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Wohnverhältnisse in Deutschland Wohnverhältnisse in Deutschland: Die Eigentümer haben die Mieter überholt

21.07.2004, 18:01
Deutschland galt bislang als Mieterland. Ein Blick darauf, wie viele Bürger tatsächlich in den eigenen vier Wänden wohnen, beweist das Gegenteil: Die Deutschen wohnen mehrheitlich in der eigenen Immobilie. (Grafik: dpa)
Deutschland galt bislang als Mieterland. Ein Blick darauf, wie viele Bürger tatsächlich in den eigenen vier Wänden wohnen, beweist das Gegenteil: Die Deutschen wohnen mehrheitlich in der eigenen Immobilie. (Grafik: dpa) Landesbausparkassen

Berlin/MZ. - Der scheinbare Widerspruch zu den bekannten Größenordnungen der Wohneigentumsquoten erklärt sich so: Tatsächlich lebten zwar auch 2003 "nur" 44 Prozent der Haushalte in den eigenen vier Wänden. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass die Eigentümerhaushalte größer sind als die Mieterhaushalte; vor allem Familien mit Kindern wohnen seltener zur Miete. Deshalb liegt die personenbezogene Wohneigentumsquote in der Regel fast zehn Prozentpunkte höher als die haushalts- oder wohnungsbezogene Quote.

Bereits in elf der 16 Bundesländer lebt die Hälfte der Bevölkerung oder ein teilweise deutlich größerer Anteil in den eigenen vier Wänden. Im Saarland ist es sogar fast eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Auch in Ostdeutschland gibt es mit Thüringen eine Region, in der die Wohneigentümer bereits klar "das Sagen haben". In Sachsen-Anhalt ist die 50-Prozent-Hürde erreicht.

Nach Einschätzung der LBS verdient der rasche Aufholprozess in Sachen Wohneigentumsbildung in den neuen Bundesländern besondere Aufmerksamkeit. Wohnte dort unmittelbar nach der Wende nur gut jeder vierte Haushalt im Wohneigentum - was dem Stand des Jahres 1950 in Westdeutschland entsprach - sind es mittlerweile 37 Prozent der Haushalte, aber bereits 45 Prozent der Einwohner im Beitrittsgebiet. Trotz hoher Arbeitslosigkeit und niedriger Durchschnittslöhne haben hier zwei Faktoren zur Trendwende geführt: Zum einen die Privatisierung vorhandener Wohnungsbestände, vor allem aber auch eine großzügige Baulandpolitik der Kommunen und der dadurch verschärfte Wettbewerb zwischen Bauträgern.

In Verbindung mit günstigen Grundstückspreisen und Baukosten sowie einer gerade hier besonders gut wirksamen Wohneigentumsförderung konnten viele Menschen nach Jahrzehnten systematischer Behinderung der individuellen Wohneigentumsbildung in der DDR jetzt ihren Eigentumswunsch verwirklichen. Die personenbezogene Analyse der Wohneigentumsquoten zeigt darüber hinaus, dass neben den Rentnern die Kinder am häufigsten in eigenen vier Wänden wohnen. 15 bis 19-Jährige kommen - selbstverständlich in der Regel im Haushalt ihrer Eltern - auf eine Wohneigentumsquote von knapp 65 Prozent. Die zehn Jahre Älteren fallen dagegen auf eine Wohneigentumsquote von nur noch 25 Prozent ab, weil die meisten in diesem Alter bereits aus dem Elternhaus ausgezogen sind. In dieser Altersgruppe ist die Wohneigentumsquote in den letzten zehn Jahren auch nicht mehr angestiegen, weil gerade junge Haushalte immer öfter alleine wohnen bzw. als Paare länger als früher kinderlos bleiben.

Da in diesem Alter normalerweise nicht mit Erbschaften zu rechnen ist, dürften laut empirica die Perspektiven für die Wohneigentumsbildung in den nächsten Jahren nicht ohne weiteres besser werden. Gerade unter dem Aspekt der Alterssicherung durch Wohneigentum müssten hier jedoch von der heranwachsenden Generation eher noch größere Anstrengungen unternommen werden. Hierzu bedürfe es auch künftig einer wirksamen Unterstützung.

Auch die aktuelle Analyse der Wohneigentumsquote ändert nichts daran, dass die Wohneigentumsbildung in Deutschland immer noch weit hinter dem vorhandenen Potenzial zurückbleibt. Das zeigt nicht nur der Blick über die Grenzen. Sondern auch Marktuntersuchungen im eigenen Land machen deutlich, welche enorme Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit beim Thema Wohneigentum besteht. Die LBS erinnert in diesem Zusammenhang an eine aktuelle Umfrage von TNS Emnid, die erneut bestätigt hat, dass zusätzlich zu den bereits erfolgreichen Eigentümern rund 60 Prozent der Mieter lieber in eigenen vier Wänden wohnen würden.

Bauen, was das Zeug hält. Der geplante Wegfall der Eigenheimzulage hat die Zahl der Baugenehmigungen in Deutschland in die Höhe getrieben. (Foto: dpa)
Bauen, was das Zeug hält. Der geplante Wegfall der Eigenheimzulage hat die Zahl der Baugenehmigungen in Deutschland in die Höhe getrieben. (Foto: dpa)
ZB