Aschersleben Aschersleben: Wiedersehen mit salonfähigem Akt
ASCHERSLEBEN/MZ. - Er erregte schon zu tiefer DDR-Zeit große Aufmerksamkeit mit seinen ausdrucksvollen und natürlichen Aktfotos: Klaus Ender. Viele Jahre lang sorgten unter anderem seine Fotos im "Magazin" oder auf der Funzel-Seite im "Eulenspiegel" dafür, dass die Leser die Kioske stürmten und die druckfrischen Exemplare sofort ausverkauft waren.
Er hatte nach eigenen Worten den Akt in der DDR salonfähig gemacht und konnte 1975 in Potsdam seine erste Ausstellung "Akt & Landschaft" der Öffentlichkeit präsentieren. Unter dem gleichen Titel eröffnete der erfolgreiche Fotograf am Sonntagabend im Museum Aschersleben eine Sonderausstellung, die bis zum Dienstag, dem 22. November, zu sehen sein wird.
Über 120 Schwarz-Weiß-Fotografien der letzten 50 Jahre hatte er mitgebracht, so der Künstler in seiner kurzen Eröffnungsrede, die teilweise auch Bestandteil der ersten großen Ausstellung waren. Dezent und feinsinnig sollten seine Bilder wirken, führte er weiter aus, er wollte die schöne und natürliche Seite zeigen und dabei sei er bis heute geblieben. Die Akte von heute seien nicht sein Thema, er sei geblieben, was er immer war. "Rasiert, gepierct, tätowiert? Das ist mir wesensfremd", so Ender: "Und es macht heute die Arbeit schwer, geeignete Modelle zu finden".
Er genügte immer hohen ästhetischen Ansprüchen, suchte die natürliche Schönheit, sagte er in seiner Biografie. Die Natur hatte und hat in seinem Schaffen einen hohen Stellenwert, nur so kann die Natürlichkeit in die Bilder eingebracht werden. Nach einer Bäckerlehre hatte sich der Amateur 1966 als Bildreporter selbstständig gemacht und nach und nach seine "eigene Handschrift" gefunden.
Schon 1962 war er auf die Insel Rügen gezogen und so wundert es nicht, dass ein sehr großer Teil der ausgestellten Bilder an der Ostseeküste entstanden sind. In der Ascherslebener Ausstellung überwiegen Aktfotografien, häufig geben Meer, Wellen und Sand einen eindrucksvollen Rahmen. "Akt im Schilf" beispielsweise, eine Aufnahme von 1967 oder drei Jahre später entstanden "Spiel am Strand" sind zwei der schönen Fotos. Die Frauen strahlen eine unverfälschte, natürliche Schönheit aus, nichts ist manipuliert.
Früher steckte noch viel Handwerk in der Fotografie, bemerkte eine sachkundige Besucherin, heute wird häufig nur auf den Auslöser gedrückt und den Rest macht die Technik, war weiter zu hören. Mit wachen Augen durch die Natur gehen, rät der gestandene Fotograf Klaus Ender jungen Kollegen, da findet man alles, was man braucht: Licht und Schatten, räumliche Tiefe, Farben und Kontraste beispielsweise. Der Betrachter sollte sich Zeit nehmen beim Anschauen der Bilder, Details und Feinheiten auf sich wirken lassen. Die imposante Ostseeküste auf seinen Landschaftsbildern zum Beispiel. Von 1964 hängt ein Bild aus "Wurzel an der Kreideküste" oder "Die Kapelle von Vitt", sie spiegeln Motive von stiller Schönheit wieder, die zeitlebens gelten. Nicht immer ist das Datum vermerkt, wann das Bild entstand. Aber alle Bilder tragen die gleiche Handschrift.
Das Museum in Aschersleben befindet sich am Markt 21. Es ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet, montags und sonnabends sind Ruhetage. Die Ausstellung "Akt & Landschaft" ist bis zum Dienstag, dem 22. November, zu sehen.
Weitere Informationen zum Museum telefonisch unter 03473 / 95 84 30