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Die Kampfgruppe war schuld August 1962 in Aschersleben: Kippen im Papierkorb lösten Brand im Feuerwehrgerätehaus der Wema aus

Von Bernd Schulz 05.08.2018, 08:58
Dieses Bild wurde nach dem Brand im Feuerwehrgerätehaus im Wema-Werk 1 in der Magdeburger Straße in Aschersleben gemacht.
Dieses Bild wurde nach dem Brand im Feuerwehrgerätehaus im Wema-Werk 1 in der Magdeburger Straße in Aschersleben gemacht. Schulz

Aschersleben - Wenn es bei der Feuerwehr brennt, dann ist das immer ein besonderer Schicksalsschlag. Es kommt eigentlich auch nicht häufig vor, denn die Voraussetzungen zur Entstehung eines Brandes sind bei den Brandschützern eher gering. Aber genau dieses seltene Schicksal ereilte vor 56 Jahren eine Ascherslebener Betriebsfeuerwehr.

Als am 4. August 1962 die Alarmglocken bei den Feuerwehrkameraden zu Hause läuteten und die Feuersirenen im Stadtgebiet heulten, ahnte niemand der Kameraden von der städtischen Freiwilligen Feuerwehr, dass sie zu einem Großbrand im Feuerwehrgerätehaus im Werk I der Werkzeugmaschinenfabrik (WEMA) ausrücken müssen.

Großbrand im Feuerwehrgerätehaus im Wema-Werk I

Das Wema-Werk I befand sich damals gleich gegenüber der Hauptfeuerwache in der Magdeburger Straße. In der Wache war zur damaligen Zeit das sogenannte Kommando Feuerwehr - eine Berufsfeuerwehr - stationiert.

Dieses Kommando bestand seit Anfang der 1950er Jahre und wurde Ende 1963 aufgelöst, bevor von 1964 bis zum Jahr 2000 die Freiwilligen Feuerwehr Aschersleben dort untergebracht wurde. Das Kommando Feuerwehr war rund um die Uhr besetzt.

Tanklöschfahrzeug war drei Minuten nach dem Alarm am Brandort

Die diensthabende Einsatzgruppe stellte schnell die Einsatzbereitschaft her und war bereits drei Minuten später mit einem Tanklöschfahrzeug am Brandort und begann mit der Bekämpfung des Feuers. Das Fahrzeug führte 2.000 Liter Löschwasserreserve für den Erstangriff mit. Die Besatzung eines weiteren Löschgruppenfahrzeugs stellte die Wasserversorgung aus einem Oberflurhydranten her.

Die als erste alarmierte Löschgruppe der Betriebsfeuerwehr des Wema-Werks I, bestehend aus Mitarbeitern dieser Arbeitsschicht, konnte nicht mehr eingreifen. Schließlich stand ihr eigenes Gerätehaus lichterloh in Flammen.

Ein Teil der Feuerlöschtechnik wurde gerettet

Allerdings gelang es, einen Teil der im Erdgeschoss untergebrachten Feuerlöschtechnik zu retten. Übrigens verfügte die Betriebsfeuerwehr zu diesem Zeitpunkt lediglich über einen Tragkraftspritzenanhänger für den Handzug. Der konnte noch aus dem Geräteraum herausgezogen werden. Ein eigenes Fahrzeug gab es nicht.

Die ebenfalls alarmierte Betriebsfeuerwehr des Wema-Werks III in der Wilslebener Straße rückte mit ihrem Löschgruppenfahrzeug LF8 an. Da befanden sich schon das gesamte Obergeschoss und der Dachstuhl im Vollbrand.

Kampfgruppen-Angehörige hatten Aschenbecher in Papierkorb entleert

In diesem Gemeinschaftsobjekt war auch die damalige Betriebskampfgruppe, eine in der DDR vorgehaltene paramilitärische Hundertschaft des Betriebes, mit untergebracht, die auch diesen Brand fahrlässig verursacht hatte. Ein nicht vollständig gelöschter Aschenbecher mit Zigarettenglut und das anschließende Entleeren in einen Papierkorb verursachte den Brand.

Auch die Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr, die kurz zuvor ein neues Feuerwehrgerätehaus am Hohlweg übernommen hatten und ein von der Berufsfeuerwehr ausrangiertes älteres Löschgruppenfahrzeug wieder instand gesetzt hatten, fuhren die Einsatzstelle an.

Sie stellten die Löschwasserversorgung über eine längere Wegstrecke aus der Magdeburger Straße über Unterflurhydranten sicher. Alle hier eingesetzten Kameraden waren seit vielen Jahren in einem kooperativen Löschhilfeverband mit dem Kommando „F“ und der Freiwilligen Feuerwehr tätig.

Neue Ausrüstung kam über Spenden aus dem Kombinat zusammen

Nach der erfolgreichen Brandbekämpfung - nach etwa einer Stunde - wurden die Kräfte des Kommandos F und die Kameraden der Ortsfeuerwehr schrittweise ausgelöst. Die Mitglieder der Betriebsfeuerwehr übernahmen noch eine Brandwache und begannen mit den Aufräumarbeiten.

Es war ein erheblicher Sachschaden am Gebäude und an der Feuerlösch- und Einsatztechnik sowie an der Einsatzbekleidung entstanden. Durch einen Spendenaufruf über das Kombinat „Fritz Heckert“ , dem die Wema angehörte, wurden notwendige Feuerlöschutensilien und Brandschutzbekleidung zusammengetragen, damit die provisorische Löschbereitschaft der Löschgruppe der Wema wieder hergestellt werden konnte.

Ein paar Jahre später wurde dieser Löschgruppe im Werk I ein Kleinlöschfahrzeug vom Typ B1000 übergeben. Dieser Umstand machte es notwendig, dass die freiwillige Betriebsfeuerwehr noch in verschiedenen anderen Gebäuden des Betriebsteils eine Garage für das Feuerwehrfahrzeug und den Gerätestützpunkt erhielt. Bis 1991 die Produktion im Werk I endgültig eingestellt wurde. (mz)