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Arzt verschreibt sich Fitness-Medizin

Von HARALD VOPEL 21.09.2009, 15:32

ASCHERSLEBEN/MEISDORF/MZ. - Am vergangenen Sonnabend waren die drei wieder dabei - bei der 32. Auflage dieser Laufveranstaltung: Hansch als Organisator, Lindemann und Höhndorf waren mit dem Rad gekommen und beobachteten das Geschehen vom Streckenrand. Gelaufen sind diesmal andere. Insgesamt gingen 108 Frauen und Männer an den Start.

Während der Werkzeugmacher Joachim Diener aus Giersleben zu den alten Selketal-Hasen gehört, gab der Ascherslebener Arzt Dr. Alfons Preden seinen Einstand - und das nicht nur in Meisdorf, sondern überhaupt bei einer Laufveranstaltung. Diener hatte sich für das 20-Kilometer-Rennen entschieden, Preden für die Zehn-Kilometer-Distanz.

Der 60-jährige Gierslebener hatte sich bei seinem insgesamt 18. Auftritt im Selketal ein konkretes Ziel gestellt: durchlaufen und nach ungefähr 2:13,0 Stunden im Ziel ankommen. Er bestritt dieses Rennen im Rahmen der Vorbereitung auf den Magdeburg-Marathon, bei dem er am 18. Oktober dabei sein will.

Auf dem ersten Teil - auf flachem Terrain bis zur Selkemühle - lief alles nach Plan. Dann folgte der Anstieg in Richtung Bauernwiese. "Das ging diesmal schon sehr schwer", beschreibt der Gierslebener seinen ersten Durchhänger an diesem Tag. Bergab sollte es aber noch dicker kommen. Rund einen Kilometer vor dem Ziel machte sich ein Krampf bemerkbar. "Dann musste ich einige Meter gehen und habe gut drei Minuten verloren", schätzt Joachim Diener ein. Am Ende wurde für ihn eine Zeit von 2:18,0 Stunden ins Ergebnisprotokoll geschrieben. Damit war er zwar über eine Stunde langsamer als der Gesamtsieger Jörg Müller (1:15,15 Stunde) aus Quedlinburg, trotzdem reichte es zum dritten Platz in der Altersklasse 60.

Bis zum Start in Magdeburg will Joachim Diener sein seit vielen Jahren gewohntes Trainingspensum abspulen. Das heißt, zwei bis dreimal in der Woche wird durch die Gierslebener Feldflur gerannt. Nicht selten mit seinem Husky an der Seite. Und wenn es das Wetter erlaubt, schwingt sich Diener in den Sattel und fährt mit dem Fahrrad zur Arbeit nach Aschersleben.

Mehr oder weniger regelmäßig ist inzwischen auch Arzt Alfons Preden laufender Weise unterwegs - seit einem Dreivierteljahr. Dabei hat es mehrere Jahre gedauert, ehe dem guten Vorsatz die Tat folgte. Den Vorsatz fasste der Laufneuling während eines Krankenbesuchs. "Ich wurde zu einem Hausbesuch gerufen. Ein Patient litt an Atemnot. Als ich mit meiner Arzttasche im fünften Stock ankam, begrüßte mich der Mann mit den Worten: ,Nun atmen Sie erst mal tief durch, Herr Doktor'", beschreibt Alfons Preden sein Schlüsselerlebnis.

Allein schon von Berufs wegen weiß der Arzt, dass Menschen, die regelmäßig Sport treiben, einfach fitter sind. Für den Auslöser, selbst die Laufschuhe zu schnüren, sorgte schließlich ein Vortrag, in dem vermittelt wurde, dass die Mehrzahl aller Laufanfänger in kürzester Zeit wieder abspringen. "Da wollte ich wissen, wie stark mein Wille ist", begründet Alfons Preden seinen Entschluss, Hobbyläufer zu werden. Gute Tipps bekam er seitdem übrigens von seiner Tochter, die Sport im Lehramt studiert.

Am Sonnabend machte der Arzt den zweiten Schritt. Er beteiligte sich zum ersten Mal an einer Laufveranstaltung. Die zehn Kilometer bereiteten ihm überhaupt keine Probleme: "Solange bin ich noch nie am Stück gelaufen - und ich fand es gar nicht so anstrengend. Es ist einfach ein gutes Gefühl." Der Mann, der von sich sagt, nie ein guter Sportler und nie in einem Sportverein gewesen zu sein, genoss vor allem die Atmosphäre im Kreise so vieler Läuferinnen und Läufer. "Die Menschen sind freundlich und aufgeschlossen, man kann fachsimpeln und das Wetter hat auch gepasst", freute sich Alfons Preden. Und weiter: "Das war nicht das letzte Mal."

Mit einem hatte der Ascherslebener wohl überhaupt nicht gerechnet. Nämlich damit, dass er es bei seinem ersten öffentlichen Lauf-Auftritt gleich auf das Siegerpodest schaffen könnte. Und doch belegte er in der Altersklasse 50 mit einer Zeit von 59:24,0 Minuten den dritten Platz. Schneller waren hier nur Peter Mayer von der LSG Ascania Aschersleben (45:43,0) und der Quedlinburger Axel Malchert (48:32,0). Als die von Veranstaltungssprecher Tilo Friedrich aufs Treppchen gerufen wurden, war Alfons Preden schon auf dem Heimweg.

Die redlich erworbene Urkunde wird ihm nachgereicht und später an das Lauf-Debüt im Meisdorfer Selketal erinnern.