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Ausbildung in Aschersleben Ausbildung in Aschersleben: ¡Bienvenido!

Von Harald Vopel 16.07.2015, 17:12
Wolfgang Gresch, Jens Albrecht, Luis Navarro, Berit Albrecht und Alice Gresch (v.l.) am Mittwoch in der Wassertormühle.
Wolfgang Gresch, Jens Albrecht, Luis Navarro, Berit Albrecht und Alice Gresch (v.l.) am Mittwoch in der Wassertormühle. Frank Gehrmann Lizenz

Aschersleben - Als hätten sie sich gesucht - und gefunden: der Geschäftsführer der Ascherslebener Rulmeca Germany GmbH, Wolfgang Gresch, und der 26-jährige Spanier Luis Navarro. Gresch, der Arbeitgeber, der inzwischen von Jahr zu Jahr immer händeringender nach geeigneten Auszubildenden für sein Unternehmen sucht, und der junge Mann aus der Nähe von Madrid, der in seiner Heimat einer von unzähligen arbeitslosen Jugendlichen ist.

Im Rahmen des Projektes „MobiProEU - Aschersleben/Salzlandkreis“ sind jetzt beide zusammen- gekommen. Aber nicht nur sie. Am Mittwochnachmittag haben sich die ersten 16 von insgesamt 22 spanischen Jugendlichen, deren Gastfamilien, zahlreiche Arbeitgeber aus Aschersleben und der Region, Wirtschaftsförderer und weitere Vertreter an dem Projekt beteiligter Institutionen in der Ascherslebener „Wassertormühle“ im Rahmen einer Willkommens- und Kennenlern-Veranstaltung getroffen.

Gastgeberin war Claudia Eckert-Meisters vom VHS-Bildungswerk, unter dessen Regie das Projekt gestartet wurde und ablaufen wird. Die jungen Spanier werden zunächst für sechs Wochen ein Praktikum in den von ihnen ausgewählten Firmen absolvieren. In dieser Zeit soll sich entscheiden, ob man zusammenpasst. Wenn ja, dann sollte einer kompletten dreijährigen Berufsausbildung in den hiesigen Unternehmen nichts mehr im Wege stehen. Besser gesagt - fast nichts mehr. Voraussetzung ist nämlich auch eine Sprachausbildung mit Prüfung. Eine erste Sprachschulung haben sie zwar schon in ihrem Heimatland absolviert, es folgt aber eine weitere während des derzeitigen Praktikums.

Dabei spielen die Sprachkenntnisse für Rulmeca-Geschäftsführer Gresch zwar eine wichtige, aber nicht die alles dominierende Rolle. „Viel wichtiger ist, dass der Azubi zu uns passt - und wir zu ihm. Die Sprache lernt er während seines Aufenthalts in Aschersleben und in unserer Firma sowieso“, so Wolfgang Gresch. Und der verrät auch, dass er auf eine möglichst lange gemeinsame Zukunft mit Luis Navarro hofft. Möglichst über die Zeit der - hoffentlich erfolgreichen - Berufsausbildung hinaus. Für Gresch gehöre es zur Unternehmensstrategie und gebotenen Zukunftssicherung, alle Möglichkeiten der Nachwuchsgewinnung zu nutzen. Und weil auf dem hiesigen Ausbildungsmarkt längst nicht mehr genügend geeignete Bewerber Schlange stehen, sei das MobiProEU-Projekt eine willkommene Möglichkeit. Und dann rechnet Gresch vor: Wenn vor einigen Jahren in der Region Aschersleben noch rund 900 geeignete Schulabgänger pro Jahr auf den Berufsausbildungsmarkt strömten, dann sind es gegenwärtig gerade noch 400. Davon könne der zukünftige Facharbeiterbedarf für die hier ansässigen Firmen längst nicht mehr gedeckt werden. Und so sind Luis Navarro und die anderen jungen Spanier bei den hiesigen Unternehmern mehr als willkommen.

Aber nicht nur bei denen, sondern auch bei ihren Gastfamilien, die sich bereit erklärt haben, das Projekt MobiProEU zu unterstützen und den Jugendlichen für die Zeit ihres Praktikums ein Zuhause zu bieten. Und so sind Jens und Berit Albrecht für Luis Navarro zu Gasteltern geworden. „Luis gehört jetzt einfach zur Familie“, schmunzelt Berit Albrecht und erzählt, dass man schon die ersten gemeinsamen Unternehmungen gemacht habe. Und die kommende gemeinsame Zeit soll auch dazu genutzt werden, dem Gast Land und Leute näherzubringen. Wohlfühle er sich schon jetzt, sagt der Spanier, auch wenn Aschersleben viel kleiner sei als seine Heimatstadt. Aber gerade das habe seinen besonderen Reiz. Ob er am Ende tatsächlich hier bleiben wird, wie es sich sein Firmen-Chef wünscht, das müsse die Zeit bringen. (mz)