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Nahe Bahnstrecke Bergbau-Hohlräume in Drohndorf bei Aschersleben werden gesichert: Investitionsbank bewilligt 2,44 Millionen Euro

Von Detlef Anders 20.05.2020, 07:56
Aufgrund der Hohlräume durch Altbergbau gibt es bei Drohndorf eine Langsamfahrstecke. Deren Untergrund wird derzeit noch untersucht.
Aufgrund der Hohlräume durch Altbergbau gibt es bei Drohndorf eine Langsamfahrstecke. Deren Untergrund wird derzeit noch untersucht. Frank Gehrmann

Drohndorf - Die Untersuchungen der Tagesbrüche in Drohndorf sind abgeschlossen. „Die hatten sich doch umfangreicher gestaltet, als ursprünglich gedacht“, weiß Judith Kadow, die Pressesprecherin der Stadt. Und die Arbeiten wurden viermal so teuer wie gedacht.

Nachdem die ersten Ergebnisse bei einer Ortschaftsratssitzung im März vorgestellt wurden, hofft die Stadt Aschersleben, dass die Planungsleistungen für die Verwahrung der Hohlräume Mitte des Jahres in Auftrag gegeben werden können.

Ein Ingenieurbüro untersucht das Bahngelände auf mögliche Gefahren 

Gegenwärtig erfolgt die endgültige Auswertung und die Erstellung des Abschlussberichtes, berichtet Judith Kadow. Weitere Erkundungsarbeiten laufen allerdings noch unter dem angrenzenden Gelände der Deutschen Bahn. Das von der Stadt beauftragte Geologische Ingenieurbüro rechne mit einem zu verfüllenden Hohlraumvolumen von maximal 4.000 Kubikmetern.

„Ende 2014 entstand auf einem Gartengrundstück im Bereich des nördlichen Lindenberges in der Nähe der Bahnstrecke zwischen Güsten und Sangerhausen ein Tagesbruch“, so Judith Kadow. Tagesbrüche werden durch den Einsturz alter, nicht verfüllter Bergwerksstollen und –schächte oder auch -gänge verursacht.

In Bergbauregionen wie Eisleben, Hettstedt, Bernburg oder Gernrode treten solche Tagesbrüche immer mal auf. „Sie sind in Bergbauregionen besonders häufig“, weiß Judith Kadow.

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurde unter Drohndorf ein spezieller Kalkstein abgebaut

In Drohndorf wurde einst Rogenstein abgebaut. Häuser im Ort, ein Viadukt der Bahn und auch die Burg im benachbarten Freckleben sind aus solchem Rogenstein gebaut worden. Unterlagen über den früheren Bergbau gibt es kaum. Nur aus der Mitte des 19. Jahrhunderts ist eine intensive und ungeordnete Bergbauphase in Drohndorf bekannt.

Bereits 2012 berichtete die MZ über einen Tagesbruch im Ort. Es war ein kleines Loch auf einer Wiese am nördlichen Ortsrand, das sich im März dieses Jahres auftat. Doch drinnen sah das anders aus. „Der Kegel ist bis zu vier Meter hoch, am Grund verlieren sich mehrere Gänge im Dunkeln“, beschrieb die MZ damals den Eindruck des Bergbauspezialisten. Wie bei vielen Altbergbauanlagen gibt es keine Rechtsnachfolger.

Die Erkundungsarbeiten sowie die anschließende Verwahrung der bergmännischen Hohlräume wird nun zu 100 Prozent gefördert, sagt Judith Kadow. 80 Prozent kommen von der EU, das Land stellt aus seinem Altbergbausanierungsprogramm weitere 20 Prozent zur Verfügung.

EU und Land bezahlen Sicherung der durch Bergbau entstandenen Hohlräume

Da sich bereits während der Erkundung zeigte, dass sich im Vergleich zum Bewilligungsbescheid von 2018 Mehrkosten ergeben, wurde eine Erhöhung der Fördersumme beantragt, berichtet die Judith Kadow. Damals waren 560.000 Euro bestätigt worden. Die Investitionsbank habe nun im März die nunmehr 2,44 Millionen Euro bewilligt, so die Stadtsprecherin.

Die Erarbeitung der Planung soll zum Jahresende abgeschlossen sein. Die Ausschreibung der eigentlichen Verwahrungsarbeiten könnte dann über den Winter erfolgen, denkt die Rathaus-Sprecherin. „Anfang 2021 soll mit der Verfüllung begonnen werden.“ (mz)