35 Millionen Jahre auf kurzer Distanz
Holzweißig/MZ. - Der Pfad macht die Entwicklung des Areals von der Urgeschichte bis heute deutlich. Angelegt worden ist er von der BUND-Stiftung, gefördert von Lotto-Toto.
Auf der Fahrt von Holzweißig nach Petersroda, dort, wo der ursprüngliche Weg wegen des angestiegenen Grundwassers nicht mehr passierbar ist und nun eine Höhendistanz überwinden muss, um oberhalb der Vernässungsfläche weiter zu führen, passiert man den Pfad.
Schautafeln sind auf Eisenbahnbohlen, auf denen früher die Gleise der Grubenbahn lagen, angebracht. Die filigranen Zeichnungen - angefertigt von einer Kunstlehrerin - geben ein Bild von den für die Goitzsche wichtigsten Epochen. Sie zeigen, wie es hier früher ausgesehen haben muss. Der erste Zeitsprung ist riesig. Er führt in den üppigen Wald von vor 35 Millionen Jahren. Dessen Bäume bilden das Material, aus dem die Braunkohle entstanden ist.
Weiter geht es mit der Zeit. "Vor 100 000 Jahren trampelten hier fröhlich Mammuts und Wollnashörner durch die Gegend", erklärt Heidrun Heidecke vom BUND. Als sie hier lebten, hatten sie es gerade mit einer kleinen Eiszeit zu tun. Knochenfunde, die im Kreismuseum liegen, bezeugen die Existenz der Tiere zu dieser Zeit in der Goitzsche.
Vor 60 000 Jahren, kann man auf der nächsten Tafel erkennen, war hier eine Warmzeit angebrochen. Urmenschen in legeren Fellen sind zu sehen, die einen riesigen Elefanten jagen. Dass sich Szenen wie diese hier in der Kohle-Region so abgespielt haben, haben wissenschaftliche Forschungen ergeben. Im Museum für Vorgeschichte in Halle ist der berühmte Elefant von Gröbern, dessen Knochen Bergleute 1987 im Tagebau Gröbern zutage förderten, rekonstruiert. Nicht allein seine Knochen sind dort zu sehen, die Archäologen geben auch die Jagdszene beeindruckend anschaulich wider.
Vor 1 000 Jahren, macht der Pfad deutlich, begann die feste Besiedlung des Gebietes. Aus dieser Zeit stammen viele Funde von Tonscherben, Gefäßen und anderen Zeitzeugen. Dann läuft die dargestellte Geschichte in kürzeren Zeitabschnitten - bis hin zum ersten Kohlefund und -abbau, dem Einsatz der Eisenbahn und dem damit verbundenen wirtschaftlichen Aufschwung in der Region. Der Sozialismus kam und die Abbau-Norm musste stimmen. Die Wende kam und alles wurde anders.
1990 - man erinnert sich noch an diese Mondlandschaft, die sandigen Hügel, die zerklüftete Erde, den Staub und die Flüche der Hausfrauen. Dann erreicht man die letzte Tafel. Sie zeigt den See und damit den Wandel, der sich in der Region Bitterfeld vollzogen hat. Und mit dem Betrachten des letzten Bildes hat man sein Fahrrad nach oben bugsiert in die Kulturlandschaft, kann sich beruhigt wieder aufschwingen und auf trockenem Weg nach Petersroda radeln - die Zeitreise ist zu Ende.