Aschersleben Aschersleben: Ingeburg Orlamünde beendet die Ära der Rathauskonzerte
ASCHERSLEBEN/MZ. - Schlechte Nachricht für alle Klassikfreunde der Region: Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, dann verschwindet eine Größe im Kulturkalender Ascherslebens. Die beliebte, vom Aschersleber Kunst- und Kulturverein ins Leben gerufene Konzertreihe "Moment musical" wird zum Ende des Jahres eingestellt.
In 15 Jahren hat sie sich neben der ebenso anspruchsvollen und bereits seit 1953 bestehenden "Stunde der Musik" als feste Instanz für die Liebhaber klassischer Musik etabliert. Mit dem Konzert zum Jahresausklang endet nun im Dezember die Ära der Rathauskonzerte, die im September 1996 begonnen hat und seither untrennbar verbunden ist mit einem Namen - Ingeburg Orlamünde. Seit der ersten Stunde zeichnet sie für die Organisation verantwortlich und zieht jetzt den Schlussstrich.
Ohne die Organisatorin keine Konzerte mehr. "Die Veranstaltungsreihe steht und fällt mit dem Engagement und einen Nachfolger, den gibt's nicht", bedauert die mit der Ehrennadel der Stadt ausgezeichnete Ascherslebenerin, kann es in gewisser Weise aber auch nachvollziehen. Denn "es hängt so viel dran, und die Arbeit macht doch keiner unentgeltlich". Stunden, Tage, Wochen und Monate vergehen, bis alles unter Dach und Fach ist und sie im Ratssaal vor dem historischen Kamin die Besucher begrüßen kann. Kontakte zu den Künstlern knüpfen, organisatorisch-technische Fragen klären, Absprachen treffen und Verträge auf den Weg bringen, Programme schreiben, Veranstaltungen bewerben - Dinge, die sich Orlamünde, die einst Pädagogik und Musikerziehung studierte, nicht mehr länger aufbürden möchte.
"Ich bin jetzt 73 Jahre alt und alles im Leben hat seine Zeit", begründet sie ihren Rückzug aus der Kulturszene. Aber auch, wenn Orlamünde die Entscheidung selbst getroffen hat - und nicht bereut, schwingt etwas Wehmut mit. "Ich bin schon ein bisschen traurig", gesteht sie. Beim Gedanken an 90 hochrangige Konzerte mit mehr als 280 hervorragenden Künstlern - unter ihnen zahlreiche Bundespreisträger - gerät die ehemalige Schulleiterin der Stephanischule und Musiklehrerin am Gymnasium Stephaneum ins Schwärmen. Ihr ehrenamtliches Engagement für den Aschersleber Kunst- und Kulturverein habe sie stets als Weiterbildung und Bereicherung ihres Lebens gesehen. "Ich habe mich intensiv mit der Musik auseinandergesetzt und die Stücke analysiert und viele Menschen - Künstler wie Musikliebhaber - kennen und schätzen gelernt", sagt die langjährige Organisatorin der Rathauskonzerte.
Das letzte findet übrigens am Donnerstag, dem 1. Dezember, statt. Zu Gast ist das Trio "Impetus", eines der wenigen Ensembles in der Besetzung Bratsche, Klarinette und Klavier.
