Wohnen Wohnen: Porzellan-Design aus Berlin

Berlin/dpa.. - Stefanie Herings Markenzeichen sind klare, reduzierte Formen undDekore, zarte Durchbrüche und vor allem «Biskuit», wie unglasiertesPorzellan im Fachjargon heißt. Mit seiner rauen und leicht grünlichschimmernden Oberfläche bestimmte es bereits die ersten Kollektionender Designerin, die 1992 ihre eigene Werkstatt und 1999 schließlichdie Manufaktur «hering-Berlin» gründete - zusammen mit ihrem EhemannGötz Esslinger und der Keramikerin Wiebke Lehmann.
Erst mit der Eröffnung der eigenen Werkstatt konnte sie sich ganzihren Ideen widmen. «Heute sind die Farben noch reduzierter, dieFormen noch straffer», beschreibt sie die Entwicklung, die ihreEntwürfe in den vergangenen zehn Jahren durchlaufen haben. Porzellansei ein Material mit eigenen Gesetzen. Wer sie missachtet, wirdbestraft - etwa mit Schüsseln, die beim Brennen bersten, weil dieStatik nicht gestimmt hat.
Dennoch wagt sich Stefanie Hering immer wieder an hohe Gefäße oderriesige gedrehte Schalen. «Das sind Herausforderungen, denen man sichstellt und die nicht immer gelingen», erklärt die Designerin.Entsprechend hoch ist der Preis für diese Objekte zwischen Kunst undHandwerk - sie kosten mehrere 1000 Euro.
Neue Entwürfe entstehen angesichts der großen Nachfrage inzwischenin einer Art Kollektiv. Etwa 20 Neuheiten bringt die Manufaktur jedesJahr auf den Markt, unter anderem inzwischen auch eine Reihe vonLampen. Ist es Zeit für eine neue Kollektion, finden sich StefanieHering, Wiebke Lehmann und Götz Esslinger zu einem«Gedanken-Ping-Pong» zusammen, wie es die Designerin nennt. Aus dengemeinsam erarbeiteten Ideen entstehen dann - zunächst als Zeichnungam Schreibtisch - neue Entwürfe.
Geblieben ist trotz der rasant gestiegenen Nachfrage die Art derHerstellung: Nach wie vor entsteht in der Manufaktur alles inHandarbeit mit wenigen Mitarbeitern, alle Stücke sind Unikate. DieMöglichkeit, in einem überschaubaren Team eigene Entwürfeverwirklichen zu können, ist Stefanie Hering wichtiger als einbeständiges Wachsen der Firma. «Klein bleiben, aber dafür einegesunde Basis haben und bloß nicht Mainstream werden», formuliert sieihr Prinzip.
Dennoch sind Hering-Entwürfe nicht nur einem kleinen, feinenKundenkreis vorbehalten. Denn neben der Arbeit für ihre Manufakturentwirft sie auch für andere Hersteller wie etwa die Firma Rosenthalin Selb (Bayern). Obwohl ihr auch bei diesen Projekten großekünstlerische Freiheiten zugestanden werden, sei es doch ein ganzanderes Arbeiten, sagt Hering: «In der eigenen Firma tobt man sichaus.» Die Entwürfe für andere Unternehmen müssten dagegen denBedürfnissen des Kunden entsprechen und beispielsweise für diemaschinelle Herstellung geeignet sein.
Seinen Reiz hat beides, so die Designerin, genauso wie die Arbeitmit neuen Techniken oder Materialien: «Es macht mir Spaß, auch mitanderen Materialien zu arbeiten - ich will nicht nur auf Porzellanfestgelegt sein». Für die aktuelle Kollektion ihrer Manufaktur hatsie beispielsweise mit Gusseisen experimentiert. Ergebnis ist einschmaler Quader aus rauem Gusseisen, in den zarte Porzellangefäßeeingelassen wurden und der je nach Bedarf als Kerzenständer oder alsVase dient. Doch auch wenn Stefanie Hering Lust hat am Wandeln aufneuen Pfaden, einem Grundsatz bleibt sie treu: «Die Form muss auf denPunkt gebracht werden, egal für wen man entwirft».