Wohnen Wohnen: Eine runde Sache: Wohnen im Wasserturm

Köln/dpa. - Nur wenige Minuten vom Hauptbahnhof entfernt steht der ehemaligeKölner Wasserturm aus dem Jahr 1872. Mit einem Durchmesser von 34Metern und einer Höhe von knapp 36 Metern galt der Ziegelbau einstals größter Wasserturm Europas. Eigentlich hat der Turm längstausgedient, trotzdem ist der Zulauf heute größer denn je. Denn seit1990 ist der Rotklinkerbau eine Nobelherberge, deren Gästeliste vonAlain Delon bis Madonna reicht.
Die Stardesignerin Andrée Putman aus Frankreich hat die gesamteInneneinrichtung des «Hotels im Wasserturm» exklusiv für diesen Ortentworfen. «Es ist ein bezauberndes, elegantes Gebäude. Erstaunlich,wenn man bedenkt, dass es sich ursprünglich um einen Turm zurWasserversorgung handelte», sagt die Designerin. Unter Putmans Regiewurden behutsam neue Elemente in das Denkmal geschützte Gebäudeeingefügt, um den eigenwilligen Charakter des Ortes zu bewahren. «Inmanchen Stockwerken sind die Fenster sehr klein. Das musste ich inmein Designkonzept einbeziehen und mit Tricks arbeiten: Viel Glas undSpiegel sowie gelbe Farbakzente lassen diese Räume großzügigerwirken.»
Eine weitere gestalterische Herausforderung war der tortenförmigeZuschnitt jedes einzelnen Hotelzimmers: «Sie müssen sich vorstellen,dass es nirgends einen rechten Winkel oder eine gerade Wand gibt.Deshalb sind die Möbel, die ich für den Turm entworfen habe, allesamtrund und kurvig.» Andrée Putman greift immer wieder die typischenRundbögen und Zylinder auf, selbst bei Einbauten, Türbeschlägen undLeuchten.
Auf ganz andere Art fasziniert der 44 Meter hohe, im Grünengelegene Wasserturm von Eichwalde bei Berlin. Rundum einen freienAusblick zu haben, davon haben Wolfram und Jutta Schleicher schon zuDDR-Zeiten geträumt. Von den Erfahrungen beim Umsetzen ihres Wunschesberichtet Familie Schleicher in dem Bildband «Der Traum vom anderenWohnen» (Sabine Böhne/Inge Behrens: Der Traum vom anderen Wohnen. Vonder Almhütte bis zum Zirkuswagen, Gerstenberg-Verlag, Hildesheim,ISBN 3-8067-2874-7, 49,90 Euro).
Den Nutzbau aus dem Jahr 1912 kannte der promovierte Bauingenieuraus seinen Kindertagen. Fasziniert von dem Gedanken, sich innerhalbder DDR einen individuellen Freiraum zu schaffen, klopfte er an dieTür des örtlichen Amtes für Wasserwirtschaft. Als Bauingenieur hatteSchleicher den Vorteil, das Objekt, das zuvor nie zu Wohnzweckengenutzt wurde, selbst umbauen zu können.
Er ließ sich nicht abschrecken, obwohl es an allem fehlte: In derMitte des Turmschaftes stand ein viereckiges Ungetüm von Treppenturmaus Stahlprofilen. Dach und Fenster waren kaputt, Strom, Heizung undWasseranschlüsse fehlten ganz. «Wir bekamen den Turm nur, weil derStaat ihn nicht haben wollte», stellt Schleicher nüchtern fest.
Zunächst klärte die Staatssicherheit, dass man von dem Bauwerk ausnichts Geheimes beobachten konnte. Mittlerweile nagte der Zahn derZeit unaufhörlich an dem Gebäude, und Jutta und Wolfram Schleichermussten mit ersten Ausbesserungsarbeiten anfangen, lange bevor derKauf perfekt war. «Wir haben dort viele Sonnenuntergänge und-aufgänge erlebt», erinnert sich Wolfram Schleicher. Aber erst 1990erhielt er seinen Kaufvertrag und musste nun, nach der Wende, dasnicht eingeplante Geld für den Erwerb des Baugrundes zusammensparen.
Deshalb wurde erst 1992 die erste Decke eingezogen, 1996 konnteFamilie Schleicher einziehen. Das zwölfeckige erste Geschoss ist mitseinen 40 Quadratmetern der größte Raum. Dort liegen Küche, Wohn- undEsszimmer. «Hier spielt sich das meiste Leben ab», sagt JuttaSchleicher.
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