Zement statt Terracotta Zement statt Terracotta: Blumentöpfe als Design-Objekt
Frankfurt/Main/dpa. - Wurzeln liegen nicht länger imVerborgenen, Zement befindet sich nicht mehr im Widerstreit mit derNatur, und mit dem Klassiker Terracotta lassen sich nur noch bedingtBlumentöpfe gewinnen: In punkto Pflanzengefäße sieht in diesem Jahr vieles anders aus als bisher. Designer haben den Blumentopf neu inForm gebracht, das Material gewechselt und oft auch das Format. Sohoch und so üppig wie möglich scheint das bestimmendeGestaltungsmotto zu sein.
In diese Reihe passt beispielsweise der gläserne Blumentopf«Gibilterra», den der Italiener Andrea Branzi für die Firma Alessientworfen hat. Einen halben Meter hoch ist das bauchige Gefäß, dasPflanzen von einer neuen Perspektive aus zeigt: «Durch dasdurchsichtige Material kann man auch das sehen, was sonst verborgenbleibt: Wurzeln und Erde», erklärt Elke Fierenz von AlessiDeutschland in Hamburg.
Bislang ebenfalls ein eher exotisches Material für Blumentöpfe istEternit. Der Faserzement wird normalerweise als Baumaterialverwendet, etwa für Dächer und Fassaden. Im Garten oder auf derTerrasse ist er jetzt eine Alternative zum rotbraunenTerrakotta-Kübel. «Eternit ist noch frostfester, im Prinzip sogarunverwüstlich», sagt Andrea Keidel von der Firma Blumen & Gärten inMünchen, die die Eternitgefäße in Deutschland vertreibt.
Schlicht in Grau und in puristischen Formen gehalten, wirke in denüberdimensional großen Schalen die Bepflanzung einfach stärker. Wermöchte, kann die robusten Gefäße auch zu einem Wasserbeckenumfunktionieren - dafür müssen sie innen jedoch mit Schwimmbadfarbegestrichen werden.
Zement ist auch der Hauptbestandteil des Materials Terrazzo, ausdem die Designerin Anna Lerinder die «Gräsö»-Blumentöpfe der neuenPS-Gartenkollektion von Ikea entworfen hat. Dem Zement werden dabeifarbige Steinchen beigemischt. Die Mixtur wird laut Ikea Deutschlandin Hofheim (Hessen) wie gewöhnlicher Beton in Formen gegossen. Nachdem Aushärten und Grundieren werde dann die Oberfläche glatt undglänzend poliert. Das Ergebnis: Die streng geometrisch geformtenGräsö-Behälter wirken wie aus schwarzem Marmor gefertigt.
Neben solchen neuen Materialien spielt Kunststoff eine wachsendeRolle im Gartenbereich. Ehemals mit dem Billig-Image behaftet, zeigenDesigner inzwischen, dass aus Plastik kleine Kunstwerke entstehenkönnen. Zu den Vorreitern in diesem Bereich zählt die FirmaSerralunga aus Biella in Italien, die unter anderem renommierteDesigner wie Denis Santachiara und Rodolfo Dordoni für sich arbeitenlässt.
«Der Vorteil dieser Kunststoff-Töpfe ist, dass sie frostsichersind und Regenwasser problemlos absickern kann, sagt DieterWesterbarkei von dem Unternehmen Elmar Flötotto aus Gütersloh, dasdie Serralunga-Töpfe in Deutschland vertreibt. Außerdem seiKunststoff wesentlich leichter als etwa Steingut - entsprechendleichter ließen sich auch große Töpfe verschieben.
Vor allem aber lässt sich Kunststoff so flexibel formen wie kaumein anderer Werkstoff. So verjüngt sich die von Denis Santachiaraentworfene «Santavase» beispielsweise wie ein Kreisel spitz nachunten. Mittels ihrer Stahlspitze wird sie im Boden verankert - undscheint wie eine Pflanze direkt dem Boden zu entspringen.
Traditionelle Formen in Übergröße hat dagegen Rodolfo Dordoni mitden Gefäßen «Ming High» und «Ming Low» aufgegriffen. Einen Meter hochsind die großzügig bemessenen Kunststoffvasen. Dordoni hat sie vorallem als Töpfe für Kakteenpflanzen entworfen - «dornig und saftig»,wie sie seien, stellten diese Pflanzen einen Kontrast zu den weichenund fließenden Formen der Gefäße dar.
Fast schon verschwindend klein wirkt dagegen die Serie «Earth»,die James Irvine für den finnischen Hersteller Arabia gestaltet hat.Gedacht für Hobbygärtner, sollen in den kleinen Keramiktöpfen und deretwas größeren Pflanzschale Küchenkräuter angepflanzt werden.