Eisenbahnfreunde Ascherslebener Eisenbahnfreunde: Lokschuppenfest wird zum "Verkehrshistorischen Wochenende"

Aschersleben - Längst ist es viel mehr als ausschließlich Eisenbahntechnik, die bei den Ascherslebener Eisenbahnfreunden auf dem riesigen Gelände an der Magdeburger Brücke zu bestaunen ist. Deshalb hat der kleine Verein sein jährliches Schau-Wochenende umbenannt und lädt nun nicht mehr zum Lokschuppenfest, sondern zum „Verkehrshistorischen Wochenende“ ein. Gezeigt werden neben Schienenfahrzeugen aller Art auch alte Schätzchen, die sich einst auf den Straßen bewegten.
Wer trotz Sachsen-Anhalt-Tag, hohen Temperaturen und vielen weiteren Veranstaltungen in der Region den Weg dorthin gefunden hat, konnte Spaß haben: beim Bewundern der Modellbahnanlagen, bei Führerstandsmitfahrten des Vereins Nebenbahn Staßfurt-Egeln, beim Fahren auf einer Draisine der Arbeitsgemeinschaft Historische Eisenbahn aus Almstedt und vielem mehr. Vereinsfreunde aus Teutschenthal bereicherten das Fest mit einer Kindereisenbahn - ein wahrer Magnet für die kleinen Besucher.
Auch die Aschersleber haben eine solche Bahn inzwischen erworben. Doch sie aufzustellen und zu betreiben - dafür fehlen schlicht die Leute. Hier zeigt sich die Crux, schildern Sprecher Robin Heim und Michael Numrich die Misere. Denn es sind gerade einmal zehn bis 15 Vereinsmitglieder, die die Zeit, den Elan und die Liebe aufbringen, die bahnhistorischen Schätze zu pflegen und aufzuarbeiten. „Hier steht Arbeit für die nächsten hundert Jahre“, zeigt Robin Heim auf die lange Schlange von unterschiedlichsten Schienenfahrzeugen. Die stehen auf insgesamt zehn Kilometern Gleisanlagen, die der Verein auf dem riesigen Gelände besitzt.
Größte Sammlung deutschlandweit
Zu der an sich schon stattlichen Sammlung sind weitere, zum Teil seltene Fahrzeuge aus dem Bestand des Deutschen Werksbahnmuseums Hannover gekommen. Die Hannoveraner mussten ihren Standort verlassen, seitdem arbeiten sie mit den Aschersleber Eisenbahnfreunden zusammen - einschließlich unterschiedlicher Auffassungen, wenn es um die Restaurierung von Schienenfahrzeugen geht.
Wenn die Eisenbahnfreunde über ihre Sammlung sprechen, so benutzen sie manches Superlativ. So findet sich hier mit rund 40 Exemplaren die deutschlandweit größte Güterwagensammlung. Außerdem die wohl größte Sammlung von Werksbahnlokomotiven.
Viele seltene, ja einmalige Gefährte sind dabei. Zum Beispiel ein Hybridfahrzeug, das sowohl mit Diesel als auch mit Strom fährt und einer der ältesten akkubetriebenen Gütertriebwagen. Ein auf die Schienen gesetzter alter Lkw, der noch dazu mit einer Drehleiter ausgerüstet wurde, ist keine Spielerei der Vereinsmitglieder - so seltsam das auch aussieht. „Wir arbeiten mit dem Gefährt. Weil wir anders nicht an die Lampen herankommen“, zeigt Robin Heim nach oben.
Dass die Eisenbahner ihren Fahrzeugen liebevolle Namen geben wie „Herkules“, Erbse oder „blauer Klaus“ zeigt die enge Verbindung zu dem, was sie tun. „Wer zu uns kommt, muss bereit sein, sich die Hände dreckig zu machen“, sagt Robin Heim. Ein Satz, den er wenig später gleich wieder einschränkt. Gern gesehen wären auch ältere, ehemalige Eisenbahner, die die Technik kennen oder die Geschichte aufarbeiten könnten. Denn dafür bleibt kaum Zeit.
Doch es wäre auch wichtig, durch Hinweistafeln auf einzelne Raritäten aufmerksam zu machen. Künftig sollen gelegentliche Führungen helfen, die Arbeit des Vereins besser zu erklären. Zum Beispiel das neueste Projekt: die Aufarbeitung eines Nachrichtenwagens, den ein Vereinsmitglied jüngst erworben hat. Der stand bis zur Wende im Dienst des Ministeriums für Nationale Verteidigung und wäre demnächst verschrottet worden. „Innen sieht der noch aus wie neu“, freut sich Michael Numrich. (mz)

