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Altstadt in Aschersleben Altstadt in Aschersleben: "Denkmalpflege muss Grenzen haben"

Von Uwe Kraus 04.07.2016, 15:20
Mike Eley (vorn) beginnt seine Erklärungen beim Widab-Rundgang in der Straße Über den Steinen.
Mike Eley (vorn) beginnt seine Erklärungen beim Widab-Rundgang in der Straße Über den Steinen. Frank Gehrmann

ASCHERSLEBEN - Ein dicker Wasserstrahl ergießt sich aus der defekten Regenrinne, Katzen streunen durch das Haus, die Treppen desolat, die Fenster notdürftig dicht gemacht, an den Wänden aufgesprühte Hinweise von Handwerkern.

Schwer vorstellbar, dass Ende 2018 an der Ecke Großer Halken/Hopfenmarkt zehn Wohnungen bezugsfertig sind. Wolfgang Adam, der Geschäftsführer der Ascherslebener Gebäude- und Wohnungsgesellschaft mbH (AGW) lässt am Sonnabend 15 Teilnehmer des Stadtrundgang unter dem Motto „Neues aus der Altstadt“ hinter die alte Tür mit dem Baustellenschild am Hopfenmarkt blicken. Organisiert hat den Stadtspaziergang, der unter Regenschirmen endete, die Wählerinitiative „Die Aschersleber Bürger“ (Widab).

Dabei werden Pläne und Baustellen vorgestellt. Beim Treff am Hennebrunnen zeigt sich Widab-Geschäftsführer Steffen Amme zufrieden von der Bürgerresonanz. Die vorwiegend gestandenen Ascherslebener, aber auch Kommunalpolitiker wie Vivien Horn und Klaus Winter, gehörten zu den „Startern“. Die Rolle des Stadtführers übernimmt Mike Eley, Widab-Sprecherratsmitglied, erfahrener Baumensch und künftiger AGW-Geschäftsführer.

Scherzend sagt Noch-Chef Wolfgang Adam: „Die grauen Haare und Sorgenfalten holt er sich künftig“ und meint dabei solche Projekte wie das zwischen Halken und Hopfenmarkt. Das fand zwar im Vorjahr beim Tag des offenen Denkmals bei den 400 Besuchern einhellige Zustimmung, aber die Örtlichkeit berge durchaus Konfliktpotenzial.

So streite man sich in einer Grundstücksangelegenheit derzeit vor dem Landgericht. Zudem signalisiert der Eigentümer eines benachbarten Grundstückes immer mal wieder einen möglichen Verkauf, andererseits versetze er die AGW, und der gegenwärtige Nutzer setze alle Hebel in Bewegung, Projekten Steine in den Weg zu legen. Adam ist sich aber sicher: „Das Problem löst sich.“ Man habe prophylaktisch ein Beweissicherungsverfahren eingeleitet.

2,9 Millionen Euro am Hopfenmarkt

Die Bauarbeiten am Hopfenmarkt, für die 2016 rund 960.000 Euro eingeplant seien und die insgesamt 2,9 Millionen Euro umfassen, beginnen Ende des Jahres.

Herbert Groffik lobt das Engagement der AGW, die eine Reihe Gebäude aufgekauft hat und sie durch den Bau sinnvoll zusammenfügen will, ohne dabei Wohnblöcke zu errichten. Er sagt klar: „Denkmalpflege muss Grenzen haben. Man muss sich endlich konzentrieren und das erhalten, was stadtbildprägend ist.“ So stimmten ihm viele Teilnehmer des Rundganges zu, dass in den vergangenen 25 Jahren wenig am Halken passiert sei, aber alle zugeschaut hätten.

Dirk Fuß habe nichts gegen eine kleinteilige Fassadengestaltung, warnt jedoch davor, den Halken 5 so zu bauen, dass Unbedarfte glauben, das Haus stehe seit 500 Jahren so. „Es darf kein Disneyland hochgezogen werden“, gibt er Adam auf den Weg. Fuß hatte mit seiner Sicht der Ascherslebener Bebauung die Diskussion auf der Strecke zwischen Über den Steinen, Badergasse und Halken durchaus kritisch belebt.

Während er Stefan Wohlrabs Sanierung des historischen Gebäudes Weinberg 13 Anerkennung zollt, freundet er sich mit der modernen Architektur an der anderen Straßenecke nicht an. Streitpunkt während der Tour ist das Altstadtzentrum. Hier hätte sich Herbert Groffiks, der sich, wie er sagt, über Jahrzehnte mit Stadtbildentwicklungen befasst hat, Satz bewahrheitet, dass mit Herz und Seele für eine Stadt gebaut werden müsse.

Es habe den Bauherren, die nicht hier verwurzelt waren, an Herzblut und Fingerspitzengefühl gefehlt. Doch die Wohnungen seien gut vermietet, nur die Fassade verdiene mal wieder einen neuen Anstrich, findet Mike Eley. (mz)