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Update: Anti-Terror-Einsatz Anti-Terror-Einsatz Auf dem Graben in Aschersleben: Familie aus Syrien bekommt Besuch vom SEK

Von Regine Lotzmann 31.05.2018, 07:56
Ein Mann wurde zur Befragung mitgenommen.
Ein Mann wurde zur Befragung mitgenommen. Frank Gehrmann

Aschersleben - Schwarz vermummt und mit Maschinenpistole bewaffnet stehen Mittwochmorgen acht Beamte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) vor einem kleinen unscheinbaren Haus in der Straße Auf dem Graben in Aschersleben. Sie sichern den Fußweg nach beiden Seiten ab. Ebenso die Straße, die zu dieser Zeit stark befahren ist.

Bewaffnete Polizisten sichern Fußweg und Straße

Knapp drei Stunden lang durchsuchen weitere Beamte, darunter auch vom Landeskriminalamt und dem Ascherslebener Ordnungsamt, das Haus, in dem nach Aussagen der Nachbarn eine syrische Familie lebt.

Am Ende wird ein Mann aus dem Haus gebracht und in einem Einsatzfahrzeug mitgenommen. Ebenso ein Computer, ein Rucksack und einige Plastiktüten.

„Die Vorwürfe gegen ihn waren nicht gerechtfertigt“, sagt sein Sohn

Dem Verdächtigen, so informiert die Pressestelle der Generalbundesanwaltschaft erst am Abend, wird zu diesem Zeitpunkt die Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung vorgeworfen.

Doch nach Angaben des Sohnes der Familie ist der Syrer schon am Abend wieder zu Hause gewesen. „Die Vorwürfe gegen ihn waren nicht gerechtfertigt“, sagt der junge Mann und bestätigt, dass hier Terrorverdacht bestanden habe.

Generalbundesanwalt in Karlsruhe gibt keine Auskunft

Diesen Hintergrund des Einsatzes der Polizei-Spezialeinheit wollte der zuständige Generalbundesanwalt in Karlsruhe am Vormittag zunächst nicht preisgeben. Über solche Aktionen, hieß es da noch, werde nur informiert, wenn es eine Festnahme gebe.

Die sei in Aschersleben jedoch nicht erfolgt, sagte er. Offenbar ist der in Handschellen abgeführte Mann nur zur Befragung mitgenommen worden.

Vier Polizeiwagen und zivile Fahrzeuge parken in der Gasse

Für Aufsehen sorgte der Einsatz dennoch. Vier Polizeibullis und zahlreiche weitere Zivilfahrzeuge säumten die enge Gasse. Die komplett in Schwarz gehüllten Polizisten mit schusssicherer Weste, Helm und Gesichtsschutz hatten die vorbeifahrenden Autos, Busse und Laster fest im Blick.

„Dort wohnt eine Familie mit drei Kindern“, sagt eine ältere Nachbarin und zeigt auf das Haus. Oben sind zwei Fenster. Eins davon ist durch eine Jalousie verdunkelt.

„Sie müssen ganz leise rangefahren sein, man hat nichts gehört“

Die Nachbarin hatte von dem Polizeieinsatz nichts mitbekommen. „Sie müssen ganz leise rangefahren sein, man hat nichts gehört“, sagt sie über die Beamten. Sie habe sich nur über den MZ-Fotografen gewundert, den sie vor ihrem Haus entdeckte.

Ein anderer Nachbar bestätigt ebenfalls, dass in dem Haus Syrer zur Miete leben. „Seit anderthalb Jahren vielleicht“, schätzt er. Und sagt: „Tagsüber ist es dort immer ziemlich ruhig, nur abends herrscht reger Betrieb.“

Gegen 10.30 Uhr ist der Einsatz in Aschersleben vorbei

In der Zwischenzeit durchsuchen die Beamten auch noch einen silbernen Pkw, der in der Straße parkt. Und dann, gegen halb elf ist der ganze Spuk vorbei. Polizeiautos und Einsatzkräfte verschwinden innerhalb weniger Minuten. Zurück bleiben nur ein Mädchen, das sich am offenen Fenster die Tränen wegwischt, und eine Frau, die die Haustür schließt.

Dass es sich um einen Terrorverdacht handelte, lag schon am Vormittag nahe. Zum Einsatz kommt die Generalbundesanwaltschaft beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe nämlich, wenn es um den Staatsschutz geht. Dort ist sie die oberste Strafverfolgungsbehörde der Bundesrepublik.

Laut ihrer Internet-Seite ist sie für alle schwerwiegenden Staatsschutzstrafsachen zuständig, die die innere oder äußere Sicherheit betreffen. Das seien etwa terroristische Gewalttaten oder Landesverrat und Spionage.

Auch der Einsatz des Spezialeinsatzkommandos wies auf einen ernsteren Hintergrund der Aktion hin. Denn die Spezialtruppe übernimmt meist nur besonders gefährliche Polizeieinsätze. So rückte das Spezialeinsatzkommando im vergangenen Jahr zu 134 Einsätzen aus.

Zum Beispiel wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz, unter anderem bei Reichsbürgern, aber auch bei potenzieller Terrorgefahr. (mz)

Vier Polizeifahrzeuge parken Auf dem Graben in Aschersleben
Vier Polizeifahrzeuge parken Auf dem Graben in Aschersleben
Frank Gehrmann