Zimmer-Bonsais brauchen Licht und Geduld
Kassel/dpa. - Eine solide Fan-Gemeinde haben Bonsais schon lange: Die kunstvolle Gestaltung von Miniaturbäumen nach asiatischem Vorbild ist für Hobbygärtner eine Herausforderung.
Jedes Gehölz kann dabei zum einzigartigen Experiment werden. Mit der Begeisterung für fernöstliche Lebenskultur haben die grünen Kunstwerke mittlerweile auch in mancher Luxuswohnung Einzug gehalten.
Prinzipiell kann jedes Gehölz, das mindestens eine gewisse Zeit des Jahres im Haus verbringen kann, als Zimmer-Bonsai gestaltet werden. Allerdings sollten die Blätter nicht zu groß sein. «Gut geeignet sind beispielsweise alle Ficus-Arten, der Fukien-Tee und die Myrte», zählt Wolfgang Kawollek auf. Aber auch die Chinesische Ulme, der Chinesische Liguster oder der Zickzackstrauch machen sich laut dem Technischen Leiter der Botanische Lehr- und Versuchsanlagen der Universität Kassel gut als Zimmer-Bonsais.
Dem Anfänger empfiehlt Kawollek eine Feigenart. Feigen sind pflegeleicht, lassen sich einfach beschneiden und treiben gut wieder aus. Auf der Beliebtheitsskala der Zimmer-Bonsai-Fans stehen sie allerdings nicht ganz oben. «Das liegt vielleicht auch daran, dass jeder den Ficus kennt. Er hat nicht den Reiz des Ungewöhnlichen und Exotischen», erklärt Peter Czapka, Gärtnermeister und Inhaber des Bonsai-Centrums München.
Wörtlich übersetzt bedeutet Bonsai «Baum in Schale». Entsprechend wichtig ist das Pflanzgefäß. Pflanze und Gefäß können sowohl zusammen als auch einzeln gekauft werden. «Für die Pflanze ist es besser, wenn sie bereits in einer Schale vorkultiviert ist und damit Umtopfen vermieden wird», rät der Gärtnermeister.
Der richtige Standort in der Wohnung ist die Voraussetzung dafür, dass der Zimmer-Bonsai alt wird - und vielleicht sogar seinen Besitzer überlebt. Immerhin können die lebenden Kunstwerke bei idealen Lebensbedingungen weit mehr als 100 Jahre alt werden. «Ideal ist ein heller Platz ohne pralle Mittagssonne», erklärt Werner Busch, Bonsai-Lehrer und -Züchter aus Düsseldorf.
In vielen Wohnräumen ist die Luftfeuchtigkeit nicht hoch genug für die Mitbewohner aus den Tropen. Hier kann ein kleiner Trick helfen: «Platzieren Sie die Bonsai-Schale auf einem wasserdichten Tablett, das mit feinem Kies oder Blähton gefüllt ist», rät Kawollek. Dann kann das Gießwasser über den Rand fließen, verdunsten und so direkt bei der Pflanze die Luftfeuchtigkeit erhöhen.
Die wichtigste Pflegemaßnahme ist das Gießen. Als Faustregel gilt: Sobald die Erdoberfläche trocken ist, braucht die Pflanze neues Wasser. Ansonsten ist die Pflege nicht besonders anspruchsvoll. Allerdings will die vorgestaltete Form des Gehölzes erhalten und herausgearbeitet werden. «Durch gezieltes Nachschneiden wird beispielsweise die Verzweigung verbessert. So reift die Pflanze. Das braucht allerdings viel Zeit und Geduld», sagt Bonsai-Lehrer Busch.
Wer auf diese Weise mit einer vorgestalteten Pflanze erste Bonsai-Erfahrungen gesammelt hat, kann sich in einem zweiten Schritt an eine Jungpflanze oder gar an einen selbst gezogenen Steckling wagen und diesen von klein auf selbst formen.