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Wohnen Wohnen: Körbe aus Weidengeflecht

24.10.2005, 10:53
Ausbesserungsarbeiten beim Profi: Für ganz feine Arbeiten werden die Weidenruten in drei oder vier Schienen gespalten. (Foto: dpa)
Ausbesserungsarbeiten beim Profi: Für ganz feine Arbeiten werden die Weidenruten in drei oder vier Schienen gespalten. (Foto: dpa) Jens Schierenbeck

Michelau/Lichtenfels/dpa. - «Einer der Vorteile von Korbwaren ist, dass sie sich injede Stilrichtung im Haus gut einbinden lassen», sagt ElisabethLorenz vom Deutschen Korbmuseum in Michelau (Bayern). Daher eigenensie sich gut als Weihnachtsgeschenke. Mit etwas Übung lassen sichschlichte Körbe leicht selbst herstellen.

Seit rund 300 Jahren werden in der Region rund um MichelauWeidenruten zu Geflechten verarbeitet. Für ganz feine Arbeiten werdendie Ruten in drei oder vier Schienen gespalten. «Der Reiz diesesNaturprodukts liegt in seiner Verschiedenartigkeit: Die Weidensortenunterscheiden sich in Farbe und in Zähigkeit», erklärt Uwe Böker,Korbmachermeister und Lehrer an der Berufsfachschule fürKorbflechterein in Lichtenfels (Bayern). «Besonders beliebt istzurzeit grüne Weide.»

Entscheidend für Größe, Form und Materialstärke eines Korbes istder Verwendungszweck. «Je nachdem, was in den Korb gepackt werdensoll, kann es sinnvoll sein, ihn mit Stoff oder Folie auszuschlagen,so dass nichts durchrieselt», erklärt Böker. Eine Einlage ist inbestimmten Fällen auch sinnvoll, um die Weiden zu schützen. «Wennjemand einen Korb für Kaminholz braucht, empfehle ich, ein StückLeder oder notfalls Karton auf den Boden zu legen», sagt Korbflechter Dieter Deringer aus Neufra/Hohenzollern(Baden-Württemberg).

Der Korb muss seinem Benutzer gut in der Hand liegen. Darüberhinaus ist die Qualität der Verarbeitung entscheidend. «Wichtig istfür den Nutzer, dass er nirgends hängen bleibt», sagt Deringer.«Normalerweise wird ein Korb zuerst ganz fertig geflochten und dannausgeputzt, indem überstehende Rutenenden abgeschnitten werden.» Auchdie Augen einer trockenen Rinde können unangenehm spitz sein, wennsie nicht vom Korbmacher sorgsam geglättet wurden. Vor dem Kaufsollte deshalb sowohl die innere, als auch die äußere Oberflächevorsichtig mit der Hand überprüft werden.

Wer ein bisschen Geduld mitbringt, kann sich auch selbst in derKorbmacherei versuchen und mit Hand gefertigten Körben Freunde oderVerwandte beschenken. Volkshochschulen und einzelne Flechtwerkstättenbieten entsprechende Kurse an. Daneben gibt es zahlreicheHobbybücher, in denen die Flechttechnik Schritt für Schritt erklärtwird. «Ich würde Anfängern empfehlen, mit einem kleinen, runden,relativ niedrigen Korb aus möglichst dünnem Material zu beginnen»,schlägt Böker vor.

So schön die heimische Weide ist - sie erfordert viel Geschick undeinigen Aufwand in der Vorbereitung. «Je nach Sorte müssen Weiden biszu zwei Wochen eingeweicht werden», erläutert Korbflechter Deringer.Dafür sei ein großer Wasserbehälter wie eine Wanne im Garten, einTeich oder eine Regentonne erforderlich. «Notfalls muss man in dieserZeit auf die Badewanne verzichten.» Schwierig sind beim Flechten vorallem die Ansätze von einer Rute zur nächsten: Hier treffen jeweilseine dünne Spitze und ein dickes Stammende aufeinander.

Für Anfänger ist Peddig deutlich einfacher zu verarbeiten. DieRohre oder Schienen aus dem Holz der Rattanpalme zeichnen sich durchihre ebene gleichmäßige Form und ihre Länge aus. Dadurch sind wenigerAnsätze beim Flechten notwendig.

«Bei guter Qualität muss das Rohr nur ein- bis zweimal durchsWasser gezogen werden», erläutert Böker. Das hat allerdings zurFolge, dass Peddigrohr nicht wie eingeweichte Weide stundenlangbiegsam bleibt, sondern zügig verarbeitet werden sollte. Alshandwerkliche Grundausstattung sind für den Anfang ein Werktisch,Hammer, Drückerzange, Gartenschere und ein scharfes Messerausreichend.

Ob gekauft oder selbst gemacht - ein Minimum an Pflege tut jedemgeflochtenen Korb gut. «Ich reibe meine Korbwaren einmal im Jahr miteiner weichen Bürste und warmem Wasser mit Kernseife ab», erklärtLorenz. «Damit werden sie gereinigt und konserviert, weil dieKernseife rückfettend ist.» Anschließend sollten die Korbwaren aneinem schattigen Platz trocknen. Körbe, die den ganzen Sommer imFreien stehen, leiden unter den intensiven UV-Strahlen. «Sie werdenam besten einmal im Jahr mit einem schützenden Lasuranstrichversehen.» So bleiben sie auch noch über Jahre hinweg schön.