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Ärger in Drohndorf Ärger in Drohndorf: Grundstücksbesitzer fühlt sich verlassen und verzweifelt

Von marion pocklitz 07.10.2015, 07:06
Die Bretter über dem Loch in der Friedhofstraße in Drohndorf gewähren nur wenig Einblick in den großen Hohlraum darunter.
Die Bretter über dem Loch in der Friedhofstraße in Drohndorf gewähren nur wenig Einblick in den großen Hohlraum darunter. frank gehrmann Lizenz

Drohndorf - „Wir wissen nicht, wie es weitergeht. Keiner hilft uns.“ Dennis Hüber ist verzweifelt. Und das schon seit Februar. Da tat sich nämlich auf seinem Grundstück in Drohndorf ein großes Loch auf. Das liegt genau auf der Grundstücksgrenze. Der dabei entstandene Hohlraum unter der Erde erstreckt sich in Richtung Fußweg und Straße.

Keine Abhilfe in Sicht

Mitarbeiter der Stadt, des Landkreises und auch des Bergbaus waren bereits vor Ort. Helfende Maßnahmen ergriffen hat bisher niemand. Die einzige: Im April wurde ein Bauzaun zur Grundstückssicherung in der Friedhofstraße aufgestellt. „Und man hat mir empfohlen, das Loch selber zu verfüllen. Doch ich weiß weder wie groß es ist, noch kann ich das allein tun. Und überhaupt, wer soll die Kosten dafür tragen“, fragt sich der Drohndorfer. Er jedenfalls werde da nicht hineinklettern und sich einen Überblick verschaffen, wie tief und wie weit es nun wirklich in Richtung Straße geht. „Für mich ist das zu gefährlich.“ Deshalb hat er nur Bretter über das Loch gelegt. In der Wartezeit hat das Grundstück dann einen weiteren Schaden erlitten. Im Juli stürzte der gemauerte Pfeiler des Tores ein und landete dabei auf der Straße. Dennis Hüber musste mit schwerer Technik ran. „Seitdem wird die Straße von den Anwohnern und auch von den Kameraden der Feuerwehr mit Argusaugen betrachtet. Denn die müssen im Ernstfall hier mit einem schweren Fahrzeug lang. So, wie auch regelmäßig das Müllauto. Und trotzdem wird hier keine Abhilfe geschaffen“, schüttelt er den Kopf. Hüber will nun weiter warten. Darauf, dass Landkreis oder Stadt ihm bei der Verfüllung helfen. Doch diese scheinen sich den Schwarzen Peter zuzuschieben. Nicht genau ist nämlich geklärt, wem die Straße gehört. Ist die Stadt der Träger oder der Landkreis?

Bergbauamt ist informiert

„Das Grundstück hat meiner Oma gehört. Sie ist im vergangenen Jahr gestorben. Der Plan ist nun, dass hier eigentlich die ganze Familie irgendwann einziehen soll“, erzählt er, und weiter: „Zur Zeit halten wir hier Tiere und sind mindestens zwei Mal am Tag vor Ort.“ Als sich das Loch auftat, sei er mehr als entsetzt gewesen. Denn in Drohndorf gebe es schon einige Tagesbrüche, die durch den einstigen Bergbau entstanden sind. Deshalb habe er auch das Bergbauamt darüber informiert.

„In Drohndorf hat man tatsächlich sogenannten Rogenstein abgebaut. Das liegt mehr als 150 bis 200 Jahre zurück. Dieses Material hat man zum Bauen von Gebäuden genutzt“, erklärt der zuständige Gebietsleiter Gerhard Jost vom Landesamtes für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt. Die Bruchstelle hat man nun untersucht und festgestellt, dass diese nicht von einem unterirdischen Stollen oder überhaupt vom Bergbau stammt. Die Untersuchung hat eine externe Firma übernommen. Die ist zu dem Ergebnis gekommen, dass der Brunnen, den die Familie vor Jahrzehnten angelegt hat, die Ursache für das Problem ist. „Entweder hat man die Umgebung des Brunnens nach dem Bau nicht wieder richtig verfüllt, oder durch die ständige Wasserabnahme hat sich der Hohlraum gebildet“, erklärt der Fachmann. Das sei nichts Ungewöhnliches. Allerdings sei für die Verfüllung nun das Bergamt außen vor. Das Ergebnis wurde in einem Gutachten dokumentiert und zur Stadt geschickt.

Landkreis in der Pflicht

Auf Anfrage der Mitteldeutschen Zeitung bei der Stadt wurde erklärt, dass die Straße eine Kreisstraße sei und hier der Landkreis als Träger in der Pflicht stehe. „Ich war vor Ort und habe mir selbst ein Bild davon gemacht. Die Friedhofstraße gehört nicht uns. Wir hätten hier sofort geholfen. Aber das ist Stadtsache“, erklärt der Leiter des Kreiswirtschaftsbetriebes des Salzlandkreises, Ralf Felgenträger.

Wer ist zuständig?

„Durch die Absperrung des Grundstücks mittels Bauzäunen geht aktuell keine Gefahr für die Anlieger aus. Die Bauzäune bleiben stehen, bis die Gefahr beseitigt ist“, erklärt Stadtsprecherin Judith Kadow auf MZ-Nachfrage. Allerdings bestehe noch immer Abstimmungsbedarf, da bisher nicht eindeutig geklärt werden konnte, wer für die Straße zuständig ist und in welchem Umfang Reparaturleistung zu erbringen sind, die nicht in die Zuständigkeit des Eigentümers fallen. „Um diese Abstimmung vorzunehmen, soll zeitnah ein Vor-Ort-Termin mit Vertretern von Stadt und Salzlandkreis sowie dem Eigentümer vereinbart werden“, so die Pressesprecherin.

Der Bauzaun in der Drohndorfer Friedhofstraße ist übrigens nicht der einzige, der den Ascherslebener Ortsteil derzeit „schmückt“. „Insgesamt sind es fünf Stück. Sie machen keinen guten Anblick“, so Ortschef Olaf Seidensticker. Natürlich seien die zur Sicherheit der Anwohner aufgestellt worden. Doch viele stehen schon seit Monaten da. „Die Stadt wollte sich mit den Eigentümern in Verbindung setzen und diese sollten zeitnah die Häuser sichern. Doch passiert ist bisher nichts“, sagt er.

Auch der Denkmalschutz hält seine Hände über die Häuser. Deshalb können die Besitzer die Gebäude nicht abreißen. Selbst wenn diese zunehmend verfallen. An der Hauptstraße hat ein Bau zum Beispiel Reliefs in der Fassade. „Und drinnen ist schon alles verfallen. Das stürzt bestimmt bald auf die Straße“, befürchtet eine Kameradin der freiwilligen Feuerwehr. (mz)