1. MZ.de
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Zweisamkeit im Vogelkäfig

Zweisamkeit im Vogelkäfig

Von Florian Oertel 08.03.2005, 12:33

Oberhausen/dpa. - Was vielen Menschen schwer fällt, ist das entscheidende Merkmal dieser kleinen Papageien: Unzertrennliche machen ihrem Namen alle Ehre und bleiben in der freien Wildbahn ihr Leben lang als Paar zusammen.

Für die Haltung im Käfig oder der Voliere sind die aus Afrika und Madagaskar stammenden Vögel geeignet - sofern sie auch dort zu zweit sein können. Keinen allzu großen Wert legen sie im Gegensatz zu den meisten anderen Haustieren allerdings auf ausgiebige Zuwendung durch den Halter.

Noch deutlicher als der deutsche umschreibt der englische Name das Wesen der im Fachjargon Agaporniden genannten Vögel: Lovebirds, «Liebesvögel». «Sie verbringen im Grunde den ganzen Tag an der Seite des Partners, schmusen, kraulen und verfolgen einander auf Schritt und Tritt», erklärt Katja Hiekel aus Limbach-Oberfrohna (Sachsen), Betreiberin der Homepage www.unzertrennliche.net. Haben sich die beiden nicht in Sichtweite, pfeifen sie lautstark und rufen auf diese Weise nacheinander.

Für Vogelfreunde bedeutet das: Unzertrennliche dürfen unter keinen Umständen allein im Käfig oder der Voliere leben. «Einzeln gehaltene Agaporniden neigen zu Verhaltensstörungen», warnt Katja Hiekel. Neben ständigem Schreien zählen dazu auch Rupfen und Selbstverstümmelungen. «Die Paare sollten optimalerweise aus Tieren der gleichen Art und des passenden Gegengeschlechts bestehen», sagt Alexandra Broich, Autorin eines Buches über Agaporniden aus Kürten (Nordrhein-Westfalen).

Neun Arten der etwa 12 bis 15 Zentimeter großen Vögel gibt es. Sie haben in der Regel eine grünliche Grundfärbung. Zu unterscheiden sind sie vor allem an der jeweiligen Farbe des Kopfes, die den Arten zugleich ihre Namen gegeben hat. «Am häufigsten werden in Deutschland Rosen-, Pfirsich- und Schwarzköpfchen gehalten», erklärt Werner Lantermann, Experte für Agaporniden aus Oberhausen.

Gekauft werden sollten - wie von anderen exotischen Tieren auch - keine Wildfänge, sondern ausschließlich Nachzuchten. «Die drei populärsten Arten werden zu Tausenden in Deutschland gezüchtet», sagt Lantermann. Es gibt sie sowohl beim Züchter als auch im Fachhandel. Im Handel kostet einer der Vögel laut Lantermann 50 bis 60 Euro, beim Züchter etwa die Hälfte.

Die anderen Arten sind nur bei Züchtern erhältlich - mit Ausnahme der Grünköpfchen: «Bisher hat noch kein importierter Vogel dieser Art die Quarantänezeit überlebt, da sie sich ausschließlich von einer bestimmten Feigenart ernährt», sagt Katja Hiekel, die auch Mitglied des Vereins «Agaporniden in Not» ist.

Der Käfig sollte mindestens 80 Zentimeter lang, 60 Zentimeter hoch und 30 bis 40 Zentimeter breit sein. Dies ermöglicht den Tieren zumindest kurze Flüge. Zusätzlich sollten sie regelmäßig die Gelegenheit haben, in der Wohnung umherzuflattern. Noch artgerechter ist es, mehrere Pärchen zusammen in einer Voliere zu halten. «Sie müssen es dort mindestens frostfrei, noch besser mindestens 10 Grad warm haben», sagt Lantermann.

Die Ernährung von Unzertrennlichen ist unkompliziert: Sie sollten nach Hiekels Worten täglich ein wenig von einer Körnerfuttermischung ohne fettreiche Sonnenblumenkerne bekommen und sich außerdem an einer Knabberstange bedienen können. «Als Faustregel gilt: insgesamt etwa ein Esslöffel pro Tag und Vogel.» Zudem sollte es täglich etwas Obst und Gemüse sowie frisches Wasser geben. So genanntes Grit ist wichtig für die Verdauung und meist Bestandteil des Vogelsandes.

«Da die Tiere nie alleine sind, wenn man sie mindestens paarweise hält, ist es fast egal, ob man zu Hause ist oder nicht - so lange sie versorgt sind», erläutert Alexandra Broich. Das macht die Agaporniden etwa für berufstätige Vogelfans interessant. Diese müssen sich auch in ihrer Freizeit mit den kleinen Papageien längst nicht so ausgiebig beschäftigen wie mit einem Hund oder einer Katze.

«Ich rate Tierfreunden, ein Paar anzuschaffen, sich als Beobachter daran zu erfreuen und sich nicht etwa als Teilzeitlebensgefährte einzumischen», sagt Werner Lantermann. Das bedeutet aber nicht, dass Unzertrennliche von der Fütterung und der Pflege abgesehen ganz auf sich selbst gestellt sein sollten: Ein wenig Beschäftigung tut ihnen gut, wie Alexandra Broich betont. Und mit etwas Glück danken sie diese sogar, indem sie auf die Hand des Halters gehüpft kommen.