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Zeugin notierte Kennzeichen Autofahrer soll in Fleischhauerstraße Aschersleben absichtlich Katze überfahren haben: Zeugin notierte Autokennzeichen

Von Detlef Anders 16.08.2019, 07:56
Marie-Theres Rulé zeigt auf die Stelle an der Fleischhauerstraße in Aschersleben, an der das Kätzchen überfahren wurde.
Marie-Theres Rulé zeigt auf die Stelle an der Fleischhauerstraße in Aschersleben, an der das Kätzchen überfahren wurde. Detlef Anders

Aschersleben - Hat ein Autofahrer mutwillig eine kleine Katze überfahren? In der Fleischhauerstraße in Aschersleben sind die Anwohner empört, weil genau dies von einer Frau und ihrem fünfjährigen Sohn beobachtet wurde.

Die Mutter hat sogar das Kennzeichen des grünen Opel aus dem Harz notiert. Doch noch empörter sind die Katzenfreunde in der Straße, weil die informierte Polizei laut ihrer Aussage nach einem Anruf keine Anzeige aufnehmen wollte. Dabei ist das absichtliche Überfahren ihrer Ansicht nach ein klarer Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.

Zeugin erklärt: Polizei wollte nach Anruf keine Anzeige entgegen nehmen

„Solange ich hier wohne, sind hier schon vier Katzen totgefahren worden“, sagt Simone Böttger. Aus Versehen könne so was schon mal passieren, aber gleich so oft? „Das war ganz schlimm“, sagt Marie-Theres Ruhlé, die am Montagabend gerade vom Einkaufen kam, als ihre Nachbarn schon am Straßenrand standen.

„Die Mutti des Kätzchens hat sie noch geleckt, als wollte sie sie wiederbeleben“, erfuhr sie. Marie Ruhlé organisierte einen Karton und legte die tote Katze dort hinein, weg von der Straße. „Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen“, sagt die junge Frau, die selbst eine Zimmerkatze und einen Hund hat.

Noch schlimmer erging es dem fünfjährigen Sohn von Sabine Meßner. „Er hatte in der Nacht Alpträume.“ Mit der Mutter hatte der Fünfjährige gerade die kleinen Streuner auf der gegenüberliegenden Straßenseite beim Spielen beobachtet.

Fünfjähriger hatte in der Nacht nach dem Unfall Alpträume

Eigentlich wird die Straße als Einbahnstraße hinter der Breiten Straße nur langsam befahren. Die Autos fahren in der Mitte. Doch das erst ein paar Monate alte Kätzchen wurde genau in der Gosse überfahren.

Sabine Meßner hat nicht erkannt, ob ein Mann oder eine Frau am Steuer saß, doch sie sah, dass das Auto gezielt auf die Katze gesteuert wurde und die Person zum Straßenrand schaute.

Dabei wäre das Knacken des kleinen Körpers mit Sicherheit auch im Auto zu hören gewesen, denkt die Frau. „Ich finde das so schlimm, unglaublich.“ Und dann sei keine Reaktion gekommen, kein Anhalten, nichts. Sie sah noch hinterher, um sich das Kennzeichen zu merken, berichtet sie.

Marie-Theres Ruhlé erstattete online eine Anzeige wegen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz

Anschließend rief sie bei der Polizei an. „Sie könnten es nicht zur Anzeige bringen, weil die Katze in dem Sinne nichts auf der Straße zu suchen hat“, berichtete sie nach dem Anruf im Polizeirevier. Das Einzige wäre eine Information des Ordnungsamtes, „um den Sondermüll abzuholen“, berichtet sie.

Für ihren Sohn war das Gesehene besonders traumatisch, da sein eigenes Kätzchen im März weggelaufen ist, sagt Sabine Meßner. „Man sollte dem die Leviten lesen“, findet Marie-Theres Ruhlé. Schließlich gibt es im Tierschutzgesetz für so etwas harte Strafen. Sie hat deshalb am Dienstag online bei der Polizei Sachsen-Anhalt deshalb Strafanzeige gestellt.

„Wenn die Katzen nicht wären, dann hätten wir hier Ratten ohne Ende“, denkt Simone Böttger. Sie weiß aber auch, dass sich die Katzen in den abrissreifen Häusern und auf verwilderten Grundstücken unkontrolliert ausbreiten können. Zwölf Katzen habe sie bereits mit dem Tierheim zum Kastrieren rausgeholt.

Simone Böttger brachte bereits zwölf Katzen zum Kastrieren ins Tierheim

Da in dem Stadtteil ein ständiges Ein- und Ausziehen herrsche, ließen einige mitunter ihr Haustier einfach da. Manchmal kehrten aber auch bereits vermittelte Tiere wieder zurück. Sie fühlten sich hier offensichtlich wohl. Manche Anwohner würden sie auch füttern.

Marco Kopitz, Pressesprecher des Polizeireviers des Salzlandkreises, berichtete am Mittwoch, dass der Vorfall nicht bekannt sei. „Es könnte sich um eine Straftat nach dem Tierschutzgesetz handeln“, vermutete er anhand der Schilderung der Zeugin. Nach dem Anzeigeneingang werde es Vernehmungen und Befragungen zur Aufklärung geben, kündigte er an. Die Online-Anzeige werde wie jede andere Anzeige bearbeitet, versicherte er gegenüber der MZ.

Während eine Frau das Gefühl hatte, von der Polizei am Telefon „abgewürgt“ zu werden, passierte aber dennoch kurz danach etwas. Ein Mitarbeiter der Stadt holte zwei Stunden nach dem Vorfall das tote Tier ab.

Ordnungsamt informieren

Wenn tote Tiere gefunden werden, dann kann während der Arbeitszeit das Ordnungsamt der Stadt informiert werden. Mitarbeiter des Bauwirtschaftshofes holen den Kadaver dann ab, berichtete André Könnecke, der Chef des Eigenbetriebes der Stadt. Außerhalb der Amtszeiten erfolgt die Information meist über die Polizei an den jeweiligen diensthabenden Mitarbeiter der Stadt Aschersleben, berichtete Könnecke. Der habe einen Schlüssel für den Bauwirtschaftshof, wo die Kadaver für die regelmäßige Abholung gesammelt werden.

Die Mutter der zwei im Frühjahr geboren Kätzchen passt indes besser auf ihren Nachwuchs auf. Beim MZ-Besuch erhielt das zweite kleine Kätzchen einen ordentlichen Tatzenschlag, als es neugierig aus dem Wäldchen wollte.

(mz)