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Abriss und seine Folgen

Von Kerstin Beier 08.03.2005, 20:04

Aschersleben/MZ. - Inzwischen ist das alte Haus, nach Meinung der Verantwortlichen extrem einsturzgefährdet, verschwunden. Der Blick ist jetzt frei auf ein Gewirr von Hinterhofmauern, auf Schutt und folienbewehrte Giebel, die einsam in die Luft ragen. "Wir wissen, dass der jetzige Zustand nicht schön ist", so Gaertner. Er sei dennoch froh, dass der Abriss dank der Baufirma "umsichtig gelaufen" ist und "wir das Gros jetzt weghaben". Vorgesehen sei nun noch ein Sichtschutz, der aber "nur eine Noteinfriedung sein wird". Und was wird mit den nackten Giebeln? Hier ende die Zuständigkeit der Behörde. Die reiche nur so weit, bis die Gefahr beseitigt ist. Auch für Schäden, die durch den Abriss entstanden sind, wird der Landkreis haften. Für alles andere sei der Eigentümer, in diesem Falle der des abgerissenen Hauses, zuständig. Forderungen müssten also zivilgerichtlich eingetrieben werden - wobei das in diesem Falle schwierig werden dürfte. Es droht also noch Ungemach in dieser Richtung, doch Gaertner verweist auf Kosten in Höhe von rund 25 000 Euro, die der Allgemeinheit allein durch die Gefahrenabwehr entstanden sind. "Das ist schon eine ganz schöne Belastung für den Landkreishaushalt."

Die Straßensperrung Hinter dem Turm kann dennoch nicht aufgehoben werden. Denn es ist nicht auszuschließen, dass auch das rote Haus Nummer 30 in Richtung Markt neben der Lücke noch abgerissen werden muss. Auf jeden Fall sei die Standsicherheit so stark gefährdet, dass die Wohnung bereits geräumt werden musste. Dies habe nicht unmittelbar mit dem Abriss zu tun - vielmehr habe die Wegnahme des Nachbargebäudes den schlechten Zustand der Bausubstanz offenbart.

Das bestätigt der Eigentümer des Hauses Nummer 30, das Immobilienbüro Grollmütz und Jaßmann. Jens Jaßmann weint dem abgerissenen Nachbarhaus keine Träne nach. "Es ist schlimm, was der Eigentümer dort hinterlassen hat. Er hat sich nie gekümmert, und wir haben uns jahrelang über die Zustände geärgert." Was mit dem Gebäude nun werden soll, darüber ist noch nicht entschieden. "Das müssen wir aus wirtschaftlicher Sicht betrachten", aber ein Abriss sei nicht abwegig.

Von anderer Seite hat die MZ erfahren, dass die Eigentümer das Haus dem Nachbarn Norbert Waltherr zum Kauf angeboten haben. Doch Norbert Waltherr hebt die Hände. Er werde es nicht kaufen, sagt er. Auch einem Abriss steht er ausgesprochen skeptisch gegenüber. "Wenn das Haus wegkommt, kommt mein Giebel hinterher", prophezeit er und meint damit das grüne Gebäude, das sich unmittelbar anschließt und über dessen Eingang sein Geschäft zu erreichen ist. "Wir können doch hier nicht den ganzen Straßenzug abreißen."