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Zeitarbeit für Ältere: Alternative zum Warten auf die Rente

Von Carina Frey 30.01.2008, 08:00

Nürnberg/dpa. - Seinen Job zu verlieren, ist bitter. Mit 55 Jahren arbeitslos zu werden, ist eine Katastrophe. Viele Personaler klappen die Bewerbungsmappe zu, sobald sie das Alter sehen. Zeitarbeitsfirmen können dann eine Alternative sein.

«Die Chancen für Ältere sind bei der Leiharbeit größer geworden», sagt Lutz Bellmann vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg. Allerdings findet nicht jeder einen Job - und die Chancen, von einer Firma übernommen zu werden, sind begrenzt.

Im Jahr 2006 waren 11,5 Prozent aller Leiharbeitnehmer zwischen 50 und 64 Jahre alt, sagt Bellmann. 1997 lag der Anteil der Älteren noch bei 8,5 Prozent. Es gibt also eine deutliche Steigerung. Bezogen auf die Gesamtzahl aller Einstellungen, ist die Zeitarbeit aber immer noch eine Nische: Pro Jahr gebe es rund 700 000 Einstellungen Älterer, auf die Leiharbeit entfielen lediglich rund 10 000, so der IAB-Experte. «Trotzdem würde ich es bei der Zeitarbeit probieren.» 

Denn nach wie vor zögerten viele andere Firmen, Ältere einzustellen. «Befragt man Unternehmen, sagen die oft, dass ihnen das Alter von Bewerbern eigentlich egal ist», sagt Bellmann. «Aber sie stellen Ältere trotzdem nicht ein.» Leiharbeitsfirmen seien weniger zögerlich.

14 Monate Arbeitslosigkeit und rund 70 Bewerbungen hatte ein Maschinenbautechniker aus Berlin, der seinen Namen nicht nennen möchte, hinter sich, als er sich an die Zeitarbeit wandte. «Ich hatte mit 52 Jahren meinen Job verloren. In Bewerbungsgesprächen wurde mir zum Teil gesagt: Sie sind zu alt», erzählt er. Bei der Zeitarbeit bewarb er sich auf eine normale Arbeiterstelle. Mehr als zwei Jahre arbeitet er nun als Leiharbeiter bei Siemens in Berlin.

Auf der einen Seite sei es gut, wieder eine Arbeit zu haben, sagt er. Auf der anderen Seite entspricht die Stelle bei weitem nicht seinen Qualifikationen. Die Kollegen seien nett, und die Teams arbeiteten auf Augenhöhe. Aber es bleiben Unterschiede zwischen den regulär Angestellten und den Leiharbeitern. «Das fängt an beim Geld und den Urlaubstagen.»

Felix Weitenhagen vom Betriebsrat im Siemens-Schaltwerk sieht die Leiharbeit kritisch: Von der gesamten Belegschaft sind inzwischen fast 30 Prozent Leiharbeiter. Obwohl die Zeitarbeitnehmer die gleiche Arbeit machen, verdienten sie 40 bis 50 Prozent weniger als ihre Kollegen. Hinzu komme die Unsicherheit. «Ein Anruf, und die Kollegen sind weg und wissen nicht, wo der nächste Einsatzort ist.»

Das Alter hat keine Auswirkungen auf die Flexibilität, hält Petra Timm vom Personaldienstleister Randstad in Eschborn bei Frankfurt/Main dagegen. «Es gibt keinen Unterschied, ob jemand 25 oder 55 Jahre alt ist.» Bei Randstad seien rund zwölf Prozent aller Zeitarbeitnehmer älter als 50 Jahre.

Auch wenn die Zeitarbeit selbst nicht zu einem neuen, regulären Job führt, sieht Lutz Bellmann positive Effekte: «Man fällt nicht ganz aus dem Netz heraus», sagt der Forscher vom IAB. «Ein Einsatz bei der Zeitarbeit zeigt potenziellen Arbeitgebern, dass man mit den verschiedenen Anforderungen umgehen kann und flexibel ist - auch im Kopf.»

Bundesverband Zeitarbeit: www.bza.de