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Dietmar Wischmeyer Bestehornhaus Aschersleben: Kabarettist Dietmar Wischmeyer serviert Vorspeisen zum jüngsten Gericht

Von Harald Vopel 17.04.2018, 07:55
Der Satiriker Dietmar Wischmeyer ist irgendwie immer nach auf der Reise durchs Land der Bekloppten und Bescheuerten.
Der Satiriker Dietmar Wischmeyer ist irgendwie immer nach auf der Reise durchs Land der Bekloppten und Bescheuerten. Frank Gehrmann

aschersleben - Wer herzerwärmende Lustigkeit erwartet hätte, wäre wahrscheinlich fehl am Platz gewesen. Aber diejenigen, die sich am Sonnabendabend im Ascherslebener Bestehornhaus auf Dietmar Wischmeyer eingelassen haben, die dürften gewusst haben, was auf sie zukommt.

Nämlich handfeste Satire - spitz, unerbittlich und gnadenlos. Eben das, was der Kabarettbesucher von einem Wischmeyer erwartet und was der Entertainer Jürgen von der Lippe mit Ehrfurcht schon mal „verbales Kunstkotzen“ nennt.

Publikum im Bestehornhaus hat viel Vergnügen

Wischmeyer hat geliefert. Und das Bestehornhaus-Publikum hat die „Vorspeisen zum jüngsten Gericht“ - so der Titel von Wischmeyers neuem Programm - mit Vergnügen ausgelöffelt. Auch wenn der eine oder andere Brocken nicht ganz leicht zu schlucken war.

Aufgetischt wurde ein nicht alltäglicher Zustandsbericht des gegenwärtigen Alltags, gewürzt mit manchmal schwer verdaulichen Aussichten auf das, was die Zukunft bringen könnte - und höchstwahrscheinlich bringen wird.

Wischmeyer kann kaum verleugnen, dass er sich immer noch auf einer „Reise durch das Land der Bekloppten und Bescheuerten“ befindet, auf die er sich bereits mit dem gleichlautenden Buchtitel zum ersten Mal 1997 begeben hatte, und der weitere literarische Ausflüge ins Reich der Bekloppten und Bescheuerten folgten.

Probleme bei der Entsorgung der Campingtoilette

Und die scheint es für ihn überall zu geben. Das durfte am Sonnabend zumindest der Bestehornhaus-Besucher vermuten, wenn Wischmeyer sich über die Entsorgung der Campingtoilette während des Urlaubs auf dem Supermarkt-Parkplatz, das Navi im Auto, das Erkanntwerden an der Kasse im Supermarkt oder die Wiedervereinigung ausließ.

Dabei geht es ihm augen- und ohrenscheinlich um die brutale Konfrontation des Zuhörers mit der Wirklichkeit. Meist gewürzt mit verbalen Tabubrüchen, die in einem Land der Bekloppten und Bescheuerten schon längst keine mehr sind.

Und er stellt Fragen - um die Zukunft. Sich und dem Publikum. Zum Beispiel nach dem Gefühl, wenn einem der Pflegeroboter einen Blasenkatheter durch den Harnleiter schiebt, wie es wohl ist, wenn die Erotik irgendwann nicht mehr als eine App auf dem Smartphone sein wird, oder ob demnächst der Fertigfraß aus okkulten Schmurgelküchen der „Lieferando“ ins Haus liefert - und ob der „Sterberando“ zukünftig den toten Opa abräumt.

Und weil es schon mal um den Service rund die „Vorspeisen zum jüngsten Gericht“ ging, bekam so gut wie jeder sein Fett weg: Unternehmer, Turbo-Landwirte, Pastorinnen, Rentner, Praktikanten, Politiker, Aktivistinnen und die anderen. Einfach alle. Und so lässt Wischmeyer grüßen, wenn er sagt: „Die Art, wie wir heute leben, war schon gestern vorbei, doch morgen werden auch wir es merken.“ (mz)

Dietmar Wischmeyer macht auch Urlaub auf dem Supermarkt-Parkplatz.
Dietmar Wischmeyer macht auch Urlaub auf dem Supermarkt-Parkplatz.
Frank Gehrmann