde auf diese Möglichkeit durch einen Freund und ehemaligen Kollegen aufmerksam, der seit drei Jahren in Armenien arbeitet“, berichtet er.
Da er das Land damals nur aus den Berichten seines ehemaligen Kollegen kannte, machte er sich im September 2017 erstmals auf den Weg ins knapp 3.000 Kilometer entfernte Jerewan, um einen Eindruck von der Kultur, den Menschen und dem Schulsystem zu bekommen. „Es gefiel mir von Anfang an sehr gut dort“, erinnert er sich an seinen ersten Besuch in der Großstadt mit rund einer Million Einwohner, die so ganz anders ist als das beschauliche Aschersleben.
„Armenische Schulen waren auf Suche nach Partnerschulen“, berichtet Wieczorek
„Armenische Schulen waren auf Suche nach Partnerschulen“, berichtet Wieczorek. „Und ein Programm, das diesen Austausch fördert, gab es auch.“ Beide Schulen befinden sich nämlich in der Pasch-Initiative. Diese Initiative möchte bei jungen Menschen im Ausland das Interesse an Deutschland, seiner Gesellschaft und der deutschen Sprache wecken. Mit der Heratsi Oberschule haben die Stephaneer eine Partnerschule gefunden, an der Deutschunterricht auf dem Stundenplan steht. Und so können sich einige Gastschüler schon ganz gut mit den deutschen Schülern, Gasteltern und Lehrern verständigen.
Falls es mit der Verständigung einmal nicht klappt, „sprechen wir einfach Englisch“, sagt Stephaneerin Lotte Hippe. „Wir verstehen einander sehr gut. Und manchmal ist es einfach ein Mix aus mehreren Sprachen“, fügt ihre Schwester Hanna an.
Hanna und Lotte werden wie weitere Stephaneer auch zu einem Gegenbesuch nach Jerewan fahren. „Wir freuen uns jetzt schon auf ein Wiedersehen mit unseren Gastschwestern“, sind sich die Zwillinge einig und haben schon genau aufgeteilt, wer wo schläft.
Ein prall gefülltes Programm mit vielen Besuchen
Während ihrer Zeit in Aschersleben ist das Programm der Schüler und Lehrer aus Armenien prall gefüllt. „Da die Heratsi Oberschule medizinisch ausgerichtet ist, gestalten wir auch das Tagesprogramm dementsprechend“, so Axel Wieczorek. Dazu gehören Besuche im Seniorenheim, im Krankenhaus und der Pflegeschule. Die armenischen Gäste haben zudem an einer Sitzung des Stadtrates teilgenommen und einen Abstecher in den Harz gemacht.
„Ich möchte gar nicht wieder abreisen“, sagt die 17-jährige Syuzanna. Und auch den Zwillingen Lotte und Hanna wird der Abschied schwer fallen.
Die richtige Entscheidung getroffen
„Wenn ich das so sehe, bin ich richtig stolz. Es ist toll, dass sich alle nach so kurzer Zeit so gut verstehen und einfach harmonisch miteinander umgehen“, ist Axel Wieczorek begeistert von der ersten Auflage des Schüleraustausches. Froh sei er auch, dass sich Gasteltern aus Aschersleben gefunden haben, die die armenischen Schüler während ihrer Zeit in Deutschland aufnehmen. „Nun weiß ich, dass es eine richtige Entscheidung war und wir unsere Partnerschaft mit der Oberschule aus Jerewan getrost fortsetzen können.“
Das Stephaneum pflegt noch weitere Partnerschaften zu Schulen im Ausland, nämlich in Finnland, Dänemark, der Ukraine und den Niederlanden. Drei der Partnerschaften - die nach Finnland, den Niederlanden und Armenien - werden aktiv mit Leben gefüllt. Ein deutsch-finnischer Austausch fand zuletzt im März statt. (mz)